Oberkirchen. Nach zehn Jahren wollen Peter und Silke de Vos den Schieferhof verkaufen. Doch der neue Besitzer muss nicht zwingend Hotelier sein.
„Unser Leben haben wir in Dekaden aufgeteilt“, scherzt Silke de Vos. Seit über 20 Jahren führen sie und ihr Mann, Peter de Vos, gemeinsam Hotelbetriebe - früher hatten sie ein Resort mit bis zu 50 Mitarbeitenden auf den Philippinen; vor zehn Jahren hat es sie nach Oberkirchen verschlagen. Jetzt, zehn Jahre später soll auch im Schieferhof Schluss sein - sie wollen den alten Gasthof verkaufen.
Dass sie hier gelandet sind? Eigentlich Zufall. Die Eltern des Paares leben zum Teil in den Niederlanden, zum Teil in Schleswig-Holstein - „und sie werden ja auch nicht jünger“. Deswegen sollte das Abenteuer Philippinen enden; ein Hotel in Europa sollte es stattdessen werden, oder ein Bed-and-Breakfast. Die Eifel stand zur Debatte, auch Nordholland war im Gespräch - oder Sizilien, wo Silke de Vos‘ Schwester lebt und arbeitet.
In das alte Gasthaus in Oberkirchen verliebt
Durch Zufall stößt das Paar auf den Schieferhof. „Eigentlich wollten wir etwas kleineres, kein ganzes Hotel mit Gastronomie“, gibt Peter de Vos zu. „Aber es ist so schön!“ Das alte Haus ist ursprünglich von 1749, seit 1800 wurde dort ein Gasthof betrieben; seitdem war es ein Familienbetrieb der Familie Schauerte Jostes.
Bis zum 1. November 2014 - damals kauften Silke und Peter de Vos das Hotel. Sie verliebten sich in die gemütliche Sauerlandstube, in die alte Bar und den wohnlichen Gastraum. Vor allem verliebten sie sich in die Aufteilung der Hotelräume. Auf zwei Etagen verteilen sich die 16 Zimmer des Hotels - und keines ist wie das nächste.
Das Einrichten ist eine Leidenschaft von Silke und Peter de Vos: Mit großer Liebe zum Detail haben sie die Zimmer eingerichtet, jedes ganz individuell in seinem eigenen Stil, aber auch die Kunst auf den Gängen ausgewählt. Ganz neu ist eine lebensgroße Pferdefigur aus Treibholz im Eingangsbereich.
Doch schon lange, das wissen die beiden, erreicht der Schieferhof nicht mehr sein volles Potential. „Früher hat der Vorbesitzer hier die Dorfkneipe betrieben - auch schonmal bis zwei Uhr nachts, wenn noch Gäste da waren“, erinnert sich Peter de Vos. „Aber das war für uns einfach nicht mehr machbar, wir mussten die Öffnungszeiten festlegen.“
Coronapandemie sorgt für Umstrukturierung
Und als dann die Coronapandemie kam und sie immer wieder schließen mussten, fällten sie eine Entscheidung: Sie würden es alleine machen, ohne Personal. Silke de Vos kümmert sich um das Housekeeping und den Service, während Peter de Vos für die Küche zuständig ist; das Frühstück wuppen sie zusammen. Für externe Gäste wird die Gastronomie gar nicht mehr geöffnet.
„An den Wochenenden öffnen wir, dazwischen haben wir immer ein paar Tage zu“, erklärt Peter de Vos. „Diese Work-Life-Balance ist uns sehr wichtig. Es macht uns zwar sehr viel Spaß, aber es ist auch viel Arbeit für zwei Personen.“
Was der neue Besitzer vom Schieferhof mitbringen sollte
Deswegen haben sie sich im letzten Jahr schweren Herzens dafür entschieden, einen Nachfolger für den Schieferhof zu suchen. „Das Haus hat so viel Potential“, schwärmt Silke de Vos. Mit etwas Elan könnte man sicher wieder die Gastronomie ans Laufen bekommen - in Oberkirchen gibt es nur noch wenige Möglichkeiten, außer Haus etwas zu Essen zu bekommen.
Die Hotellerie läuft gut, mit etwas mehr Werbung könnte man sicherlich alle Lücken schließen, überlegt Silke de Vos. „Der Käufer muss Respekt vor dem Haus mitbringen“, ist sich Peter de Vos sicher. „Am besten wären wohl junge Leute, vielleicht eine Familie, die Lust haben, den Schieferhof wieder richtig zu beleben.“
Denn für Silke und Peter de Vos stehen jetzt ruhigere Zeiten an: Sie wollen gern in den Norden Schleswig-Holsteins ziehen, oder nach Süddänemark, und dort Ferienwohnungen vermieten. Dann könnten sie immer noch das tun, was ihnen Freude bereitet, sie hätten aber auch mehr Zeit für sich: Peter de Vos träumt von Kochkursen, die er in seiner eigenen Lehrküche anbietet, Silke de Vos möchte gern ein eigenes Pferd kaufen. Gemeinsam wollen sie noch mehr Filme produzieren - Silke de Vos filmt, Peter de Vos schreibt das Drehbuch.
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„Aber wir wollen den Schieferhof auch nicht verscherbeln“, sind sich beide einig. Aktuell liegt die Preisvorstellung bei einer knappen Million Euro - nur Interessenten, die nachweisen können, dass sie bezahlen können, werden dem Ehepaar vorgestellt. „Wenn wir niemanden finden? Tja, dann müssen auch wir neue Ideen sammeln, wie wir den Schieferhof und unsere Ideen miteinander verbinden können.“
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