Meschede. Meschede hat die Biotonnen kontrolliert und jede Menge Fehlwürfe gefunden. Was das für Folgen hat und wie es jetzt weitergeht.

Über zwei Wochen hat die Stadt Meschede die Biotonnen ihrer Bürger kontrolliert und mit Plakaten für die korrekte Biomüll-Entsorgung geworben. Der Grund: Im Kompostwerk „Hellefelder Höhe“ gab es zu viel Müll, der dort nicht hingehörte, darunter Hundekot, Plastik und Tüten, die zwar verrotten, aber nicht schnell genug. Pressesprecher Jörg Fröhling erläutert die Ergebnisse und erklärt, wie es jetzt weitergeht.

Welche Fehlwürfe haben die Mitarbeiter der Stadt bei ihren Kontrollen vor allem gefunden?

In den Biotonnen wurden überwiegend Biofolienbeutel, bzw. Plastikbeutel oder Plastikverpackungen um Bio-Abfälle vorgefunden. Ein weiterer ärgerlicher Punkt waren Hundekotbeutel, die von – nicht zum Haushalt gehörenden - Spaziergängern - eingeworfen wurden. Die Tonnen wurden daraufhin nicht entleert. Hundekotbeutel gehören wegen der Plastikbeutel und auch aus hygienischen Gründen in die Restmülltonne. Für die Betroffenen war das umso ärgerlicher, da deren Biotonnen sonst zum größten Teil richtig befüllt waren.

Biotonne
Die Tonnen, die stehenblieben, erhielten spezielle Hinweise. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Die Bürger verstehen nicht, warum die Folienbeutel nicht kompostierbar sind.

Das stimmt. Es gab dazu beim Fachbereich Infrastruktur wiederholt telefonische Rückfragen, warum diese nicht zulässig seien und vor allem, warum der Einzelhandel diese überhaupt verkaufen darf? Den zweiten Teil der Frage kann eine Kommunalverwaltung natürlich nicht beantworten – beim ersten Teil müssen wir darauf verweisen, dass Biofolienbeutel nicht verwendet werden dürfen, solange sie keine passende Verrottungszeit aufweisen. Die Zeit im Kompostwerk zur Verrottung beträgt sieben Wochen – die vermeintlichen Bio-Beutel benötigen aber zehn Wochen und müssen mühsam aussortiert werden. Die Stadt Meschede beabsichtigt, nach Auswertung der Ergebnisse gemeinsam mit den Entsorgungsunternehmen die übergeordneten Stellen auf diese Problematik hinzuweisen.

Jörg Fröhling, Pressesprecher Stadt Meschede.
Jörg Fröhling, Pressesprecher Stadt Meschede. © Stadt Olsber | Stadt Olsberg

„Grundsätzlich soll es vermieden werden, den wertvollen Biomüll zur Restmülldeponie zu bringen. Biomüll ist nicht einfach nur Müll, es ist ein Abfallprodukt, aus dem Energie und wertvoller Kompost gewonnen werden kann. “

Jörg Fröhling
Pressesprecher der Stadt Meschede

Was hat die Kampagne gekostet?

Die Kampagne wurde aus Einsparungen im Gebührenhaushalt und dem Budget Öffentlichkeitsarbeit des Fachbereichs Infrastruktur finanziert. Für die Bürgerinnen und Bürger entstehen keine Zusatz-Kosten.

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Vor allem die angeblich kompostierbaren Plastiktüten fallen in der Kompostieranlage zur Last. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Was kosten die Fehlwürfe für die Verursacher?

Wurden Biotonnen falsch befüllt, konnten die Bürgerinnen und Bürger während der Kontrollen eine Sonderleerung ihrer Tonne für 25, Euro bestellen. Ist der Biomüll zu stark mit sogenannten Störstoffen durchsetzt, muss dieser als Restmüll entsorgt werden, was zu deutlichen Mehrkosten führt. Auch hier kann eine Sonderleerung in der Restmüllwoche kostenpflichtig beauftragt werden.

Was hat die Kampagne verändert? Bemerken Sie eine größere Sensibilität?

Es kamen beim Fachbereich Infrastruktur viele Rückfragen zu den Biofolienbeuteln auf. Viele Bürgerinnen und Bürger haben die Problematik aber jetzt verstanden. Bei nachfolgenden Störstoffkontrollen wurde festgestellt, dass immer mehr nun den Biomüll in Zeitungspapier oder Papiertüten verpacken und entsorgen. In den Wochen, in denen der Biomüll abgefahren wird, kontrolliert die Stadt mit eigenen Mitarbeitern die Biotonnen stichprobenweise weiterhin. Seitdem bleiben immer weniger Tonnen wegen Fehlbefüllung stehen. Und die Tonnen, die weiterhin falsch befüllt sind, gehören meist zu großen Mehrparteienhäusern. Zu dieser Problematik steht die Stadt Meschede bereits in Kontakt mit den Wohnungsgesellschaften, um eine Lösung zu finden.

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Das Bild zeigt Bioabfall am Kompostwerk vor den Kontrollen. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Kann nicht jeder Bürger auf die Biotonne verzichten und dann eben mehr bezahlen?

Die Frage lässt sich nicht rein finanziell betrachten. Grundsätzlich soll es vermieden werden, den wertvollen Biomüll zur Restmülldeponie zu bringen. Biomüll ist nicht einfach nur Müll, es ist ein Abfallprodukt, aus dem Energie und wertvoller Kompost gewonnen werden kann. Dazu kommt, dass die Entsorgung von Restmüll viel teurer ist als Biomüll. Das wollen die meisten nicht tragen. Außerdem gibt es den Anschluss- und Benutzungszwang, der besagt, dass alle man verpflichtet ist, Abfälle der kommunalen Abfallentsorgungseinrichtung zu überlassen. Dabei geht es um Restmüll, Papiermüll und Biomüll.

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Der Bioabfall in der Kompostieranlage Hellefelder Höhe nach den Kontrollen. Offenbar haben die Kontrollen gewirkt. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Wie oft darf der Entsorger die Tonne stehenlassen? In anderen Kommunen hieß es, beim zweiten Mal müsse sie aus Hygienegründen mitgenommen werden.

Eine entsprechende Regelung ist der Stadtverwaltung Meschede nicht bekannt.

Welche Folgen haben die Fehlwürfe für die Bürger?

Eine nicht ordnungsgemäße Befüllung der Biotonnen wird sich in steigenden Gebühren für alle niederschlagen.

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Mt diesen Plakaten hatte die Stadt für die korrekte Befüllung geworben. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

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Hintergrund

Die Aktion fand zum jetzigen Zeitpunkt statt, da sich im Mai 2025 die Bioabfallverordnung ändert. Dann haben Kompostwerke die Möglichkeit, Bioabfallanlieferungen mit zu vielen Störstoffen nicht mehr annehmen zu müssen. Ganze Wagenladungen aus Meschede müssten zur Restmüllentsorgung gebracht werden, was hohe Mehrkosten verursachen würde. Gerade davor wollte die Stadt Meschede schon jetzt - mit einem Jahr Vorlaufzeit - die Bürgerinnen und Bürger schützen und sie sensibilisieren, Abfälle richtig zu trennen.

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