Meschede/Hochsauerlandkreis. Der Waschbär breitet sich im HSK immer weiter aus. Welche Probleme das kleine Raubtier mit sich bringt, ist oft noch gar nicht klar.
Der Waschbär ist zwar eigentlich ein amerikanischer Raubmarder, aber für viele Menschen mittlerweile nicht mehr aus dem heimischen Tierbestand wegzudenken: Er fühlt sich wohl, auch bei uns im Hochsauerlandkreis. Doch während die kleinen, plüschigen Tiere erstmal wirklich niedlich aussehen, führen sie doch oft zu Problemen. Welche das genau sind, erklärt Ansgar Wulf, Sprecher der Kreisjägerschaft.
„Invasive Arten stellen eine Bedrohung für die heimischen Ökosysteme dar und bedrohen die Artenvielfalt in diesen Lebensräumen“, erklärt er. Dazu gehört auch der Waschbär: Er macht gern Jagd auf Reptilien, Amphibien und seltene Vogelarten. Und dazu kommt, dass er ein Überträger von Wildkrankheiten und Parasiten ist - zum Beispiel der Spulwurm und Staupe.
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Wie problematisch das sein kann, zeigen Erfahrungen aus dem Kreis Höxter, so Ansgar Wulf: Dort sorge der Waschbär mit steigender Anzahl für einen deutlichen Einschnitt in die Populationen heimischer Amphibien- und Brutvogelarten. Um diese zu schützen, musste nicht nur der Waschbär bejagt werden, sondern auch neuer, geschützter Lebensraum für die bedrohten Arten, wie bodenbrütende Vögel und die Erdkröte, geschaffen werden.
Waschbären gelten zudem als sehr intelligent, heißt es auch im Jahresbericht 2020 des Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands. Sie suchen Orte, an denen sie leicht an Beute kommen, immer wieder auf.
Intelligente Tiere nutzen die Nähe zum Menschen
Das sorgt auch dafür, dass sie sich immer öfter in der Nähe des Menschen ansiedeln. „Obst- und Gemüsereste auf dem Kompost, aber auch tierische Abfälle, ziehen ihn magisch an“, warnt die Broschüre „Wilde Tiere in der Stadt“ vom deutschen Jagdverband. Auch Pferdeställe und Bauernhöfe, in denen offen zugänglich Katzenfutter steht, werden gern zum Revier auserkoren.
Grundsätzlich darf der Waschbär, anders als andere Neozoe, bejagt werden: Im Landesjagdgesetz NRW ist die Jagdzeit für Waschbären vom 1. August bis zum 28. Februar festgelegt; Jungwaschbären dürfen sogar das ganze Jahr über gejagt werden.
Waschbär darf bereits bejagt werden
Im HSK ist dabei eine deutliche Steigerung in der Jagdstrecke zu sehen: 2016/17 waren es noch 953 erlegte Waschbären, im Jagdjahr 2022/23 waren es 1511, also fast 600 Tiere mehr. In diesem Rahmen schwankt die Jagdstrecke in diesen Jahren. Nur zum Vergleich: Die Jagdstrecke des Fuchses, einem vergleichbaren Raubjäger, schwankt nur um rund 300 Tiere im Jahr zwischen 2016 und 2366 Tieren.
„Der Waschbär ist in vielerlei Hinsicht unserem heimischen Raubwild überlegen“, so Ansgar Wulf - vor allem durch den ausgeprägten Tastsinn seiner Pfoten und seine Kletterfähigkeiten. Seine Neugierde und Dreistigkeit sieht Wulf allerdings als Schwäche: „Dadurch ist er insbesondere mit der Fangjagd einfacher zu bejagen als mit dem Gewehr und ein Erfolg stellt sich schneller ein als bei einem misstrauischen Fuchs.“
Problem: Die richtige Jagdmethode ist nicht jedem Jäger erlaubt
Aber: Nicht jeder Jäger darf die Fangjagd ausüben, denn dafür braucht es eine gesonderte Fangjagdqualifikation. Außerdem ist sie teuer und zeitintensiv. Früher, so Wulf, war das noch eine normale Art, „dem räuberischen Fuchs im Hühnerstall“ Herr zu werden - heute aber sei der Konsument vom Verhalten der Raubjäger nicht mehr direkt betroffen.
So komme es immer wieder seitens von jagdkritischen oder gar jagdfeindlichen Organisationen, die Fangjagd oder die gesamte Raubwildbejagung zu verbieten. „Der Waschbär dient als plüschiger Werbeträger und es wird verneint, dass es sich um eine invasive Art handelt. Dies ist durchaus erfolgreich“, so Ansgar Wulf - sogar bis in die Jägerschaft hinein.
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Für die Jagd auf Raubwild wünscht sich Ansgar Wulf mehr Akzeptanz, ob nun gesellschaftlich oder politisch, und mehr Unterstützung. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen müssen stimmen: „Bewährte Jagdarten und -zeiten dürfen nicht weiter eingeschränkt werden.“ Nur dann kann die Population des Waschbären so kontrolliert werden, dass er sich nicht zu einem noch größer werdenden Problem entwickelt.
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