Menden. Nach Schmierereien vor Merz-Auftritt hoffen CDU und Schützen auf Versicherung. Graffiti auch an anderen Stellen in Menden entdeckt.
Auch am Tag nach dem Auftritt von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in der Schützenhalle des BuSV Hüingsen schäumt Mendens Stadtverbandschef Benjamin Friedrich vor Wut: „Das ist einfach eine Riesensauerei!“ Natürlich meint er nicht den Auftritt des Kanzlerkandidaten am Sonntagnachmittag: Der hat ihn ebenso begeistert wie viele andere der 800 Besucher. „Das war eine richtig tolle und sehr gut besuchte Veranstaltung, die überregional große Aufmerksamkeit bekommen hat“, bilanziert Benjamin Friedrich. Was ihn mehr als wurmt, sind die Schmierereien an der Hüingser Schützenhalle.
In der Nacht zum Sonntag hatten Unbekannte die Fassade mit Parolen gegen Merz und die CDU besprüht. Benjamin Friedrich hat eine Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Die Ermittlungen hat der Staatsschutz übernommen. Der hat von der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis erfahren, dass in der Nacht zum Sonntag auch an anderen Stellen in Menden Graffiti gesprüht wurden. Schmierereien in roter Farbe wurden an Stromkästen und einer Hauswand vorgefunden. Sie wurden an der Bismarckstraße, der Anne-Frank-Straße, An der Beile, an der Hedwig-Dransfeld-Straße und der Christine-Koch-Straße hinterlassen. Nun ermittelt die Polizei und bittet um Hinweise zu den Verursachern unter Tel. (02373) 9099-0. Auch auf der Polizeiwache an der Kolpingstraße können sich Zeugen melden.
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Die CDU hatte bereits am Sonntag angekündigt, dass sie den Schützen bei der Beseitigung der Schmierereien helfen wird. „Wir haben natürlich im Vorfeld eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Aktuell wird geprüft, ob die in diesem Fall greift. Bis wir eine Antwort haben, können wir leider noch nichts machen“, sagt Benjamin Friedrich am Montagnachmittag. Möglicherweise wolle ein Gutachter die Graffiti in Augenschein nehmen, die allerdings ohnehin vielfach dokumentiert sind.
Der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und heimische CDU-Direktkandidat Paul Ziemiak machten am Sonntag aus der Not eine Tugend. Als Merz nach seinem Wahlkampfauftritt die Schützenhalle verlassen hatte, blickte er auf einen Schriftzug „Nie wieder CDU“. Das „Nie“ überklebten sie mit einem Blatt Papier, auf dem das Wort „Endlich“ zu lesen war. „Endlich wieder CDU“ – dahinter steckt der große Wunsch der Christdemokraten, wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen – mit Merz als Kanzler.
„In der Schützenhalle sind unglaublich viele Veranstaltungen. Die Ehrenamtlichen hegen und pflegen sie mit viel Liebe. Für viele ist die Schützenhalle ein Wohnzimmer. Hätten die uns unsere Plakate zerstört, wäre das etwas ganz anderes.“
„In der Schützenhalle sind unglaublich viele Veranstaltungen. Die Ehrenamtlichen hegen und pflegen sie mit viel Liebe. Für viele ist die Schützenhalle ein Wohnzimmer“, weiß Benjamin Friedrich, der hinzufügt: „Hätten die uns unsere Plakate zerstört, wäre das etwas ganz anderes.“ Für Montagabend kündigte der Mendener CDU-Chef ein Gespräch seiner Partei mit den Schützen an: „Wir wollen schon einmal besprechen, wie es mit der Halle jetzt weitergehen kann.“
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Selbst einen Sicherheitsdienst zu organisieren, der die Schützenhalle vor dem Merz-Auftritt bewacht, sei für die CDU kein Thema gewesen, erklärt Friedrich auf Nachfrage der WP. „Am Freitag war das Bundeskriminalamt hier, um die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen. Eine solche Auflage hat uns das BKA nicht gemacht.“
Die Jusos und die Grüne Jugend hatten für Sonntag zu einer Demonstration aufgerufen. Beide Gruppen distanzierten sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Schmierereien von der Tat. Die Jugendorganisationen betonten, sie setzten auf die politische Auseinandersetzung. Gewalt und Sachbeschädigung lehnten beide ausdrücklich ab. Auch das BKA bewertete die Demo offensichtlich nicht als eine besondere Gefahr. Eine Antwort auf eine entsprechende WP-Anfrage stand am Montagabend noch aus.
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Bei der CDU bleibt trotz der Umstände vor allem Begeisterung. Sie hofft, ihren Gästen den nächsten Bundeskanzler präsentiert zu haben. Und offenbar kann sie auch auf Wachstum hoffen, weiß Benjamin Friedrich: „Mehrere Menschen haben mir gesagt, dass sie jetzt in die CDU eintreten wollen. Bei anderen, die vielleicht keine Mitglieder werden wollen, haben wir Sympathiepunkte gesammelt. Sie geben der CDU ihre Stimmen.“ Dazu beigetragen habe möglicherweise auch, dass Merz‘ Gattin ihren Mann nach Menden begleitet habe: „Es ist gut, wenn die Menschen wissen, dass seine Frau voll hinter ihm steht.“