Menden. Sie setzen alle Hoffnung in diese Therapie. Seyedeh Marjam Majd aus Menden ist an Brustkrebs erkrankt, ihre Söhne starten nun eine Spendenaktion.
„Kampf gegen den Krebs - Hoffnung für Mama“, unter diesem Titel sammeln Capy und Armando zusammen mit Vater Norbert Majd aus Menden Spenden in der Hoffnung, das Leben ihrer Mutter und Ehefrau Seyedeh Marjam retten zu können. Sie benötigen 50.000 Euro. Die Spendenbereitschaft ist bereits riesengroß.
Bis Juni 2019 war die Welt der Majds in Bösperde glücklich und in Ordnung, doch dann änderte sich ihr Leben auf einen Schlag. Mama Seyedeh Marjam erhielt die Diagnose Brustkrebs. Um die Krankheit zu überstehen, musste sich die Mutter zweier Söhne mehreren Operationen und einer Chemotherapie unterziehen.
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Zunächst schienen sich der Kampf gegen den Krebs und die Qualen der Therapie gelohnt zu haben, doch Mitte vergangenen Jahres wurde alle Hoffnung zunichtegemacht. Der Krebs war zurück und diesmal in einer Intensität und Aggressivität, die die behandelnden Ärzte und die Onkologen zu der Aussage veranlassten, dass es keine Heilung und auch keine Rettung für Seyedeh Marjam Majd gebe. Im medizinischen Sinne gelte die Erkrankte nun als austherapiert.
Familie muss Geld für Behandlung alleine aufbringen
Eine spezielle Therapie soll Menschen in ähnlichen Situationen Hoffnung geben. Hierbei handelt es sich um die sogenannte „Dendritische Zelltherapie“. Die Therapie zählt zur Krebsimpfung, dabei werden die Dendritischen Zellen, die Teil des Immunsystems sind, dem Blut entnommen. Im Labor werden sie vermehrt, „auf den Tumor geschult“ und dann an den Erkrankten zurückgegeben.
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Die „Dendritische Zelltherapie“ ist jedoch keine Kassenleistung, heißt - die Krankenkassen können, aber müssen die Kosten nicht erstatten. Und die Kosten für die Behandlung seien immens, sie beliefen sich auf etwa 10.000 Euro pro Monat, berichtet die Familie. Zwar werden an einigen Unikliniken in Deutschland bereits Studien zu dieser Therapie durchgeführt, die die Wirkung bestätigen sollen, allerdings nur bei bestimmten Krebserkrankungen, berichtet Familie Majd. Das metastasierte Mammakarzinom (bereits im Körper gestreuter Brustkrebs) von Seyedeh Marjam Majd zähle nicht dazu. Das habe zur Folge, dass die Erkrankte in keine Studie aufgenommen wird. Da auch die Krankenkasse bislang eine Kostenübernahme ablehnen würde, muss die Familie das Geld alleine aufbringen.
„Ich dachte, ich setze mit der Behandlung aus, ich möchte uns nicht in finanzielle Schwierigkeiten bringen.“
„Wir haben ein halbes Jahr lang die Kosten getragen, doch dabei wurden alle finanziellen Reserven aufgebraucht“, erklärt Norbert Majd. Obwohl es seiner Frau während der Behandlung deutlich besser ging, brach diese die Therapie zwischendurch wieder ab. „Ich dachte, ich setze mit der Behandlung aus, ich möchte uns nicht in finanzielle Schwierigkeiten bringen“, sagt die Mutter mit Tränen gefüllten Augen.
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Doch alsbald verschlechterte sich währenddessen ihr Gesundheitszustand wieder, die Therapie muss fortgesetzt werden, koste es, was es wolle, schildert die Familie die Situation. Darauf zu warten, dass sich der Streit mit der Krankenkasse zum Guten wendet, schlucke zu viel Zeit - und Zeit abzuwarten bleibe der Erkrankten nach jetzigem Stand nicht.
Seyedeh Marjam Majd ist aus dem Iran geflohen
Seyedeh Marjam Majd hat in ihrem Leben schon einiges auf sich nehmen müssen, dazu zählt die Flucht aus dem Iran. 1988 ist die heute 49-Jährige mit ihrer Familie nach Menden gekommen. „Mein Vater wurde politisch verfolgt, sodass uns nur die Möglichkeit blieb, den Iran zu verlassen“, berichtet sie. Gleichzeitig sei es aber auch ein Gewinn gewesen, denn in Menden fühlt sich Seyedeh Marjam Majd sehr wohl, und schon lange fühlt sie sich hier zuhause.
Vor 23 Jahren zog die Familie in ein Haus nach Bösperde und Seyedeh Marjam Majd durfte ihrer beruflichen Bestimmung nachgehen. Sie eröffnete eine Nachhilfeschule und die diplomierte Dyskalkulie- und Legasthenietrainerin begleitete Schülerinnen und Schüler über Mendens Stadtgrenzen hinaus. Man wähnte sich am Ziel der Träume.
