Meschede. Nach dem Unwetter war in Meschede die Talsperre übergelaufen und es wird Wasser abgelassen. Das ist am Hennesee erlaubt und das ist verboten.

33 Jahre ist es her, dass die Hennetalsperre das letzte Mal nach einem Hochwasser unkontrolliert überlief. Nach dem Starkregen am Mittwoch, war es wieder soweit. Was das jetzt für Folgen für den Damm, für Meschede und die Freizeitsportler hat.

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Die Henne steht hoch zwischen Kreishaus und Innenstadt. Sandsäcke sichern die Häuser.
Die Henne steht hoch zwischen Kreishaus und Innenstadt. Sandsäcke sichern die Häuser. © Unbekannt | Brigitta Bongard

Die Polizei hatte in der Nacht auf Donnerstag getwittert: „Der Hennesee ist an einigen Stellen über die Ufer getreten. Es besteht jedoch keine Gefahr für die Anwohner und alle Bewohner können in ihren Häusern bleiben. Seien Sie dennoch vorsichtig und passen Sie auf sich auf.“

Ein unkontrollierter Überlauf, was heißt das jetzt?

Das Wasser läuft nicht mehr nur über Schieber und das Kraftwerk ab, sondern über eine feste Schwelle und zwar mit 28 Kubikmeter pro Sekunde. Als kontrollierten Überlauf hatte Christof Sommer, Betriebsleiter der Hennetalsperre, am Vortag noch den Wert von 12 Kubikmetern pro Sekunde genannt. Er rechnet damit, dass dieser unkontrollierte Überlauf nicht länger als einen Tag andauern wird.

Welche Folgen hat das für die darunter liegende Bebauung und die Stadt?

Der Überlauf der Hennetalsperre am Donnerstagmorgen um 6.30 Uhr. Zuletzt war die Henne im Jahr 1988 übergelaufen,
Der Überlauf der Hennetalsperre am Donnerstagmorgen um 6.30 Uhr. Zuletzt war die Henne im Jahr 1988 übergelaufen, © Privat | Christian Lettmann

Die Henne tritt im Hennepark und in den Henneauen über ihre Ufer, aber schon am Winziger Platz sind die Stufen nur noch überspült. In der Nacht hatte die Feuerwehr ein Wohnhaus unterhalb des Damms und ein weiteres Gebäude mit Sandsäcken abdichten können.

Ist ein solches Hochwasser für den Damm gefährlich?

Nach den ersten Nachrichten, dass die Henne überfließe, hatten sich Menschen besorgt an die Polizei gewandt, aus Angst, der Damm könnte brechen. Das war allerdings völlig aus der Luft gegriffen. „Das Dammbauwerk ist mehrfach, zum Teil automatisch, gesichert“, erklärt Sommer. „Da bräuchten wir ein viel extremeres Hochwasser, bevor der Damm gefährdet wäre.“ Anders als bei Deichen bestehe auch nicht die Gefahr, dass der Damm „aufweichen“ könne und unterspült werde. Zuletzt habe das Wasser der Talsperre 15 Zentimeter über Vollstau gestanden, relativ problemlos könne die Talsperre einen Meter über Vollstau aushalten. „Das hätte dann allerdings Folgen für die Altbauten in der Stadt. Dort würden die Keller vollaufen.“ Vorteilhaft sei auch, dass das Wetter Donnerstagvormittag windstill war. „So wurde das Wasser nicht noch zusätzlich gegen den Damm gedrückt.

Gibt es jetzt Einschränkungen für den Freizeitsport am See?

Nein. Der See ist klar und ruhig. An den erlaubten Stellen, also an der Badebucht und an der Badestelle in Mielinghausen darf man auch weiter schwimmen gehen. „Der Weg zum Wasser hat sich nur um rund einen Meter verkürzt.“ Stand-up-Paddeling, Rudern, Angeln, Segeln und auch die Fahrt mit dem Hennesee-Schiff sind weiter problemlos möglich.

Das Wasser schießt  durch den Überlauf am Henne-Damm in Meschede. 
Das Wasser schießt durch den Überlauf am Henne-Damm in Meschede.  © Privat | Hubertus Schulte

„Für alle Freizeitsportler aber gilt“, so betont Sommer, „dass sie Abstand halten müssen zu den Bauwerken, vor allem zum Damm und zum Überlauf.“ Dort könne sich im Moment auch eine gefährliche Strömung entwickeln. „Mit dem Schlauchboot in der Nähe des Damms zu paddeln, davon würde ich abraten.“ Dieses Verbot, sich den Bauwerken zu nähern, ist im übrigen keine neue Regelung, sondern gilt immer. Im Vorbecken sei zudem jede Menge Unrat, Äste und Treibgut angespült worden. „Dort ist das Wasser schlammig.“

Ist es gefährlich das Ufer zu betreten?

Es ist schwierig, weil der Wasserstand so hoch ist, aber nicht gefährlich. Man müsse nicht damit rechnen, dass das Ufer plötzlich irgendwo abrutscht, zumindest nicht an den Stellen, an denen der Zugang offiziell erlaubt ist. Auch das Trailern von Booten ist weiter möglich.

Welche Folgen hat das Hochwasser für die Ruhr?

Der Pegel an der Ruhr in Meschede stand in der Nacht bei 87 Kubikmeter pro Sekunde. Am Donnerstagmittag stand er bei 80 Kubikmeter pro Sekunde. Erstmal war er also gesunken. Noch sei nicht klar, so Christof Sommer, wie sich der Wasserstand dort weiter entwickelt. Es seien weitere Regenfälle angekündigt.

Bis Meschede nimmt die Ruhr Wasser aus einem 400 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet auf. Über die Henne könnten 100 Quadratkilometer geregelt werden. „Auf den Rest haben wir keinen Einfluss.“ Im weiteren Verlauf der Ruhr steigt der Pegel schon jetzt deutlich und unablässig an. „Wir wollen auf eine Welle nicht noch weiteres Wasser geben“, sagt Sommer. Es gehe darum, den Rückstau in die Henne zu vermeiden, damit nicht in Meschede die Keller vollaufen. „Das ist aber bei diesem Wasserstand noch kein Problem.“ Sommer sagt auch: „Das sind alles Momentaufnahmen.“

War die Talsperre zu voll?

Baden im Hennesee ist weiter erlaubt.
Baden im Hennesee ist weiter erlaubt. © WP | Ute Tolksdorf

Hinterher ist man immer schlauer. Die Talsperre hatte vor dem Starkregen mehr als eine Million Kubikmeter Freiraum, so Sommer. „In den vergangenen drei trockenen Sommern haben wir das Wasser, das jetzt überläuft, gebraucht, um die Trinkwasserversorgung im Ruhreinzugsgebiet zu sichern. Da hätte es sonst Versorgungsengpässe gegeben.“

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