Meschede. Im Hochsauerland erklingen Schützenfest-Rufe: ein Einblick in Tradition, Königswürde und geheime Kosten mit dem Mescheder Kreisoberst.

„Horrido!“, schallt es unentwegt dieser Monate durch die Dörfer des Hochsauerlandes und auch durch das Stadtgebiet Meschede. Die Sommermonate sind traditionell Schützenfestsaison. Überall hängen nun Fahnen und Wimpel an den Straßen, manch ein lustiger Schützenbruder hängt ein Schild mit „Achtung, Schützenfest“ auf; darunter ein rotes Dreieck mit einem offenbar betrunken kriechenden Strichmännchen.

Schützenfest ist mehr als Bier trinken

Das betrunkene Männchen persifliert hervorragend das, was die mithin hohen Verbrauchszahlen Pils bestätigen. Doch ein Schützenfest ist weitaus mehr als nur gesellig auf Bierzeltgarnituren sitzen, Bier trinken und zu der Musik einer Blaskapelle schunkeln.

Die Freude ist meist groß, wenn der neue König ermittelt wurde.
Die Freude ist meist groß, wenn der neue König ermittelt wurde. © WP | Joshua Kipper

Spätestens dann, wenn es in den Dörfern mitunter stundenlang knallt, dann weiß der Sauerländer, dass gerade ein neuer Regent ausgeschossen wird. Ein unschuldiger Holzvogel im Kasten wird beschossen, bis er irgendwann völlig zerfetzt herunterfällt. Horrido, das Dorf hat einen neuen König! Fast immer ist dann der Jubel unter der Vogelstange groß.

Viele Kostenpunkte

Doch was kostet so eine Königswürde eigentlich? Als Majestät besucht man schließlich auch viele andere Schützenfeste der befreundeten Vereine. Und am Ende der Regentschaft steht der Umzug durch das heimische Dorf an. Die Frauen tragen beim Schützenumzug opulente Kleider und die Getränke möchten auch bezahlt werden.

„Das ist in jedem Verein unterschiedlich und kein Schützenkönig würde je erzählen, was er als Regent gezahlt hat“, sagt Kreisoberst Frank Schröder. Er kennt sie fast alle. Als Oberhaupt des Kreisschützenbundes Meschede ist er Vertreter des Bundes aus 43 Mitgliedsvereinen in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg.

Frank Schröder, Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede.
Frank Schröder, Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede. © WP Meschede | Kaspar Kaemper

Viele Kosten werden umgelegt

Ihm zufolge ist es das wohl am besten gehütete Geheimnis des Schützenwesens. „Pauschal lässt sich auch kaum sagen, was es kostet, Schützenkönig zu werden.“ Schröder zufolge handhaben die Vereine die notwendigen Kosten immer unterschiedlich. Auch habe nicht jeder Verein oder König einen Hofstaat, oder zumindest keinen großen. „Wenn jemand einem Kegelclub beispielsweise angehört, dann bekommt der wahrscheinlich eher einen großen Hofstaat zusammen, als jemand, der einen vergleichsweise kleinen Freundeskreis hat.“

Auch die Frage, ob der König die Getränke bezahlen müsse, beantwortet Schröder ausweichend: „Meist wird es ja so gemacht, dass jeder einen Zehner in die Runde schmeißt und davon werden dann die Getränke bezahlt. Wenn dann der König entscheidet, dass er mehr geben möchte, dann ist das seine freie Entscheidung.“ Außerdem werde meist vereinbart, dass der Hofstaat einen gewissen Betrag, meist der gute alte Fuffi, also 50 Euro, in einen Topf geschmissen werden, womit viele Kosten bereits gedeckt seien.

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Schröder beobachtet, dass immer weniger Anwärter unter der Vogelstange stehen, als früher: „Wenn jemand aufgrund der befürchteten Kosten davor scheut, König zu werden, dann finden die meisten Vereine auch eine Lösung dafür.“ Auch aus diesem Grunde ist er sich sicher, dass keiner öffentlich zugeben werde, was er als König bezahlt habe. Schließlich käme man schnell in die Situation, dass man für andere zu viel oder zu wenig bezahlt habe. Es bleibt also wirklich ein gut gehütetes Geheimnis, was es kostet, Schützenkönig zu sein.

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