Der inzwischen wieder ausgebrochene Krebs und die aktuelle Situation stellen die Familie vor schier unüberwindbare Hindernisse, doch es hat sie auch noch enger zusammengeschweißt, selbst wenn die Sorgen um die Mutter und die Finanzierung der Behandlung nahezu unerträglich sind. „Einmal im Monat fahren wir zur Behandlung nach Duderstadt bei Göttingen.“ Aufgrund der Entfernung ist eine Übernachtung erforderlich. Um die Kosten für ein Hotel zu sparen, schlief das Ehepaar Majd in seinem Camper. „Doch das ist bei diesen Temperaturen leider nicht mehr möglich“, weiß Norbert Majd.
„Jede einzelne Therapie lässt unsere Mama leben.“
Einmal im Monat reist Norbert Majd mit seiner Frau zum Onkologen
Ein knappes halbes Jahr lang trat Norbert Majd mit seiner Frau monatlich die Reise zum Onkologen nach Niedersachsen an. Vor ein paar Wochen realisierten sie endgültig: „Ohne Hilfe schaffen wir das finanziell nicht mehr.“ Alle finanziellen Reserven seien aufgebraucht, doch um den Krebs nicht weiter fortschreiten zu lassen, komme für die Familie ein Aussetzten der Behandlung nicht infrage. „Jede einzelne Therapie lässt unsere Mama leben“, sagt Capy. Der 22-Jährige will sich nicht damit abfinden, nichts für seine geliebte Mama tun zu können und so entstand, gemeinsam mit seinem großen Bruder, die Idee, einen Spendenaufruf in den sozialen Netzwerken zu starten. „Meine Mama hat so vielen Kindern geholfen und war für sie eine zweite Chance, jetzt steht sie selbst am Abgrund, doch wir weigern uns, sie ihrem Schicksal zu überlassen.“ Und sein Bruder Armando ergänzt: „Die Immuntherapie mit dendritischen Zellen gibt uns Hoffnung.“
Dendritische Zelltherapie
Die Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen bewertet die Dendritsche Zelltherapie als „vielversprechende Behandlungsmöglichkeit, die aber der weiteren Erforschung bedarf“. Bislang lägen keine wissenschaftlich fundierten klinischen Studien vor, die die Wirksamkeit der Methode bei Krebspatientinnen und -patienten „ausreichend beweisen“. Quelle: www.krebsgesellschaftnrw.de
Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) empfiehlt, Patienten mit Tumorimpfstoffen und dendritischen Zellen nur innerhalb „klinischer Studien zu behandeln“. Quelle: krebsgesellschaft.de
Seyedeh Marjam Majd hatte zunächst große Bedenken, Spenden von fremden Menschen anzunehmen. „Das ist doch sehr intim und ich wollte damit eigentlich nicht an die Öffentlichkeit.“ Die Mutter fremdelte mit der Idee, doch aus Liebe zu ihrem Mann und den Söhnen stimmte sie schließlich der Spendenaktion auf „Gofundme“ zu. „Ich will kämpfen und alles tun, um noch möglichst lange bei ihnen zu sein. Und um zu leben, brauche ich jetzt finanzielle Unterstützung.“ Ihr Blick zu ihrer Familie zeigt, wie stolz sie auf ihre „drei Männer“ ist.
„Ich will kämpfen und alles tun, um noch möglichst lange bei ihnen zu sein. Und um zu leben, brauche ich jetzt finanzielle Unterstützung.“
Spendenaktion: Bereits am ersten Tag gehen Spenden im Minutentakt ein
Die Idee, andere Menschen um Hilfe zu bitten, erwies sich als die richtige. Bereits am ersten Tag nach dem öffentlichen Aufruf seien die Spenden förmlich im Minutentakt eingegangen. Die Höhe der gespendeten Beträge beginnt bei zehn Euro und endet bei bis zu vierstelligen Summen. Nach nur einer Woche wurde die 30.000-Euro-Grenze überschritten. „Wir sind überwältigt und zutiefst berührt von der unglaublichen Unterstützung“, so die Familie. Aber nicht nur die Geldspenden rühren die Majds zu Tränen, auch die liebevollen Worte und Nachrichten geben ihnen Kraft. „Der Kampf mit der Krankenkasse zur Kostenübernahme ist indes noch nicht ausgestanden“, erklärt Norbert Majd, „doch die Spenden machen die Therapie weiterhin möglich und damit das Leben meiner Frau.“
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Seyedeh Marjam Majd hat der Krebs mitten aus dem Leben gerissen. Die Inhaberin der Nachhilfeschule in Bösperde liebt ihre Arbeit und würde am liebsten sofort wieder damit starten, aber das lässt ihr Gesundheitszustand gerade nicht zu. „Arbeiten, leben, wieder stark sein und vor allem irgendwann mal meine Enkelkinder im Arm zu halten“, das sind ihre Träume, auch wenn Angst, Sorgen und die Krankheit zurzeit ihr Leben beherrschen.
Bereits einen Tag nach unserem Gespräch trat das Ehepaar Majd erneut die Reise nach Duderstadt in die Klinik zum Onkologen und zur Therapie an, mit der Hoffnung irgendwann durch die Behandlung den Krebs zu besiegen und die Träume in ihren Leben wahr werden zu lassen.
Die Spendenplattform „Gofundme“ ist im Internet unter www.gofundme.com zu erreichen.