Menden. Der große Umzug in den Nordwall-Neubau ist am Rathausplatz schon jetzt überall zu spüren: Vorbereitung läuft auf Hochtouren.

Die Vorbereitungen in der Stadtbücherei Menden auf den Umzug in die neuen Räume am Nordwall laufen bereits auf Hochtouren. Dabei wird klar: Für die zahlreichen Nutzerinnen und Nutzer wird sich am neuen Standort vieles ändern, vor allem mit Blick auf die längeren Öffnungszeiten und auf die Möglichkeit, mit der neuen „Selbstverbuchung“ die Ausleihen und Rückgaben auch ohne Bücherei-Angestellte zu erledigen.

Dem Umzugsbeschluss ging langer politischer Streit voraus

Nach langem politischen Streit steht der Umzug der Stadtbücherei Menden vom Alten Rathaus in den Siepmann-Neubau am Nordwall endgültig fest. Und ein Blick in die heutige Bücherei zeigt: Der Umzug hat im Grunde schon jetzt begonnen. Nicht nur, weil das beliebte Bücherei-Café bereits geschlossen hat.

Derzeit erhält jedes Buch einen Chip in den Deckel

Gina Friedrichs, Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, steht in den Noch-Büchereiräumen im Alten Rathaus am Konverter. Das schwarze Gerät sieht aus wie eine Mischung aus Kopierer und Supermarktscanner, kann aber viel mehr, wie Büchereileiterin Veronika Czerwinski berichtet: „Hier erhalten die Bücher, die mit uns an den Nordwall umziehen, jeweils ein Tag, also ein Schild, mit einem Chip. Der Chip macht sie nicht nur per Handy ganz einfach auffindbar. Damit kann ein Automat später im Eingang am Nordwall auch bei der Selbstverbuchung jede Bücher-Rückgabe registrieren – gerne auch fünf Stück auf einmal.“

Ausleihe in Menden künftig wie an der Selbstscannerkasse im Supermarkt

Das Ganze soll ähnlich funktionieren wie die Selbstscanner-Kasse im Supermarkt, wo der Einkauf ohne Zutun einer Kassiererin abläuft. Bezahlt ist der Konverter aus Landes-Fördergeldern. „Überhaupt erhalten wir in vielen Fragen eine tolle Unterstützung von der Landes-Fachstelle für öffentliche Bibliotheken“, sagt Czerwinski.

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Personal soll statt der Leihe mehr Veranstaltungen anbieten

Die Mendener Stadtbücherei will ihr Personal dank der neuen Technik am Nordwall anders einsetzen, wenn für die Leihe deutlich weniger Kräfte gebraucht werden, sagt Vero Czerwinski. Das soll sich zum Beispiel an den deutlich ausgeweiteten Öffnungszeiten zeigen. Mit 35 Wochenstunden sollen es zehn mehr sein als heute, wenn für die Tagschicht nur noch zwei statt fünf Leuten gebraucht werden. 14 Kräfte auf zehn Vollstellen hat die Bücherei insgesamt, darunter auch ein Azubi.

„Es dauert nicht mehr lange, und wir freuen uns alle darauf.“

Veronika Czerwinski
Leiterin der Stadtbücherei, zum Umzug

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2028 sollen alle Leseratten rund um die Uhr an den Nordwall kommen können

Bis 2028 lautet das Ziel, dass Nutzerinnen und Nutzer dann buchstäblich zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen können. Auch bei Veranstaltungen will die Mendener Bücherei im Neubau noch zulegen. Und das, obwohl es im letzten Jahr schon sage und schreibe 235 kleine und große Events gab, mit 7200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Am 4. April steht am Rathausplatz die letzte „Lange Nacht der Bibliotheken“ an.

Stadtbücherei Menden
Büchereichefin Veronika Czerwinski mit einigen der jetzt aussortierten Büchern für den Flohmarkt. Diese älteren Werke ziehen nicht mehr mit an den Nordwall. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Doch damit das alles in Zukunft automatisiert ablaufen kann, müssen sie in der Bücherei jetzt jedes einzelne ihrer zigtausend Bücher in die Hand nehmen und am Konverter bearbeiten. Tausende chipgeladene „Tags“ – Englisch für Schilder – haben Gina Friedrichs und ihre Kolleginnen mittlerweile jeweils in der Innenseite des hinteren Buchdeckels geklebt. „Im ersten Obergeschoss sind wir durch, alle Romane und Sachbücher sind als Katalogisat erfasst“, sagt Veronika Czerwinski. Jetzt gehe es im zweiten OG weiter.

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Trennung von unansehnlichen Büchern – und von CDs

Beim Aussortieren will sich die Stadtbücherei auch von vielen veralteten Büchern und Medien trennen, die unansehnlich oder nicht mehr nachgefragt sind. CDs zum Beispiel hört sich heute kaum noch jemand an. Sie sollen mit den alten Büchern auf den Flohmarkt wandern, einiges ist auch reif fürs Altpapier.

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In Menden keine Warnhinweise auf unschickliche Ausdrücke in Büchern

Bei manchen älteren Büchern gilt das auch für die darin genutzten Ausdrücke. Was es in der Stadtbücherei Menden indes nicht gibt, sind Warnhinweise auf Büchern, deren Sprache nicht mehr heutigen Vorstellungen von einem mitmenschlichen Umgang entsprechen. Als die Stadtbücherei in Münster kürzlich damit anfing, gab es bundesweit ein auch kritisches Echo. In Münster werden Aufkleber genutzt, auf denen steht: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“

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Stadtbücherei achtet auf altersgerechte Videogames

Was die einen für einen berechtigten Hinweis gerade mit Blick auf junge Leute halten, ist für andere der Versuch der Volkserziehung für mündige Bürgerinnen und Bürger. In Menden gibt es keine solchen Warnhinweise. „Wir hatten aber schon enger gefasste Altersbeschränkungen bei Videospielen, die kundigen Mitarbeitern zu brutal oder unverständlich für sehr junge Gemüter erschienen“, weiß die Leiterin.

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Umzug noch in diesem Jahr vorgesehen

Noch in diesem Jahr soll es den Umzug geben, wahrscheinlich eher gegen Jahresende, ein genauer Termin steht noch nicht. Gerade ist ein Inneneinrichter damit beauftragt worden, die Aufteilung der Büchereiräume im ersten Obergeschoss am Nordwall vorzunehmen. „Es dauert nicht mehr lange, und wir freuen uns alle darauf.“