Arnsberg/Menden. Mehrfach legt sich der Verteidiger des 53-jährigen Mendeners mit dem Gericht an - nun attackiert der Jurist den Dolmetscher. Die Hintergründe.

Der Prozess gegen einen Mendener, der seine Frau in der gemeinsamen Wohnung mit einem Messer und Nudelholz attackiert haben soll, biegt buchstäblich auf die Zielgeraden ein. Derweil überwirft sich der Verteidiger des 53-Jährigen mit dem Dolmetscher – und fordert, ihn zu ersetzen.

DNA an Nudelholz nachgewiesen

Es könnte möglicherweise der vorletzte Prozesstag gegen einen 53 Jahre alten Mendener sein, der wegen der versuchten Tötung seiner Ex-Frau derzeit vor dem Landgericht Arnsberg steht. Und obwohl es dabei hauptsächlich um ein Gutachten zu einer möglichen Tatwaffe geht, sorgt das im Gerichtssaal für einen Eklat zwischen Verteidiger und Dolmetscher. Aber der Reihe nach.

„Ich habe hier heute einen großen Vertrauensverlust erlitten. Ich hätte gerne einen anderen Dolmetscher.“

Verteidiger
über die Arbeit des Dolmetschers

Was in der Zeit nach der Tat im Dezember 2023 rund um das Mehrfamilienhaus in der Horlecke passiert ist, das haben Ermittler und Sachverständige bislang hinlänglich beschrieben (WP berichtete). Doch wie genau sich die Tat selbst abgespielt hat – dabei tappen die Juristen noch immer sprichwörtlich im Dunklen. Weder der 53-jährige Angeklagte noch das mutmaßliche Opfer oder deren Söhne haben im Prozess ausgesagt. Also müssen Indizien herhalten, um den Tattag so gut wie möglich zu verstehen.

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So auch ein DNA-Gutachten eines zerbrochenen Nudelholzes, das die Ermittler unweit der schwer verletzten Mendenerin in jener Nacht gefunden haben. Denn damit soll der Angeklagte seine Ex-Frau nach Messerstichen ebenfalls malträtiert haben. Die Auswertung liefert nun zumindest genau solche Hinweise. An gleich mehreren Stellen finden sich Blutrückstände des mutmaßlichen Opfers – aber auch Spuren, die auf den Angeklagten hindeuten. Zumindest komme der Mendener „als Hauptverursacher der Beimengungen in Betracht“, wie es im Gutachten dazu heißt. Das Problem: Um welche Art menschlicher Zellen es sich dabei handelt, „kann nicht festgestellt werden“. Für den Anwalt gibt’s zumindest eine Hürde in den Analysen: Ob die Spuren möglicherweise auch von den Söhnen seines Mandanten stammen, die im selben Haushalt leben, könne ebenso wenig festgestellt werden.

Droht eine längere Hängepartie?

Doch nach Verlesung des DNA-Gutachtens kommt es in Saal 3 am Landgericht Arnsberg zum Eklat. Der Dolmetscher kommt mit der Übersetzung nicht in vollem Tempo mit. „Ich habe Sie viermal in Deutsch vorlesen hören“, moniert der Verteidiger. Er verlangt eine Erklärung für die in seinen Augen schlechte Übersetzung. „Wenn es vernünftig übersetzt werden soll, braucht ein Dolmetscher Zeit“, setzt der Mann an. Doch das reicht dem Verteidiger nicht. „Ich habe hier heute einen großen Vertrauensverlust erlitten. Ich hätte gerne einen anderen Dolmetscher“, fordert der Anwalt in Richtung Richter Petja Pagel. „Ich habe größte Zweifel, dass mein Mandat alles versteht.“ Pagel wiegelt ab. Der Dolmetscher soll weitermachen. Doch als der gerade wieder ansetzt, um die letzte Seite zu übersetzen, reißt der Verteidiger ihm den Ausdruck weg. Zum sichtlichen Unmut von Richter und Staatsanwaltschaft, die mit einem weiteren Ausdruck aushelfen müssen.

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Offen sind kurz vor Ende des Prozesses nun lediglich zwei Beweisanträge der Staatsanwaltschaft. Und die könnten dafür sorgen, dass die Verhandlung im schlimmsten Fall in die Verlängerung geht. Denn um die vom Verteidiger aufgeworfene Notwehr seines Mandanten im Streit mit der Ex-Frau auszuschließen, hat die Staatsanwaltschaft vorgesorgt. Im Zweifel durchkämmen und vermessen LKA-Ermittler noch einmal den Tatort, um Abläufe noch detaillierter bestimmen zu können. Dauer: rund vier Wochen. Der Prozess wird fortgesetzt.