Lendringsen. Lange hat sie nur funktioniert, doch irgendwann wurde es für die Mendenerin zu viel. Jetzt hat sie einen Anker in schwierigen Zeiten.
Kurz nach ihrem ersten Zusammenbruch suchte Evelin (vollständiger Name ist der Redaktion bekannt) zum ersten Mal die Bärenrunde auf. Das ist mittlerweile mehr als 20 Jahre her. Geblieben ist sie bis heute. Die Bärenrunde ist für die Mendenerin ein fester Begleiter in ihrem Leben – und ein Anker in schwierigen Zeiten.
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1978 wurde die Bärenrunde, ein Freundeskreis psychisch gesunder und psychisch kranker Menschen, von den Mendenern Christel und Klaus Richter gegründet. Anlass war, so erzählt Evelin, dass ein Schüler von Christel Richter aufgrund einer psychischen Erkrankung längere Zeit in der Schule fehlte. Es habe sich herausgestellt, dass kein Mitschüler ihn besucht hatte: „Sie hat erkannt, dass psychische Erkrankungen damals ein Tabu für viele waren“, erzählt Evelin. Das habe sich mittlerweile etwas geändert.
„Meine Seele hat sich mit allem Schlimmen gefüllt.“
Evelin selbst geht offen damit um, dass sie 2001/2002 eine Psychose hatte. Zuvor waren in kurzem Abstand ihre Eltern gestorben: „Das war alles sehr schmerzhaft für mich.“ Hinzu kam Druck auf der Arbeit. „Meine Seele hat sich mit allem Schlimmen gefüllt.“ Lange Zeit funktionierte Evelin einfach: „Ich habe gedacht, dass ich doch alles immer schaffe.“
Doch irgendwann ging gar nichts mehr. Sie kam damals in die geschlossene Abteilung der Hans-Prinzhorn-Klinik, weil die Sorge bestand, dass sie sich selbst etwas antun könnte. „In der Klinik ist man wie unter einer Käseglocke“, erinnert sich Evelin. „Wenn man dann aus der Klinik kommt, dann fällt man erst mal ins Bodenlose.“ Für sie sei die Bärenrunde „mein Rettungsanker“ gewesen: „Da hat niemand irgendwelche Vorurteile.“ Von Anfang an habe sie sich in der Gruppe vorbehaltlos akzeptiert gefühlt: „Ich muss mich nie verstellen.“ Offenheit und Toleranz seien selbstverständlich.
Jeden Mittwoch treffen sich die Mitglieder in Lendringsen. Hingucker in dem Raum ist ein riesiges, halbrundes Sofa. Niemand sei gezwungen, irgendetwas Persönliches von sich zu erzählen – oder überhaupt viel zu erzählen, berichtet Evelin: „Es gibt auch manche, die erzählen in den ersten Wochen gar nichts. Und das ist auch in Ordnung.“
Telefonseelsorge
Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie unter 0800 1110-111 und unter 0800 1110-222 oder im Internet unter telefonseelsorge.de
Die Bärenrunde sei keinesfalls ein Therapieersatz, vielmehr gehe es auch um Alltägliches, manchmal um Tipps im Umgang mit der Erkrankung und um Medikamente, und andere Male um Freizeitgestaltung: „Und wir lachen auch viel miteinander.“ Die Bärenrunde trifft sich zusätzlich zu den wöchentlichen Treffen monatlich zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten – zum Beispiel eine Filmnacht, eine Wanderung, ein Ausflug oder ein gemeinsames Essen. „Und oft ergeben sich einfach ganz tolle Gespräche. Man weiß einfach: Da ist jemand, der einen versteht. Und man weiß, nicht nur mir geht es gerade so. Man ist nicht allein.“
„Lustlos, energielos, alles fällt einem schwer – und nachts ist man schlaflos.“
Es gebe bei vielen der Mitglieder, unabhängig von der jeweiligen Diagnose, ähnliche Symptome, berichtet Evelin: „Lustlos, energielos, alles fällt einem schwer – und nachts ist man schlaflos.“ Im Laufe der Jahre hat Evelin noch mehrfach Kliniken aufgesucht, vor allem aufgrund ihrer Schlaflosigkeit, erzählt die 57-Jährige. Sie sei medikamentös gut eingestellt und telefoniere regelmäßig mit einer Psychologin, von der sie weiß, dass sie sie im Notfall auch zeitnah erreichen kann.
Die Bärenrunde ist dem SKFM Menden (Katholischer Verein für soziale Dienste) angeschlossen. Die Treffen der Bärenrunde findet jeweils mittwochs, ab 18 Uhr, an der Kaltenbachstraße 5 in Lendringsen statt.