Menden. Ausflügler können sich in Menden bald digital durch die Stadt führen lassen. Dabei setzen die Erfinder auf verschiedene Aspekte.
Menden hat viel zu bieten. Alleine mehr als 100 Denkmäler sind im Stadtgebiet verteilt. Darunter fällt nicht nur die Bessemer Birne, sondern auch historisch bedeutsame Gebäude wie der Poenigeturm, das Schmarotzerhaus oder der Oberrödinghauser Hammer. Ein Teil dieser Denkmäler und Sehenswürdigkeiten wird bald auch digital erlebbar sein. Wie der Stadtrundgang mit dem Smartphone künftig funktionieren soll - und welche Kniffe sich die Erfinder dafür ausgedacht haben.
Historische Schätze erlebbar machen
Die Idee, Mendens Sehenswürdigkeiten erlebbar zu machen, stammt keinesfalls aus einem stillen Kämmerlein der Mendigital, wie Geschäftsführer Robin Eisbach im Gespräch mit der WP betont. Vielmehr waren es die Mendenerinnen und Mendener selbst, die den Ausschlag für das Projekt gaben. Zumindest ist das das Ergebnis einer Befragung aus dem Jahr 2021. „Wir haben auch einfach ein Pfund an Historie in Menden“, sagt Eisbach. Nur sind diese Erlebnisse oder Geheimtipps nirgendwo wirklich vermerkt; außer möglicherweise in familiären Überlieferungen. „Diese Schätze sollen abrufbar werden.“
Unterstützung gibt‘s dabei von einem Stuttgarter Softwareentwickler. Mit deren Apps können Besucher auf Usedom eine digitale Tour rund um die Heilbäder unternehmen oder sich schon jetzt anschauen, wie der Bahnhof Stuttgart 21 irgendwann einmal aussehen soll. In rund vier Wochen wird auch die digitale Mendener Stadtführung an den Start gehen. Und Unterstützung bekommt die Mendigital bei dem Großprojekt nicht nur aus Baden-Württemberg, sondern von gleich mehreren Stellen: Stadtmarketing, Stabsstelle Digitalisierung, Stadtmuseum, Stadtarchiv, Wirtschaftsförderung. Dabei haben sich die Köpfe auch ganz pragmatische Fragen gestellt: Welche Sehenswürdigkeiten sollen dabei sein? Wie wird eine solche Tour barrierefrei? „Wir haben die Wege extra so gewählt, dass sie alle mit dem Rollstuhl erreichbar sind“, erklärt Mendigital-Projektmanagerin Svenja Schönert.
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App mit Hilfe vieler Beteiligter entwickelt
Der erste Stop ist beispielsweise die Mendener Mühle. Heutzutage ein beliebter Treffpunkt nach Feierabend oder am Wochenende, war es ursprünglich das, was der Name auch hergibt. Ein Klick auf den Bildschirm am Handy zeigt dann ein Pferd und eine animierte Person auf dem Display an, während man vor der Mühle steht. Die auf dem Smartphone lebensgroß wirkenden Figuren geben schließlich auch weitere Infos preis. Stadtarchivar Stefan Reisloh hat dafür historische Dokumente durchforstet. Etwa wie Menschen im 15. oder 16. Jahrhundert überhaupt eingebürgert werden konnten. Die Antwort klingt verglichen mit heute beinahe kurios: Zehn Reichstaler, ein Ledereimer für die Brandwacht und eine halbe Tonne Bier waren nötig, um Mendener zu werden. „Wie viel genau eine halbe Tonne Bier heutzutage ist, weiß ich allerdings nicht“, sagt Reisloh mit einem Schmunzeln.
„Wir haben die Wege extra so gewählt, dass sie alle mit dem Rollstuhl erreichbar sind.“
An einer Stelle kann die Mendigital allerdings schon auf Vorarbeit zurückgreifen. Im Rahmen des Projektes „Augen auf“ ist 2021 ein digitaler Rundgang durch die ehemalige Synagoge entstanden. Eben jenen Videorundgang können Nutzer bald auch in der „ARound Menden“ App erleben. Ebenso wie eine Schmiedevorführung am Oberrödinghauser Hammer, die sonst nur einmal im Jahr vom Museumsteam veranstaltet wird.
Ein besonderer Blick auf Menden - und darüber hinaus
Die „ARound Menden“ App bietet dabei nicht nur die Möglichkeit, den Poenigeturm mitsamt der Hexenschreine vom Sofa aus zu entdecken, sondern auch künftig den Tourismus anzukurbeln. Statt Infotafeln vor Gebäuden in den Boden zu zementieren, können diese Stelen mit ein paar Klicks auf dem Handy angezeigt werden. „Das Potenzial ist fast unendlich“, sagt Stefan Reisloh. Das Angebot könne auch die Zielgruppe für Stadtführungen deutlich erweitern, findet Melanie Kersting. Die Chefin des Stadtmarketings sieht die App als Teil des mittlerweile beschlossenen Tourismuskonzeptes.
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Beste Aussichten. Nicht nur für die Stadt selbst, sondern auch für Nutzer. Denn die App verspricht neben historischen Fun-Facts auch einen atemberaubenden Ausblick. An der Vincenzkirche ist eine digitale Aufzugfahrt möglich. Gefilmt wurde der Aufstieg, der an einen Glas-Aufzug erinnert, mit einer 360-Grad-Drohne. Der Blick schweift dabei auf dem Handybildschirm über den Marktplatz, das Alte Rathaus, über den Kapellenberg oder aber in Richtung Halingen. Am Horizont des Bildschirms sind zudem weitere überregionale Sehenswürdigkeiten mit Kurzinfos markiert. Dazu zählen der Danzturm in Iserlohn oder der Florianturm im Dortmunder Westfalenpark.