Menden. 16-Jährige aus Menden absolviert als Stipendiatin Auslandsjahr in den USA. Wie ihr die Menschen dort begegnen – und wie sie die Wahl erlebt hat.

„Ich bin total dankbar für diese Möglichkeit und bin froh, dass es so ein tolles Programm gibt“, berichtet Anna Krefeld. Die 16-jährige Mendener Schülerin absolviert zurzeit ein Highschool-Jahr in den USA, genauer gesagt in der kleinen Stadt Geneva im Staat New York. Seit mittlerweile fünf Monaten lebt Anna dort in einer Gastfamilie im Rahmen des „Parlamentarischen Patenschaftsprogramms“ (PPP) des Deutschen Bundestages. Dies ist ein Jugendaustauschprogramm, welches schon 1983 ins Leben gerufen wurde und jedes Jahr Stipendien vergibt.

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Anna hatte bereits Monate zuvor an einem Auslandsaufenthalt in den USA Gefallen gefunden, weil viele Freunde davon berichteten und sie Englisch als Fach schon immer sehr gerne mochte. „Vor allem mein Onkel, der in Amerika studiert hat und schon immer ein Vorbild für mich war, hat mich sehr motiviert“, blickt die 16-Jährige zurück. Als ihr in ihrer Schule, dem Gymnasium an der Hönne, der Flyer des Stipendiums in die Hand gedrückt wurde, bewarb sie sich daraufhin auf gut Glück im Frühling 2023. Sie rutschte ins Ausschlussverfahren und wurde schließlich im Februar 2024 von dem heimischen CDU-Abgeordneten Paul Ziemiak ausgewählt. Die vorherigen Bedenken, ob sie in einem komplett fremden Land alleine zurechtkommen würde, schwanden mit der Zusage. „Eigentlich war da nur Freude in mir“, schildert die Stipendiatin.  

Es ist endlich so weit!

Am elften September 2024 ging die aufregende Reise für Anna endlich los. In Geneva angekommen lernte sie ihre Gastfamilie kennen, die sich herzlich aufnahm. An eine völlig andere Landschaft hätte sie sich nicht gewöhnen müssen, da Geneva mit seinen knapp 12.400 Einwohnern eher ein kleines Örtchen im großen Staat New York ist. Einige Herausforderungen blieben am Anfang allerdings nicht aus. Anna musste erstmal in die Sprache reinkommen und sich an die neue Schule gewöhnen.

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„Die Deutschen sind unfreundlich“

Vor ihrem ersten Schultag war die Stipendiatin ziemlich aufgeregt, wie die Schülerinnen und Schüler auf sie reagieren. „Die Leute dort haben eine ganz andere Mentalität als wir“, bemerkt Anna schnell. Sie seien Fremden gegenüber direkt sehr offen und interessiert an unserem politischen System und unseren Traditionen. Der Schülerin fällt auf, dass das Bild der Leute dort von uns Deutschen mit Vorurteilen behaftet ist. Sie bekam häufiger gesagt, sie sei ja gar nicht so unfreundlich, wie man es von den Deutschen erwartet. Diese klischeehaften Vorurteile halten einige Schüler und Schülerinnen dort allerdings nicht ab, mit Anna in der Schule Freundschaft zu schließen.

„Die Leute dort haben eine ganz andere Mentalität als wir.“

Anna Krefeld
Stipendiatin
Anna Krefeld
Die Stipendiatin und ihre Freundinnen beim Homecoming Footballspiel in der Midlakes High School im September 2024. © WP | Alilyona Westcott

Schulsport verbindet Menschen

Die Stipendiatin besucht dort die „Midlakes High School“. Ihr wird schnell klar, dass der Schulalltag mit dem aus ihrer Heimat wenig zu tun hat. Der Unterricht sei kommunikativer gestaltet und ließ mehr Raum für Diskussionen, als sie es bislang kennt. Anna schreibt die Prüfungen und Tests mit und wird auch benotet, sie seien allerdings einfacher als hier.  Die Stipendiatin beschreibt, dass die Auswahl der Fächer sehr viel Abwechslung bietet. Es gibt Kurse wie „Töpfern“ oder „Gewichte heben“. Der Unterricht beginnt in der „Midlakes High School“ um 7.30 Uhr und endet um 14.30 Uhr. Anders als hier, geht man dann aber noch nicht nach Hause. In den USA werden häufig innerschulisch Freizeitaktivitäten angeboten. Anna nimmt momentan am Indoor Track & Field teil, vergleichbar mit Bundesjugendspielen bei uns. Aktuell werden an der Schule acht Wintersportarten angeboten.

