Meschede. Iris Schürmann belebt seit 2022 Meschedes Innenstadt mit ihrer Brasserie „Herz über Kopf“. Wie sie auf die Entwicklung blickt.
Iris Schürmann hat sich vor zweieinhalb Jahren als Seiteneinsteigerin einen Traum erfüllt und die Brasserie und Cafébar „Herz über Kopf“ in der Mescheder Fußgängerzone eröffnet. Sie war damals die Erste, die vom Sofortprogramm für Innenstädte profitierte, das Ende 2023 auslief. Im Interview wünscht sie sich weitere Unterstützung für alle, die die Innenstädte beleben.
Sie waren damals als Seiteneinsteigerin in die Gastronomie gewechselt. Eine gute Entscheidung?
Ich kann nur jedem empfehlen, etwas Neues, das man sich wünscht auch auszuprobieren, damit man nicht eines Tages mit sich hadert, es nicht versucht zu haben. Allerdings ist die Selbstständigkeit sehr herausfordernd und vor allem die Gastronomie bei den heutigen Rahmenbedingungen sehr schwierig, aber trotz allem macht es auch sehr viel Spaß.
In Ihren Anfängen galt in der Gastronomie eine reduzierte Mehrwertsteuer von 7 Prozent. Zum Jahresanfang wurde sie auf 19 Prozent erhöht.
Das war eine echte Katastrophe! Ich musste nach gut einem Jahr alle Preise erhöhen, die Speise- und Getränkekarten neu drucken und die Internetseite ändern. All‘ das machte viel Arbeit und verursachte hohe Kosten. Zudem hat nicht jeder Gast das Verständnis für die Vorgaben der Politik, denn die Gäste sehen nur die gestiegenen Preise und verstehen nicht, dass wir Gastronomen nichts davon haben.
Sie haben aber vom Förderprogramm für die Innenstadt profitiert, das vor allem bei der Miete Entlastung bot. Hat das geholfen.
Auf jeden Fall, aber es war zu kurz. Ich würde mir wünschen, dass man als Existenzgründer, der die Innenstadt belebt, auch noch länger unterstützt wird, denn die Anfänge sind schon hart und kostenintensiv, und diese Situation ist auch zwei Jahren nach Gründung immer noch sehr herausfordernd. Auch vom Stadtmarketing würde ich mir mehr Unterstützung wünschen.
„Ich würde mir wünschen, dass man als Existenzgründer, der die Innenstadt belebt, auch noch länger unterstützt wird, denn die Anfänge sind schon hart und kostenintensiv. Auch vom Stadtmarketing würde ich mir mehr Unterstützung wünschen.“
Inwiefern?
Dass beispielsweise das Innenstadtdinner wieder aufleben würde. Das war eine tolle Veranstaltung, mit der man viele Besucher - Gäste und Auswärtige - in die Stadt holen konnte. Wir hatten uns beim letzten Mal bereiterklärt, mitzumachen. Kurzfristig wurde es dann abgesagt, weil sich nicht genügend Gastronomen fanden, die mitmachen wollten. Das war sehr schade. Mehr Veranstaltungen, mehr offene Sonntage wären super.
Wo sehen Sie noch Probleme?
Die Leerstände sind weiterhin ein echtes Drama. Wir merken schon, dass deutlich weniger Menschen in die Stadt kommen, um shoppen zu gehen und dann bei uns gemütlich unser Angebot zu genießen. Auch da würden wir uns von der Stadt mehr Engagement wünschen, und auch die Hauseigentümer sind da in der Pflicht, sich noch mehr zu hinterfragen und proaktiv den Leerstand zu bekämpfen. Vor allem die teilweise sehr hohen Mieten sind nicht mehr zeitgemäß – hier gibt es ganz akuten Handlungsbedarf, um weitere Schließungen zu vermeiden.
„Auch die Hauseigentümer sind da in der Pflicht, sich noch mehr zu hinterfragen und proaktiv den Leerstand zu bekämpfen. Vor allem die teilweise sehr hohen Mieten sind nicht mehr zeitgemäß – hier gibt es ganz akuten Handlungsbedarf, um weitere Schließungen zu vermeiden.“
Sie haben immer wieder das Angebot erweitert und umgestellt.
Das muss man. Wir haben jetzt Fassbier und Cocktails im Angebot, öffnen an zwei Freitagen im Monat, an Karneval oder zum Public Viewing auch abends und laden zweimal im Monat zum Frühstücksbüfett ein. Wir hatten schon geschlossene Gesellschaften für Trauungen, Beerdigungen, Club-Treffen und Geburtstage und machen auch Außer-Haus-Verkauf. Im Oktober machen wir zum ersten Mal bei der Kneipennacht mit und freuen uns auf einen tollen Abend mit hoffentlich vielen netten Gästen. Man muss dran bleiben und immer wieder Neues anbieten, um neue Gäste ins Café zu holen. Es gibt tatsächlich immer noch Mescheder, die nicht wissen, dass es uns gibt, obwohl unsere Werbung und Frequenz, vor allem in den sozialen Netzwerken, sehr hoch ist. Wir würden auch sehr gerne noch viel längere Öffnungszeiten anbieten, leider fehlen uns dazu, wie so oft woanders auch, die entsprechenden Mitarbeiter. Wir sind schon eines der wenigen Unternehmen in der Stadt, das ohne Betriebsruhe und sechs bis sieben Tage die Woche geöffnet hat.
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Gibt es ein gastronomisches Angebot, dass Sie sich für Meschedes Innenstadt noch wünschen würden?
Ein vietnamesisches oder japanisches Restaurant, das auch Sushi anbietet, wäre eine Bereicherung. Aber es fehlt auch die klassische deutsche Küche. Das merken wir immer, wenn Kunden abends, wenn wir um 18 Uhr schließen, fragen, wo sie denn jetzt noch hingehen können. Da fällt mir in der Innenstadt außer von Korff nicht viel ein. Gut immerhin, dass die Bullenhalle wieder geöffnet hat. Dönerläden haben wir definitiv genug.
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