Platte Heide. .
Als seine Mutter ihm vorschlug, sich für das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP) zu bewerben, war er zunächst alles andere als begeistert. Schließlich schickte Tyark Lehmkühler doch seine Bewerbung ab – und wurde ausgewählt. Jetzt ist der junge Mendener zurück aus den USA. Nach einem überaus turbulenten Jahr ist er mehr als froh, dass er damals doch dem Vorschlag seiner Mutter gefolgt ist.
Botschafter Deutschlands
„Tyarks Bewerbung stach damals schon unter allen anderen hervor“, erinnert sich die heimische Bundestagsabgeordnete (CDU) und Tyarks PPP-Patin Christel Voßbeck-Kayser. Er erfüllte Kriterien wie soziales Engagement, Vereinsarbeit und Kreativität – schließlich sollen die Austauschschüler „ja auch Botschafter Deutschlands sein“, so Christel Voßbeck-Kayser. Und so durfte Tyark nach dem Auswahlverfahren durch den AFS (American Field Service) und Christel Voßbeck-Kayser als Stipendiat für das Parlamentarische Patenschaftsprogramm in die USA fliegen.
Ein Jahr lang lebte der mittlerweile 17-Jährige in dem Städtchen Rome City in Indiana im Mittleren Westen der USA, besuchte dort die 1500 Schüler zählende East Noble High School. Im Unterricht kam Tyark gut mit, konnte auch etliche Sportarten – zum Beispiel Wrestling, Turmspringen und Cross Country – ausprobieren. „Der Sport findet dort in der Schule auf einem sehr professionellen Level statt“, erläutert der Platte Heider.
Zu seiner Familie in Menden hatte Tyark Lehmkühler während seines Auslandsjahres nur sporadisch Kontakt: „Ich hatte eine tolle Gastfamilie und wollte mich dort gut einleben“, berichtet Tyark. „Das hätte nicht geklappt, wenn ich dauernd mit zu Hause Kontakt gehabt hätte.“ Und auch der Kontakt zu seinen Freunden hier vor Ort lief auf Sparflamme: „Wir haben ab und zu mal geschrieben.“ Genau richtig, wenn ein junger Mensch in das Abenteuer Auslandsjahr aufbricht, meint auch Christel Voßbeck-Kayser: „Wenn die Kinder gut in ihrem neuen Zuhause ankommen sollen, muss man als Eltern loslassen.“
Vor Ort in Indiana hatte Tyark nicht nur eine Gastmutter und einen Gastvater, sondern auch die beiden Gastgeschwister Joe und Jessica, die nur wenige Monate älter beziehungsweise ein Jahr jünger sind als Tyark: „Wir haben dieselbe Schule besucht.“ Zur Familie gehörten darüber hinaus drei Hunde, zwei Katzen, ein Wellensittich, eine Wüstenmaus sowie mehrere Pferde.
Burgen sehen
So hat sich Tyark auch Weihnachten in den USA wohl gefühlt und kein Heimweh nach seinem Zuhause auf der Platte Heide verspürt: „Meine Gastfamilie hat mich einfach toll aufgenommen.“ Eines allerdings hat Tyark in den USA vermisst: „Vollkornbrot.“
Und was hat Tyark während seines Auslandsjahres am meisten beeindruckt? „Zum einen bin ich wenig bis gar nicht auf die Vergangenheit Deutschlands angesprochen worden. Das hat mich sehr überrascht.“ Und zum anderen seien die Menschen, denen er im Laufe des Jahres begegnete, „sehr offen und interessiert“ gewesen: „Sie wollten viel über Deutschland wissen.“
Mittlerweile geht Tyark – der Anfang Juli aus den USA zurückgekehrt ist – wieder in die Waldorfschule Neuenrade, die er auch vor seinem USA-Aufenthalt besucht hat. Im nächsten Jahr, so hofft Tyark, will seine amerikanische Gastfamilie Deutschland besuchen: „Die wollen gerne viele Burgen sehen.“ Und mit Sicherheit auch die Heimatstadt ihres lieb gewonnenen Gastsohnes kennenlernen.