Anna Krefeld
Mit ihrem Team hat Anna bei den finalen Wettkämpfen der Swimming Sectionals in Rochester an der Webster Schroeder High School teilgenommen. © WP | Olivia Hannux

Die Schülerin hat auch mit ihrem Schwimmteam bereits an acht Wettkämpfen teilgenommen. „Die Leute hier leben für die Schulsportarten“, fasst die Schülerin zusammen. Durch das vielseitige Angebot an Aktivitäten und Veranstaltungen wie dem bekannten „Homecoming-Ball“ bleibt natürlich häufig kaum noch Zeit für die täglichen Hausaufgaben. „Vor 18 Uhr bin ich abends so gut wie nie zu Hause“, so die Stipendiatin. Sie scheint zwar in ihrem Alltag voll ausgebucht zu sein, schätzt den Teamsport aber auch sehr wert – er verbindet die Schülerinnen und Schüler viel einfacher und schneller.

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„Was würde ich nur ohne mein Handy machen?“

Einfach vernetzen kann sich die Stipendiatin auch mit ihrer Familie und ihren Freunden. Anna betont mehrmals, dass sie sich ohne die Unterstützung ihrer Familie vermutlich nicht auf dieses spannende Abenteuer eingelassen hätte. Sie steht im stetigen Kontakt mit ihnen– ob über Textnachrichten oder kurze Sprach- oder Videotelefonate. Es zeigt sich einmal mehr, dass die heutigen Möglichkeiten zur Vernetzung Gold wert sind – und das auch über den großen Teich. Auch zur Verständigung in den USA ist die Übersetzer-App auf dem Handy eine tolle Hilfestellung, die die Stipendiatin ungern missen will.

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Den Watkins Glen State Park besuchte die Stipendiatin bei einem Ausflug mit ihrer Gastfamilie. © WP | Kristine Ridley

Anspannung vor der Wahl Trumps

„Vor der Wahl muss ich sagen, hat man als Austauschschülerin eine bedrückte Stimmung gemerkt“, schildert Anna. Die Leute hätten durchblicken lassen, dass das Wahlergebnis alles ändern könnte, ob ins Positive oder Negative. Die Schülerin erzählt, dass die Leute in New York hauptsächlich demokratisch wählen, sie aber in einer Gegend wohnt, wo die politischen Meinungen auseinander gehen und dies auch spürbar ist. Proteste oder Demonstrationen erfuhr sie allerdings gar nicht. In der Schule hätten einige Schüler und Schülerinnen ihre Position mit Statement T-Shirts deutlich gemacht. Auch nach der Wahl hätte Anna bis jetzt noch keine Veränderungen im Alltag festgestellt, begründet dies aber mit der geringen Größe ihrer Stadt.

„Vor der Wahl hat man als Austauschschülerin eine bedrückende Stimmung gemerkt.“

Anna Krefeld
absolviert Highschool-Jahr in den USA

Macht ein Auslandsjahr!

Abschließend wirbt die Stipendiatin nochmal für das parlamentarische Patenschaftsprogramm und dessen tolle Angebote. Sie durfte im Dezember 2024 im Rahmen des Programms an einem Leadership Workshop teilnehmen, bei dem ihr das amerikanische Regierungssystem erklärt wurde. Anna empfiehlt es sehr, ein Auslandsjahr zu machen. „In meinem Alter ist es die perfekte Zeit“, sagt die Schülerin. Natürlich kommen zwischendurch Zweifel und Heimweh auf, man vermisst das eigene Bett oder ist traurig, den Geburtstag von seinen Freunden zu verpassen. Allerdings ist das total normal und gehört dazu, sagt die Schülerin.

„Man sollte diesen Schritt gehen und es ausprobieren, weil man es niemals bereuen wird.“

Anna Krefeld
empfiehlt, ein Auslandsjahr zu machen

„Man sollte diesen Schritt gehen und es ausprobieren, weil man es niemals bereuen wird“, fügt Anna hinzu. Sie habe viele neue Erfahrungen und Erinnerungen gemacht und sich auch persönlich sehr weiterentwickelt. Ihre Gastfamilie hat Anna jetzt schon in ihr Herz geschlossen und will den Kontakt auf jeden Fall halten.