Menden/Unna. Stadt hat Drei-Jahres-Vertrag mit Unternehmen aus Unna: Jetzt soll die Firma Reinoldus in Menden auch die Samstagsdienste übernehmen.
Wer in Menden den Rettungsdienst der Feuerwehr braucht, wird tagsüber längst auch von Notfall- und Rettungssanitätern versorgt, die keine Angehörigen der heimischen Feuerwehr sind. Sondern Beschäftigte der Privatfirma Reinoldus in Unna. Die Stadt will die Buchung dieser Sanitäter jetzt noch ausweiten.
Personalprobleme lassen die Stadt auf Privatanbieter zurückgreifen
Die großen Personalprobleme bei den heimischen Blauröcken führten dazu, dass vor einigen Monaten auf Fahrzeugen der Feuerwehr Menden erstmals auch zugebuchte Kräfte des gemeinnützigen Rettungsdienstes aus Unna eingesetzt wurden. Das Unternehmen wiederum beschäftigt Einsatzkräfte aus dem gesamten Ruhrgebiet, berichtet der Mendener Wachenleiter Christian Boike auf Anfrage der WP. Die Option auf die Buchung von Zusatzkräften werde auch von Nachbarstädten wie Dortmund, Unna oder Fröndenberg rege genutzt.
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Reinoldus besetzt in Menden den Tagesrettungswagen von 7 bis 17 Uhr
Über Reinoldus besetzt die Feuerwehr Menden aktuell ihren Tagesrettungswagen, also das Fahrzeug, das von 7 bis 17 Uhr auf den Straßen der Hönnestadt im Einsatz ist. Das passiert derzeit an allen Wochentagen außer Samstag, doch auch der Sonnabend soll künftig von der gemeinnützigen GmbH ausgefüllt werden. Das Geld dafür steht im Nachtragshaushalt der Stadt Menden bereit.
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Ausbildungs-Offensive läuft, braucht aber noch Zeit
Zugrunde liegt dem Mietsystem die anhaltende Personalnot bei den hauptamtlichen Kräften der Freiwilligen Feuerwehr. Die Mendener Wehr versucht dem Problem bekanntlich mit einer Ausbildungs-Offensive entgegenzuwirken: Allein sieben junge Notfallsanitäter für Menden werden derzeit auf ihren lebensrettenden Job vorbereitet. „Aber diese Ausbildung dauert drei Jahre, und wir müssen jeweils abwarten, bis die Neuen vom Band laufen“, sagt der Wachenchef.
Drei-Jahres-Vertrag der Stadt mit Reinoldus plus Option bis 2028
Deshalb habe die Stadt Menden im April 2023 einen Drei-Jahres-Vertrag mit Reinoldus abgeschlossen, der jetzt noch rund zwei Jahre Laufzeit hat. Bis die Feuerwehr Menden alle ihre Aufgaben wieder ausschließlich mit eigenen Kräften erledigen kann, dürfte die angespannte Personallage bis etwa 2028 anhalten, schätzt Christian Boike.
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Wehr will wieder autark werden: Eigene Kräfte können auch Brandschutz
Dem Mendener Wachen-Chef wäre es indes am liebsten, wenn er auf die Helfer aus der freien Wirtschaft verzichten könnte. Doch das habe nichts mit deren Qualifikation zu tun, betont Boike: „Die wirklich hohen Ansprüche an Ausbildung und Qualifikationen, die wir in Menden an unsere eigenen Leute stellen, müssen auch die angeforderten Kolleginnen und Kollegen von Reinoldus erfüllen. Und das tun sie“, kann Boike alle Mendener Patientinnen und Patienten beruhigen. „So lange die Reinoldus-Leute hier arbeiten, gab es noch nie begründete Beschwerden, auch nicht aus den Teams.“
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Allerdings hätten eigene Kräfte im Rettungsdienst der Feuerwehr Menden einen unschätzbaren Vorteil: Sie alle sind zugleich auch ausgebildete Brandschützer, und das dürften Private gar nicht. Boike: „Durch unsere vielseitige Ausbildung gewinnen wir eine enorme Flexibilität. Die kann es bei privaten Rettungsdiensten, die im Brandschutz nicht eingesetzt werden dürfen, naturgemäß nicht geben. Dennoch sind sie uns eine große Hilfe.“
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Reinoldus-Leute fühlen sich auf Mendener Wache gut angenommen
Magnus Memmeler ist Geschäftsführer bei Reinoldus in Unna, und er ist auf Menden gut zu sprechen: „Wir haben dort auf dem RTW sechs Leute im Einsatz, und die sind bei der Feuerwehr hervorragend aufgenommen worden. Da gab es keine Trennung in Wir und Die.“
Weniger Arbeitszeit und mehr Geld locken Retter zu Privaten
Insgesamt verfügt Reinoldus laut Memmeler über 110 festangestellte und 90 geringfügig beschäftigte Rettungs- und Notfallsanitäter sowie Fahrerinnen und Fahrer – und hat selbst keine Probleme, neue Leute zu finden. Denn die GmbH biete Arbeitsplätze an, die bei 36 statt 48 Wochenstunden besser bezahlt werden als auf kommunalen Wachen. Und da es um einen Mangelberuf gehe, könnten sich die Kräfte ihre Jobs aussuchen. Bei Reinoldus, so Memmeler, würden zudem alle Aus- und Fortbildungsangebote durchgeführt: „Was unsere Leute können, das ist ,State of the Art’“, sprich der aktuellste Stand der Dinge. Angesichts der Engpässe bei Feuerwehren landauf landab tummeln sich meist junge Rettungssanitäter indes auch auf einem völlig freien Markt, der ihnen für ihre gefragten Dienste deutlich mehr Honorar einbringt als ein festes Arbeitsverhältnis. „Da sind 900 Euro pro Schicht keine Seltenheit“, weiß Christian Boike.
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Mangelberuf: Regelrechter Mietmarkt für junge Rettungskräfte
Für diese freiberuflich tätigen Notfallsanitäter gibt es heute einen regelrechten Mietmarkt. Die Stadt Menden sei als Arbeitgeber dagegen tariflich gebunden. Dafür biete man dem eigenen Nachwuchs die Sicherheit eines festen Arbeitsplatzes. Wenn etwa für Reinoldus der Vertrag mit der Stadt Menden ausläuft, dann könnten die dort eingesetzten Kräfte nur hoffen, dass ihre Firma zwischenzeitlich neue Auftraggeber gefunden hat. „Das ist sicherlich etwas für junge und ungebundene Leute, denn es bringt mehr Geld und ist abwechslungsreich. Es hat aber eben auch seine Nachteile.“
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Der Drei-Jahres Vertrag der Stadt Menden mit Reinoldus läuft noch bis April 2026. Er enthält die Option auf zwei Jahre Verlängerung.