Böingsen. Der heimische Versorger will den Ausbau der erneuerbaren Energien in Menden beschleunigen. Ein neues Großprojekt steht in den Startlöchern.
Die Stadtwerke Menden wollen in Sachen erneuerbaren Energien deutlich nachlegen. Und dafür setzt der heimische Versorger vor allem auf die Kraft der Sonne. Neben einer Mega-PV-Anlage an der Carl-Schmöle-Straße soll es auch in Böingsen sprichwörtlich zur Sache gehen. Davon könnten Mendenerinnen und Mendener allerdings nicht nur aus energetischer Sicht profitieren.
Genug Strom für bis zu 800 Haushalte
Auf rund 30.000 Quadratmetern wollen die Stadtwerke Menden in Böingsen PV-Module aufstellen - und das durchaus an prominenter Stelle. Denn nur einen Steinwurf von der jährlichen Stadtranderholung entfernt sollen im besten Fall die Bagger rollen. Doch bis es soweit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Denn ganz so einfach ist das Projekt der Stadtwerke dann doch nicht.
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Grünes Licht für das Vorhaben hat der Bauausschuss mehrheitlich bereits Ende November 2024 gegeben. Doch bis es buchstäblich ans Eingemachte gehen kann, stehen vor allem bürokratische Hürden im Weg. Die Fläche in unmittelbarer Nähe zur St.-Hedwig-Schützenhalle ist eigentlich für landwirtschaftliche Zwecke vorgesehen. Und ebensowenig befindet sich das Gebiet in der Nähe zu Autobahn oder Schienen. Entlang solcher Trassen sind großflächige PV-Anlagen seit einer Gesetzesreform nun deutlich einfacher zu planen und umzusetzen. Stattdessen müssen die Stadtwerke einen aufwändigeren Weg wählen: die Aufstellung eines Bebauungsplans sowie eine Änderung im Flächennutzungsplan. Was sich sperrig anhört, ist lediglich ein Indikator dafür, dass das Vorhaben wohl noch rund zwei Jahre brauchen wird, ehe Bagger anrollen können. Das zumindest bestätigt Stadtwerke-Sprecher Josef Guthoff auf WP-Anfrage. Trotz komplexer Planungsverfahren soll die Anlage idealerweise innerhalb von etwa zwei Jahren in Betrieb gehen. Dass man diesen komplizierteren Weg geht, hat einen einfachen Grund: „Die ausgewählte Fläche bietet eine hervorragende Süd-Ausrichtung. Durch den geplanten Bau einer neuen 10-kV-Nord-Süd-Trasse, nahe der ausgewählten Fläche, kann die Anlage leicht und kostengünstig an das Stromnetz angeschlossen werden“, erklärt Guthoff.
„Die Vergütungsmodelle müssen so gestaltet sein, dass langfristig stabile Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien geschaffen werden.“
Die Eckpunkte des Projektes hingegen stehen bereits fest. Noch befindet sich das Ganze am Anfang. „Es geht darum, den ersten Schritt zu machen, auf den dann viele weitere folgen“, erklärt Matthias Becker, Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtwerke. Mit einer Leistung von 2,8 Megawatt soll die Anlage ausreichend Strom für rund 800 Haushalte erzeugen. Damit stoßen die Stadtwerke zwar nicht in die Dimensionen des Solarparks an der Carl-Schmöle-Straße vor, der genug Strom für bis zu 1400 Haushalte liefern soll, doch für den Versorger ist es ein Schritt in Richtung Energiewende. Kostenpunkt für die Anlage in Böingsen nach aktuellen Schätzungen: rund 1,8 Millionen Euro.
Wird Balver Genossenschaft ein Vorbild?
Die Finanzierung der Anlage soll durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapital sowie einer möglichen Bürgerbeteiligung gesichert werden. Wie genau diese Bürgerbeteiligung allerdings aussehen soll, das steht bisher noch nicht fest. „Dazu ist es noch zu früh“, betont Stadtwerke-Sprecher Josef Guthoff. Gleichwohl dürfte das zumindest Vergleiche mit der Nachbarschaft zulassen. In Balve-Mellen hat eine bürgerschaftlich organisierte Genossenschaft einen ähnlichen Solarpark auf die Beine gestellt. Die Paneele sind im Herbst 2024 ans Netz gegangen und liefern Bewohnern und Genossenschaft grünen Strom.
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Die Planung des Solarparks in Böingsen ist für die Stadtwerke Menden derweil auch eine Reaktion auf sich verändernde Marktlagen. Der Versorger sehe sich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, darunter die Entwicklung der Einspeisevergütung, die Inflation und die Suche nach geeigneten Vermarktungsformen. „Die Vergütungsmodelle müssen so gestaltet sein, dass langfristig stabile Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien geschaffen werden“, sagt Matthias Becker, der den Geschäftsbereich Energiewende bei den Stadtwerken leitet.
Der Solarpark in Böingsen wird am kommenden Mittwoch, 8. Januar, erstmals Thema im Umweltausschuss sein.