Menden. Tausende haben in Menden die Bundestagswahl schon hinter sich, andere warten immer noch auf die Unterlagen. Allmählich wird‘s knapp.
Tausende Wählerinnen und Wähler in Menden haben den Urnengang zur Bundestagswahl bereits hinter sich, denn sie haben ihn postalisch erledigt. Andere Briefwählerinnen und Briefwähler warten unterdessen immer noch auf ihre längst beantragten Unterlagen. Allmählich wird‘s knapp.
Mendener Ehemann erhält Unterlagen, die Gattin in Münster nicht
Das erlebt auch die Wählerin, die an diesem Montagnachmittag mit wehenden Rockschößen und fragenden Augen in den Mendener Ratssaal kommt: „Guten Tag, kann man hier wirklich noch direkt wählen?“ Als Stadt-Mitarbeiter Mohammad Roston hinter dem Tresen freundlich bejaht, ist der Frau ihre Erleichterung anzusehen. Doch zugleich, sagt sie, verstehe sie das ganze Problem nicht: „Mein Mann hat in Menden schon zwei Tage nach seinem Briefwahl-Antrag die Unterlagen erhalten. Meine Sachen sind bis heute noch nicht da.“
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Schnelles Kreuzchen im Ratssaal: „Das wird mir sonst zu heiß“
Ihr Umschlag sollte von Menden nach Münster geschickt werden, erzählt sie weiter. Und dass der Brief auf die Reise gegangen ist, habe sie zwischenzeitlich sogar schriftlich bekommen. „Nur bleibt der Briefkasten unserer Zweitwohnung in Münster seitdem leer!“ Da sie aber auf jeden Fall wählen will und gerade in Menden ist, hat sie jetzt die Möglichkeit, ihre beiden Kreuzchen im Ratssaal zu setzen. Das macht sie auch schnell: „Alles andere wird mir jetzt zu heiß.“
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
Wahlamt muss doppelte Stimmabgaben verhindern
Sollte sie ihre Briefwahl-Unterlagen in Münster in dieser Woche noch rechtzeitig bekommen, muss sie die dann zerreißen, mahnt die Mendener Wahl-Organisatorin Sylvia Bastek. Außerdem trägt Mohammad Roston im Wählerverzeichnis ein, dass die Frau aus Münster bereits hier war – damit sie auf keinen Fall die Möglichkeit zum Schummeln bekommt und doppelt wählen kann.
„Mein Mann hat in Menden schon zwei Tage nach seinem Briefwahl-Antrag die Unterlagen erhalten. Meine sind bis heute noch nicht da.“
Rückmeldungen über ausbleibende Stimmzettel häufen sich
„Die Rückmeldungen über ausbleibende Briefwahl-Unterlagen häufen sich gerade bei uns“, bestätigt die Mendener Wahl-Chefin. Das liege zum einen daran, dass die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP ein gutes halbes Jahr vor dem eigentlichen Termin der Bundestagswahl im Herbst zerbrach. Die vorgezogene Neuwahl am 23. Februar bewirkt, dass Briefwählern zur Stimmabgabe fast zwei Wochen weniger haben als noch vor vier Jahren. Und jetzt, da der Abgabetermin naht, wird‘s offenbar bei vielen eng. Sylvia Bastek kann nur vermuten, dass das tatsächlich am Postweg liegt.
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Vorgezogene Neuwahl: In Menden 3000 Briefwähler weniger
Die verkürzte Briefwahl-Phase lässt unterdessen auch in Menden viele Wählerinnen und Wählern offenbar wieder den guten alten Sonntags-Spaziergang ins nahe Wahllokal ins Auge fassen. „Bei der letzten Bundestagswahl hatten wir etwa 16.000 Briefwählerinnen und -wähler, diesmal landen wir wohl nur bei etwa 13.000“, schätzt Bastek. Insgesamt sind in Menden knapp 40.000 Menschen wahlberechtigt.
Organisatorin: Einige Stimmzettel trudeln erst nach der Wahl ein
Grundsätzlich seien Bundestagswahlen erfahrungsgemäß die mit der höchsten Beteiligung, auch auf dem Postweg. Wie viele Stimmzettel aus Menden aber tatsächlich dort hängenbleiben könnten, kann Sylvia Bastek noch nicht sagen. Mittlerweile schließt sie tatsächlich nicht mehr aus, dass eine größere Anzahl ausgefüllter Stimmzettel erst an den Tagen nach der Wahl eintrudeln; das gelte vor allem bei Briefwahlen aus dem Ausland. Diese eigentlich korrekt abgegebenen Stimmen wären damit verloren. Nachträgliche Auszählungen gibt es nicht.
Ohne geht‘s nicht: Ins Wahllokal den Wahlschein mitbringen
Die Mendener Wahl-Organisatorin rät indes allen Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Unterlagen nicht mehr rechtzeitig bekommen, dringend dazu, am kommenden Sonntag auf jeden Fall mit ihrem Wahlschein an der Urne aufzukreuzen. Denn sonst dürfe man seine Stimme auch dort nicht mehr abgeben: „Wir könnten am Sonntag ja nicht mehr rechtzeitig im Wählerverzeichnis abgleichen, ob jemand schon mal gewählt hat.“ Und hier geht der Gesetzgeber auf Nummer sicher: Lieber gar keine Stimmabgabe als zwei. Für alle, die ganz auf die Briefwahl verzichtet haben, reichen übrigens Personalausweis oder Reisepass. Am besten mit der Wahlbenachrichtigung, es geht aber auch ohne.
Einzelner Laptop soll Schutz bieten vor Hackern und Kollaps
Erstmals bei einer Bundestagswahl schützt man sich bei der Stadt auch ganz bewusst gegen Hacker-Angriffe oder System-Zusammenbrüche in der EDV: „Wie schon bei der jüngsten Europawahl sind wir gehalten, Daten unabhängig vom System zu sammeln, um die Ergebnisse auf jeden Fall sicher an den Märkischen Kreis weitergeben zu können“, sagt die Organisatorin.
Ganz die alte Schule: Excel-Datei geht auf Stick ins Taxi
Eigens dafür steht am Sonntagabend im Bürgerbüro ein Laptop. Damit werden die einlaufenden Ergebnisse aus den Wahllokalen in eine Excel-Datei getippt. Die wiederum wird dann auf einen Daten-Stick übertragen. Und sollten an dirsem Abend dann wirklich alle Stricke reißen, könnte dieser Stick mit den Mendener Ergebnissen in die Kreisstadt Lüdenscheid gelangen.
Nicht auf dem Postweg übrigens. Sondern im Taxi.