Menden. Stadt plant drei „Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentren“: Voll ausgestattete Zufluchtsorte mit Betten und Betreuern für 530 Mendener.

Es gilt als das ultimative Katastrophen-Szenario für die Stadt Menden, das alle Behörden noch mehr fürchten als Starkregen, Hochwasser oder Waldbrände: ein länger anhaltender Stromausfall, auf Neudeutsch „Blackout“ genannt. Denn dabei kann alles passieren, ob draußen in der Dunkelheit, in steckengebliebenen Aufzügen, in winterkalten Häusern. Wenn allen buchstäblich schwarz vor Augen wird, wenn der Mobilfunk, alle Rechner und Ampeln ausfallen, wächst die Gefahr für Leib und Leben enorm. Dafür will sich die Stadt Menden jetzt ebenso wappnen wie für besonders schlimme Katastrophen anderer Art. Das Zauberwort dafür lautet KIEZ, das Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentrum.

Mendener Stadtgebiet soll drei Kieze erhalten: Mitte, Bösperde, Lendringsen

Drei sogenannte Kieze soll es in Menden geben, die zusammen bis zu 530 Menschen aufnehmen können, die ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen – also etwa ein Prozent der Bevölkerung. Im Kiez soll es dank Not-Energieversorgung immer warm sein, es gibt Strom, genügend Betten, WCs und zu essen, dazu fachkundige Betreuerinnen und Betreuer, auch für Hochbetagte, Schwangere oder Babys. Als zentraler Kiez für Menden ist jetzt die Wilhelmshöhe ausgewählt worden, dazu im Norden die Nikolaus-Groß-Grundschule in Bösperde.

Die Nikolaus-Groß-Grundschule, hier vor Jahren bei einer Feuerwehr-Übung, soll eine der drei Anlaufstellen für die Bevölkerung in Katastrophenlagen werden.
Die Nikolaus-Groß-Grundschule, hier vor Jahren bei einer Feuerwehr-Übung, soll eine der drei Anlaufstellen für die Bevölkerung in Katastrophenlagen werden. © WP

Für Lendringsen wird das geeignetste Gebäude noch gesucht

Für den Süden der Stadt sucht die Verwaltung in Lendringsen noch das geeignetste Gebäude, erklärte die Mendener Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt in der jüngsten Sitzung des Fachausschusses. „Das ist nicht so einfach, denn der Kiez darf natürlich nicht selbst betroffen sein, zum Beispiel von Hochwasser.“

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Auslöser war drohende Gasmangellage 2023 wegen des Ukraine-Kriegs

In der „Projektgruppe Kiez“, an der neben der Ordnungsbehörde der Stadt vor allem die Feuerwehr beteiligt ist, geht es seit 2023 um diese ernsten Fragen. Auslöser dafür war seinerzeit der drohende Gasmangel wegen der Lieferausfälle aus Russland im Zuge des Angriffs auf die Ukraine. „Diese Mangellage hat sich gottlob nicht bestätigt“, erklärte Schmidt vor den Politikerinnen und Politikern im Ausschuss für Öffentliche Sicherheit, Ordnung und das Feuerwehrwesen. Doch in der Folge sei es dabei geblieben, dass Menden besser werden soll in der Vorbereitung auf ungeahnte Krisenfälle.

Die Wilhelmshöhe: Hierher könnten sich die meisten der 500 Menschen flüchten, für die drei „Kieze“ in Menden vorgesehen sind.
Die Wilhelmshöhe: Hierher könnten sich die meisten der 500 Menschen flüchten, für die drei „Kieze“ in Menden vorgesehen sind. © Westfalenpost | Martina Dinslage

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Städtischer Stab plante schon die Evakuierungen wegen Bombenverdachts

Dass dafür schon einiges getan wurde, zeigt Manuela Schmidt anhand des Mendener Krisenstabes auf, dessen Chefin sie ist. Dieser „Stab für Außergewöhnliche Ereignisse“, kurz SAE, wurde gebildet während der Coronazeit, um Schutzmaßnahmen für die heimische Bevölkerung zu planen. Gefragt war der SAE, in dem Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei und auch der Baubetrieb in Menden zusammenarbeiten, später bei Starkregen und Hochwasser, bei großen Suchaktionen an der Hönne, dem massiven Cyberangriff auf das Rathaus oder den beiden Bombenverdachtsfällen am Papenbusch, als die Evakuierung von mehreren tausend Menschen vorzubereiten war.

Manuela Schmidt

„Wir werden das 2025 auch üben. Ganz konkret.“

Manuela Schmidt
Chefin des Mendener Krisenstabes SAE

Neuer Krisenraum im Rathaus ist jetzt auch technisch eingerichtet

„Inzwischen haben wir im Rathaus einen Krisenraum mit der entsprechenden Ausstattung geschaffen“, erklärt Schmidt. Von hier aus werde auch bei einem Blackout gearbeitet, alle Einsätze koordiniert, ebenso die Kommunikation mit Nachbarstädten oder übergeordneten Behörden wie dem Kreis oder dem Land. Hinzu kommt das neu entwickelte Krisen-Handbuch, das für alle Beteiligten die wichtigsten Abläufe festlegt, damit auch bei akuter Hektik nichts vergessen wird. Wichtige Hilfsmittel seien auch die neuen Gefahrenkarten von Stadt und MK. „Daraus ist für uns, aber auch für Bürgerinnen und Bürger ablesbar, welche Bereiche im Stadtgebiet bei bestimmten Wasserständen besonders gefährdet sind.“

Kieze als Teil einer umfassenden Abwehrstrategie bei Katastrophen

In diesen großen Katalog vorbeugender Maßnahmen sollen nun auch die drei Kieze gehören. Ergänzt werden sie von den Feuerwehrhäusern in Menden, die von Bürgern bei Bedarf als „Notfall-Infopunkte“ aufzusuchen sind. Die Gerätehäuser Mitte, Lendringsen, Oesbern, Halingen, Schwitten und Bösperde sollen als Anlaufstellen dienen, wenn sonst gar nichts mehr geht.

Krisenstabs-Chefin kündigt an: Im nächsten Jahr eine große Übung

Manuela Schmidt kündigte für das kommende Jahr auch an, dass es in Sachen Blackout nicht bei theoretischen Überlegungen und vorbereitender Einrichtung bleiben soll: „Wir werden das 2025 auch üben. Ganz konkret.“