Platte Heide. Die Heide-Apotheke erweitert – gegen den Schließungstrend: Moderne Technik für besseren Service soll gegen das Apothekensterben helfen.
Seit dem 24. Juni sitzt die Heide-Apotheke in Platte Heide nun schon behelfsmäßig in einem Container, doch irgendwann im August kommt der große Tag: „Dann wollen wir wieder zurückziehen in unsere Apotheke“, sagt Apothekerin Ann-Christin Mierzwa.. Die werde dann erweitert sein um einen größeren Kundenbereich, einen schönen Mitarbeiterraum und Platz für pharmazeutische Dienstleistungen, dazu mit einem automatischen Kommissionierer und Pick-up-Fächern auch technisch auf einem Top-Stand. An diesem Donnerstag sind Apotheke und Westfalenpost aber noch gemeinsam auf dem Parkplatz vor der Apotheke vertreten, das WP-Mobil steht auf dem Wochenmarkt neben Mierzwas mobilem Flachbau.
Selbst am Container ist Abholung 24/7 möglich
Wie lebt und arbeitet es sich darin bis heute, und was sagen die Kunden? „Natürlich passt nicht so viel in den Container wie zuvor in die Apotheke“, erklärt Ann-Christin Mierzwa. Doch alle gängigen Medikamente und die spezielleren für Stammkunden, das gehe schon hinein. So könne man die meisten Kunden und Patienten zufriedenstellen. Und Bestellware könne schon jetzt aus der Pick-up-Station rund um die Uhr an jedem Tag der Woche abgeholt werden, auf Neudeutsch 24/7.
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Pharmazeutische Beratung bleibt auch beim „Pick up“ unabdingbar
Allerdings müssten Menschen, die auf diese Weise ihre Arzneien aus dem Automaten holen, vorher unbedingt eine pharmazeutische Beratung durch eine Apotheken-Fachkraft erhalten haben, etwa zur richtigen Dosierung. Das sollte trotz des Containers am besten von Angesicht zu Angesicht erfolgen und nur im Notfall telefonisch. „Es läuft bei uns hier eben nicht wie bei reinen Online-Apotheken“, betont Mierzwa. Die Besorgung könne dann mit E-Rezept über Krankenkarte, QR-Code oder die „Heide-Apo-App“ erledigt werden.
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Neue Technik, mehr Medikamente: Kommissionierer statt Schubladen
Mit dem neuen Kommissionierer werde die Heide-Apotheke 10.000 statt bisher etwa 4000 Medikamenten-Packungen auf Vorrat halten können. Die müssten dann auch nicht mehr in den typischen flachen und breiten Schubladen des Apothekenschrankes gesucht werden, sondern kommen auf Knopfdruck zum Vorschein. „Es hat sich schon gelohnt, auch für diese Übergangslösung in der Umbauzeit einen professionellen Apotheken-Einrichter zu beauftragen“, findet Mierzwa.
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Viele bekannte Apothekennamen sind aus Menden verschwunden
Dass sie den Standort, den die Heide-Apotheke hier schon so lange innehat, jetzt noch ausbaut, ist eher gegen den Trend. Der läuft in Richtung eines Apothekensterbens mangels lohnender Margen und beruflichem Nachwuchs sowie immer neuer Internet-Konkurrenz. Die WP hat darüber jüngst überregional berichtet. Auch in Menden sind bekannte Namen wie die Neue Apotheke, die Kreuz-, die Rats- und die Walburgis-Apotheke in den letzten Jahren verschwunden, auch in Menden gab es zuletzt mehrere Protest-Schließungstage. Allerdings kamen an den Ärztehäusern auf der Hönne-Insel und am Krankenhaus in den letzten Jahren auch zwei neue Apotheken hinzu.
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Acht Wochen Umbauphase neigt sich im August dem Ende zu
Ann-Christin Mierzwa will ungeachtet aller Probleme, mit denen auch sie zu kämpfen hat, am Heideplatz bleiben, wo es ihre Apotheke seit 1961 gibt. „Und ich bin unserem Team immer noch so dankbar für den reibungslosen Umzug in den Container“, sagt sie. Weil das Rausschleppen und Einräumen komplett an einem Juni-Wochenende erfolgte, habe man von Samstag auf Montag sogar die ganz normalen Geschäftszeiten einhalten können. „Das war eine unglaubliche Leistung!“ Auch dem Architekten Nils Kemper und den beauftragten heimischen Handwerkern sei sie dankbar: „Die Leute haben hier zeitweilig mit 16 Mann zugleich gearbeitet, damit wir unsere neue alte Apotheke möglichst schnell wiederbekommen.“
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Container-Idee kam nach der Ahrtal-Katastrophe auf
Wenn alles klappt, wird die Containerphase am Heideplatz etwa acht Wochen lang gedauert haben. Auf die Idee sei sie nach einem Beitrag über die Flutkatastrophe im Ahrtal gekommen, wo sich danach vieles in Containern abgespielt habe, ob als Notunterkunft, Bauwagen oder provisorisches Geschäft. Auch in Menden sind diese Behausungen sowohl als Klassenräume an der Josefschule wie auch als Wohncontainer an der Franz-Kissing-Straße im Gebrauch. „Warum nicht auch als Apotheke?“