Menden. Dienstags und freitags sind Markttage in Menden. Viktor Walter hat dann alle Fäden in der Hand. Der 36-Jährige gibt Einblicke in seinen Job.

Arbeiten in Uniform: Das wollte Viktor Walter schon als Jugendlicher. Da war noch gar nicht klar, in welche Richtung es für ihn später beruflich gehen würde. Dass er jetzt der neue Marktleiter in Menden ist, hätte er vor einigen Jahren vermutlich nicht gewettet. Nun will er den Mendener Markt nach vorne treiben und auch für eine jüngere Zielgruppe attraktiver gestalten.

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Über Umwege nach Menden gelangt

„Ich wollte früher nie nach Menden“, sagt Viktor Walter und lacht. Irgendwie, so sagt er, hatte er einfach keine Verbindung zur Hönnestadt. Doch als er mit seiner Frau auf der Suche nach einem Heim ist, finden sie ein Haus in Menden und werden sesshaft. „Es ist eine schöne Stadt und das Ambiente ist toll. Es ist wirklich schön hier“, sagt der 36-Jährige und blickt über den Markt, vorbei an den großen Palmen, hinauf zum Balkon des Alten Rathauses. Ein bisschen wirke es so, wie im Urlaub. Umso schöner, dass es nun sein Arbeitsplatz ist. Zu Fuß zur Arbeit laufen zu können oder fix mit dem Rad zu flitzen, das sei toll. Seit Januar ist Viktor Walter Teil des Teams Sicherheit und Ordnung der Stadt Menden. Sein Fokus liegt auf dem Markt. Er ist der neue Marktmeister und folgt auf Mehmet Tekin, der andere Aufgaben übernommen hat, aber weiterhin als Vertreter bereit steht. „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“, sagt er. „Aber im positiven Sinne.“

„Man muss das Gesagte durchziehen, sonst haben die Menschen keinen Respekt.“

Viktor Walter

„Ich war als Kind unsicher, was ich werden will“, sagt Viktor Walter. Auch nach der Schule sei er planlos gewesen. Schließlich zog ihn die Bundeswehr ein. Dort gefiel es ihm gut, doch er entschied sich nach neun Monaten eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann zu starten. Die Zeit bei der Bundeswehr lies ihn jedoch nicht los. Also kehrte er zurück und fand dort lange Zeit seine Erfüllung. Auch die erhoffte Uniform bekam er dort. In ganz Deutschland war er unterwegs und bildete sich in verschiedenen Bereichen weiter, machte viele Führerscheine. Doch irgendwann kam der Wunsch auf, anzukommen. Ein Heim für sich, seine Frau und die Kinder zu haben. So landete er in Menden.

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Vielfältige Aufgaben: „Mit Menschen zu arbeiten ist schwer“

Viktor Walter hat sich via Abendschule während der Zeit bei der Wehr auch zum Verwaltungsfachangestellten fortgebildet und sich beim Ordnungsamt beworben. Schon vor Antritt der Stelle besuchte er das Team und merkte schnell, dass er sich im Mendener Rathaus wohlfühlt. Und auch auf dem Markt sei er herzlich aufgenommen worden. „Ich kann gut mit Menschen“, sagt er und grinst. Auch jetzt trägt er wieder Uniform. Allerdings eine, die nicht jeder Außenstehende gleich auf Anhieb respektiert. „Mit Menschen zu arbeiten, ist schwer“, sagt er schulterzuckend. Doch er sei ein geduldiger, entspannter Mensch und habe ein dickes Fell. Beleidigungen würden meist an ihm abprallen. Denn auch über die Arbeit auf dem Markt hinaus, hat Viktor Walter viele - auch teils unbequeme - Aufgaben. Beispielsweise ist er auch für Einweisungen, örtlichen Ermittlungen des Ordnungsamtes oder auch für Rattenprobleme zuständig. „Man muss das Gesagte durchziehen, sonst haben die Menschen keinen Respekt“, sagt er. Es gebe viel Arbeit und besonders die Einweisungen von Menschen seien ziemlich anstrengend. Doch dass sein Job diese Vielfalt biete, mache für ihn auch den Reiz aus.

Viktor Walter schätzt vor allem die Freundlichkeit der Beschicker und die Qualität der Ware.
Viktor Walter schätzt vor allem die Freundlichkeit der Beschicker und die Qualität der Ware. © WP | Jennifer Wirth

Die Probezeit von Viktor Walter ist nun vorbei, er ist nun festes Teammitglied und froh darüber. Die Verantwortung als Marktmeister trägt er gerne. Auch wenn das heißt, früh aufstehen zu müssen: „Um 5.30 Uhr schließe ich hier alles auf“, sagt er. Damit meint er die Strom- und Wasserkästen für die Händler. Er ist der Ansprechpartner für die Händlerinnen und Händler. Außerdem protokolliert er die Anwesenheiten, stellt Absperrungen auf und kümmert sich um die Gebühren und Rechnungen. Alle Händlerinnen und Händler seien sehr organisiert und wüssten genau, wo sie wann stehen müssen. „Der Markt ist wie eine kleine Familie“, sagt der Vater von drei Kindern. Das finden auch Melanie und Jolina Salewski vom Blumenstand. „Der Markt ist schön gestaltet und die Beschicker sind alle super lieb und verstehen sich gut miteinander“, sagt Jolina Salewski. Das sei nicht überall so, versichert Melanie Salewski. Auf manchen Märkten würde man bloß seine Zeit absitzen. Mit Viktor Walters Arbeit sind sie sehr zufrieden. „Es ist ein Traum.“

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Junge Menschen über Social Media erreichen

Verbesserungspotenzial sehen die beiden Beschickerinnen eigentlich nicht. Doch Viktor Walter hat Pläne für die Zukunft. Er möchte den Markt dienstags erweitern und ist auf der Suche nach Händlern, die mit ihrem Angebot auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Er könnte sich ein Kaffee-Bike oder einen Sushi-Händler gut verstellen. Immer dann, wenn er etwas Zeit habe, recherchiere er und telefoniere mit potenziellen Kandidaten. Wichtig dabei ist die Regionalität. Die günstigen Standgebühren würden viele Beschicker ansprechen. Es komme auf eine gute Mischung an. Und die gebe in Menden bereits jetzt.

Die Idee, einen Feierabendmarkt zu veranstalten, könne er leider nicht umsetzen, sagt er. Das falle aus seinem Zuständigkeitsbereit heraus und in die Hände des Stadtmarketings. Doch wöchentliche Kurzvideos mit Impressionen vom Markt und dem Angebot möchte er über Instagram und Facebook weiter antreiben, um auch die junge Zielgruppe für den Markt zu begeistern. Denn er weiß von sich selbst: Bevor er mit dem Markt in Berührung gekommen sei, habe er keine Verbindung dazu gehabt. Mittlerweile liebe er es, dort einzukaufen. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist super. Es ist nicht so teuer“, sagt er. Alles sei frisch, die Haltbarkeit der Produkte meist länger. „Der Markt zieht die Leute an.“ Und hoffentlich bald auch noch mehr jüngere Menschen.

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