Lendringsen. Der Lendringser schließt Montagabend, 30. September, seine Praxis am Bieberberg – nach fast 30 Jahren. Das wird aus der Praxis.

Am Montag, 30. September, schließt Dr. Mohammed Alakmeh nach fast 30 Jahren seine Praxis. Der 71-jährige Hausarzt und Internist geht in den Ruhestand.

Stethoskope hängen im Behandlungszimmer einer Hausarztpraxis über einer Trennwand (Symbolbild). Ende September schließt in Lendringsen eine Hausarztpraxis.
Stethoskope hängen im Behandlungszimmer einer Hausarztpraxis über einer Trennwand (Symbolbild). Ende September schließt in Lendringsen eine Hausarztpraxis. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

„Spätestens um 18 Uhr schalten wir dann das Telefon aus“, sagt Dr. Mohammed Alakmeh. Damit beendet der Mediziner seine Arbeit als Hausarzt in Lendringsen. „Ein bisschen Wehmut ist natürlich auch dabei.“ Denn seine Patientinnen und Patienten seien ihm im Laufe der vielen Jahre sehr ans Herz gewachsen. In manchen Familien kennt er gleich mehrere Generationen, die in seiner Praxis bei gesundheitlichen Fragen Rat suchen. Auch wenn es ihm schwerfalle: „Aber das ist wie bei einem Kind: Irgendwann muss man loslassen.“

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Dr. Mohammed Alakmeh wurde, so erzählt er, in einem Flüchtlingslager in Jordanien geboren: „Ich bin Palästinenser. Und Arzt zu werden, das ist Freiheit.“ Bei seiner Berufswahl sei ihm wichtig gewesen, „dass ich als Arzt auf der ganzen Welt arbeiten kann“. Ihm sei schon früh klar gewesen, dass Bildung der Schlüssel zum Überleben sei.

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Nach seinem Schulabschluss kam Dr. Mohammed Alakmeh im April 1975 als Student nach Deutschland, landete damals in Heidelberg. Nach seinem Studium arbeitete er einige Jahre in Sachsen. Im Juli 1995 startete Dr. Mohammed Alakmeh schließlich mit seiner eigenen Praxis am Bieberberg in die Selbstständigkeit – unterstützt von seiner Ehefrau Jutta.

„Man lebte immer mit Telefon und Handy, das war normal damals.“

Dr. Mohammed Alakmeh
über die ständige Erreichbarkeit als Arzt

Viele Jahre sei es für ihn selbstverständlich gewesen und habe einfach zum Beruf dazugehört, Tag und Nacht erreichbar zu sein: „Man lebte immer mit Telefon und Handy, das war normal damals.“ Nach Praxisschluss nehme er gedanklich oft vieles aus den Patientenbegegnungen mit nach Hause: „Wenn ein Patient zum Beispiel eine schlimme Diagnose bekommen hat: Da kann man nicht einfach abschalten.“

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Die Beziehung zwischen Arzt und Patient habe sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Früher sind die Menschen mit ihren Sorgen und Problemen zum Arzt gegangen. Heute googeln viele erstmal. Aber das betrifft ja nicht nur die Medizin, sondern viele Bereiche.“

„Als ich vor fast 30 Jahren meine Praxis eröffnet habe, gab es neun Praxen in Lendringsen und Hüingsen. Jetzt bleiben nur noch drei.“

Dr. Mohammed Alakmeh

Einen Nachfolger wird es in der Praxis am Bieberberg nicht geben. Er habe lange gesucht, berichtet Dr. Mohammed Alakmeh – leider vergeblich. Froh stimmt ihn, dass fast alle seine Patientinnen und Patienten ab Oktober eine neue Hausarzt-Praxis gefunden haben, wie er erzählt: „Das ist für mich beruhigend.“ In der heutigen Zeit auch keine Selbstverständlichkeit: „Als ich vor fast 30 Jahren meine Praxis eröffnet habe, gab es neun Praxen in Lendringsen und Hüingsen. Jetzt bleiben nur noch drei.“ Froh und stolz stimmt den Mediziner darüber hinaus, dass seine Tochter ab dem 1. Oktober eine Stelle als Assistenzärztin in Düsseldorf antritt.

„Ich wünsche mir, in Frieden zu leben.“

Dr. Mohammed Alakmeh 

Und was wünscht sich Dr. Alakmeh für seinen Ruhestand? Den Mediziner berührt die aktuelle Entwicklung im Nahen Osten wie auch in anderen Teilen der Welt sehr, erzählt er. Deshalb muss er über seinen Wunsch nicht lange nachdenken: „Ich wünsche mir, in Frieden zu leben.“