Ostwig. Laura Wegener hat beim Sicherheitsdienst LH Security einen wichtigen Posten. Ein Job in einer Branche, die längst keine Männerdomäne mehr ist.

Heute sitzt Laura Wegener an ihrem Schreibtisch in Ostwig: Personalplanung und Büroarbeit sind angesagt. Was eben so anfällt. Vor wenigen Minuten hat sie noch ein Vorstellungsgespräch geführt. Weil der Chef nicht da ist, liegt die Verantwortung fürs Unternehmen momentan in ihren Händen. Laura Wegeners Chef ist Ludger Hilgenhaus, Inhaber von LH Security und LH Personalservice. Seit 2014 arbeitet sie für ihn. Und inzwischen ist die 27-Jährige so etwas wie seine rechte Hand. Eine Frau in der Führungsposition einer Branche, die schon längst keine klassische Männerdomäne mehr ist. „Aber es wäre schon schön, wenn sich noch mehr Frauen bei uns bewerben würden“, sagt Laura Wegener und lacht.

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Eigentlich wollte Laura Wegener nach ihrem Abi bei den Bennis und ihrem Au-pair-Jahr in Paris ja in die Tourismusbranche. Doch es kam anders – weil Ludger Hilgenhaus ihr Potenzial erkannt hat, während sie für seinen Personalservice noch auf Veranstaltungen gekellnert hat. Ein knappes Jahr hat sie das nebenbei gemacht, dann ist sie auf Anraten des Chefs in die Sicherheitsbranche gewechselt. Die Arbeitszeiten seien zwar genauso bescheiden wie beim Kellnern, aber wenigstens sei der Job körperlich nicht so anstrengend, sagt Laura Wegener und lächelt. Schnell habe sie gemerkt, dass ihr die Arbeit liegt.

Erinnerung an den ersten Job

Die 27-Jährige erinnert sich genau an ihren ersten Job im Sicherheitsdienst. In einer Lippstädter Eventlocation musste sie während einer Veranstaltung den Notausgang überwachen. Keiner rein, keiner raus - eben nur im Notfall. „Das war schon ein mulmiges Gefühl“, erinnert sich Laura Wegener. „Trotz genauer Einweisung, weiß man ja nie, was auf einen zukommt.“ Doch der Abend lief glatt. „Alles easy!“ Es folgten weitere Aufträge: Sicherheitsdienste bei Schützenfesten, Karnevalsveranstaltungen und Oberstufenfeten, Streifendienste, Baustellen- und Objektbewachung. Das mulmige Gefühl verschwand, die Begeisterung für den Job stieg. Schnell leitete die 27-Jährige die Teams vor Ort. „Man wächst da so rein“, sagt sie. Und vor allem seien die Arbeit und die damit verbundenen Erfahrungen gut fürs Selbstbewusstsein. „Damals war ich nämlich noch ein kleines schüchternes Mädchen“, sagt Laura Wegener und lacht.

Das fällt angesichts ihrer heutigen Offenheit und Freundlichkeit tatsächlich schwer zu glauben. Aber genau diese Eigenschaften sind es, worauf es im Job vor Ort ankommt: Sicherheitsdienst habe nämlich mehr mit Kopf und Ausstrahlung zu tun als mit dicken Muckis. Grimmige Blicke, verschränkte Arme, breite Schultern: Es sind die klassischen Klischees über Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten. Das möge vor Jahrzehnten vielleicht mal so gewesen sein. „Heute ist es das längst nicht mehr.“ Gesetzt werde bei Problemen mit Gästen grundsätzlich auf Kommunikation und Deeskalation. Da helfe Freundlichkeit viel weiter als böse Blicke. Ein Lächeln zur richtigen Zeit könne manchmal Wunder bewirken.

Betrunkener Partybesucher wie von Sinnen

Und genau deshalb achtet Laura Wegener ebenso wie Ludger Hilgenhaus bei der Zusammenstellung der Teams immer auf eine gesunde Mischung von männlichen und weiblichen Mitarbeitern. Aus Erfahrung weiß die 27-Jährige inzwischen nur zu gut: Oft lassen sich männliche Gäste von einer weiblichen Sicherheitskraft deutlich schneller beruhigen. Oft! Aber leider eben auch nicht immer! So gut wie sich Laura Wegener noch an ihren ersten Job in Lippstadt erinnert, so genau erinnert sie sich nämlich auch noch an einen ihrer schlimmsten Abende: Bei einer Karnevalsveranstaltung im Jahr 2019 rastet ein völlig betrunkener Gast komplett aus. Weil er ein Glas nach einem anderem Gast geworfen hat, schreitet der Sicherheitsdienst ein. Mittendrin Laura Wegener.

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Wie von Sinnen schlägt, tritt und beißt der Gast um sich. Er verletzt nicht nur die 27-Jährige, sondern auch die Polizeibeamten, die der Sicherheitsdienst hinzugerufen hat. „Da war mit Deeskalation beim besten Willen nicht viel zu machen“, sagt Laura Wegener. Abgeschreckt hat sie das nicht. „Auch solche Situationen gehören leider nun mal zum Job. Damit muss man umgehen können.“ Immerhin sei es für sie persönlich bislang die einzige brenzlige Situation gewesen. Sie habe aber auch schon mit ansehen müssen, wie einem ihrer Kollegen die Nase gebrochen worden ist. Ebenfalls einer dieser unschöneren Momente, die glücklicherweise nicht die Regel sind.

Meister für Schutz und Sicherheit

Ob sie lieber am Schreibtisch sitzt oder bei Veranstaltungen für die Sicherheit der Gäste sorgt? Laura Wegener muss lange überlegen. „Das ist eine gute Frage“, sagt sie und kommt zu dem Schluss, dass sie eigentlich beides gleich gern macht. Beides habe seine Vor- und Nachteile. Aber beides mache eben auch eine ganze Menge Spaß. Und weil ihr der Job so viel Spaß macht, will sie nach der anfänglichen Sachkundeprüfung und ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Schutz- und Sicherheitsdienst an der Akademie für Sicherheit in Nürnberg gern noch ihren Meister für Schutz und Sicherheit machen. „Dann können wir auch selbst ausbilden“, sagt sie. Und wenn es nach ihr geht, dann eben auch sehr gerne mehr Frauen. Denn noch immer seien etwa lediglich 20 bis 30 Prozent der Beschäftigten im Sicherheitsdienst weiblich. „An dieser Zahl muss man einfach mal was ändern“, findet Laura Wegener.

  • Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei LH Security und beim LH Personalservice beschäftigt.
  • Seit dem Ukraine-Krieg häufen sich wieder Anfragen für die Überwachung von Flüchtlingsunterkünften. Es gehe darum, Präsenz zu zeigen und zu verhindern, dass Unbefugte das Gelände betreten. „Die Menschen sollen sich hier schließlich wohlfühlen“, sagt Laura Wegener.
  • Zu Laura Wegeners Aufgaben gehört unter anderem auch der Besuch der Kolleginnen und Kollegen vor Ort sowie der Besuch der Kunden. Daher ist sie auch während ihrer „Bürozeiten“ viel unterwegs.