Menden/Hemer. Wann sollten Angst-Patienten zum Arzt? Dr. Ulrich Bodensieck, Chefarzt an der Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer, gibt Tipps.
Dr. Ulrich Bodensieck ist Chefarzt für Spezielle Psychotherapie und Psychiatrie in der LWL-Klinik Hemer (Hans-Prinzhorn-Klinik). Der Mediziner erklärt, wann es bei Ängsten oder einer Depression Zeit für einen Arztbesuch ist und was helfen kann.
Wann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem Betroffene, die unter Angststörungen oder Depressionen leiden, ärztliche Hilfe suchen sollten?
Dr. Ulrich Bodensieck: Spätestens, wenn Ängste das Funktionsniveau im Alltag erheblich beeinträchtigen, etwa die Berufstätigkeit, die Führung des Haushaltes oder gar das Verlassen der Wohnung nicht mehr oder nur unter großer Angst / Unbehagen gelingt, sollten Betroffene sich professionelle Hilfe suchen. Psychotherapie durch einen Arzt oder Psychologen ist dabei am wirksamsten, leider aber oft ambulant nicht schnell oder niedrigschwellig verfügbar.
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Der Hausarzt kann ebenso wie Beratungsstellen etwa von Caritas, Diakonie oder AWO ein sinnvoller erster Ansprechpartner sein. Bei ausgeprägten Symptomen, etwa beim Hinzutreten von Lebensüberdruss, sollten sich Betroffene auch nicht scheuen, heimatnah Kontakt zu einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik oder Abteilung aufzunehmen.
Wie sind die Aussichten, von einer Depression oder einer Angststörung wieder zu genesen? Und was sind die hilfreichsten Therapien, um den Weg aus einer Depression oder einer Angststörung zu finden?
Angststörungen und Depressionen lassen sich durchaus erfolgversprechend behandeln. Bei Angststörungen ist mittel- und langfristig eine psychotherapeutische Behandlung wirksamer als Medikamente, die oft zwar rasch aber nur vorübergehend helfen.
Vorsicht ist insbesondere bei der Anwendung sogenannter Benzodiazepine geboten, die rasch abhängig machen können. Auch eine „Selbstmedikation“ mit Alkohol oder Drogen sollte unbedingt unterlassen werden.
Bei Depressionen haben Antidepressiva und Psychotherapie etwa eine vergleichbare Wirkstärke, vor allem bei mittelschweren bis schweren Depressionen ist meistens eine Kombination aus beidem zu empfehlen. Sollte eine ambulante Behandlung nicht ausreichend sein oder mit einer zu langen Wartezeit verbunden sein, sollten sich Betroffene nicht scheuen, sich auch über stationäre oder tagesklinische Behandlungen in ihrer Region zu informieren.