Menden. Der Riesenbärenklau wird in der Hönnestadt zum Problem. Nun kartiert die Stadt sogar Ausbreitungsorte - und setzt auf ungewöhnliche Hilfe.

Alle Jahre wieder sorgt die Herkulesstaude - vor allem entlang der Hönne - für Probleme. Mit beinahe futuristischer Arbeitskleidung geht‘s dem Gewächs buchstäblich an den Kragen. In diesem Jahr geht Menden dabei ungewöhnliche Wege. Mit einem Aufruf wollte die Stadt Bürger animieren, anzupacken. Was aus dem Aufruf geworden ist - und wie es um den Bärenklau aktuell in Menden steht.

Herkulesstaude landesweit auf dem Vormarsch

100 Kilometer wollten Sportler am vergangenen Wochenende im Essener Grugapark binnen 24 Stunden marschieren. Doch aus dem sportlichen Wettkampf ist am Ende ein Großeinsatz für die Rettungskräfte geworden. Schuld waren Herkulesstauden. Die Folge: Ausschlag an Händen und Beinen mit verbrennungsartigen Symptomen. Damit es in Menden so weit nicht kommt, hat die Verwaltung im Frühjahr für ein Novum gesorgt: Sie rief Bürger auf, mit entsprechender Sicherungskleidung, anzupacken und den Pflanzen vor allem entlang der Hönne den Garaus zu machen.

Großeinsatz beim Mammutmarsch im Essener Grugapark: Mehrere Sportler klagen nach Kontakt mit der Herkulesstaude über brennenden Ausschlag an Armen und Beinen.
Großeinsatz beim Mammutmarsch im Essener Grugapark: Mehrere Sportler klagen nach Kontakt mit der Herkulesstaude über brennenden Ausschlag an Armen und Beinen. © JUSTIN BROSCH

Obwohl Stadt und Wasserverbände Jahr für Jahr die Herkulesstaude bekämpfen, habe sich die gefährliche Pflanze im Stadtgebiet, aber auch nahezu landesweit ausgebreitet, teilte die Stadt seinerzeit mit. Weiter hieß es: Vor allem durch den schwimmenden Transport in den Fließgewässern rücke die Herkulesstaude auch in Menden ganz besonders entlang von Uferstreifen immer weiter vor. Mittels Freischneider bzw. Motorsense könnten auch größere Bestände manuell entfernt und zumindest die von ihnen ausgehenden Gesundheitsgefährdungen beseitigt werden. „Diese Bekämpfungsmethode ist längerfristig nur wirksam, wenn sie mehrfach (mindestens sechsmal) im Jahr durchgeführt wird, um die wieder austreibenden Pflanzen an der Speicherung von Reserven in den Wurzeln sowie der Bildung von Blüten und Samen zu hindern“, erklärte die Stadt dazu weiter.

Bärenklau-Karte soll in Menden Übersicht bieten

Mittlerweile kann man einen ersten Erfolg vermelden. Gleich mehrere Mendenerinnen und Mendener haben sich nach dem Aufruf gemeldet, 12 Ehrenamtler sind aktuell in Lendringsen, Hüingsen oder Bösperde unterwegs. Rainer Lückermann aus der städtischen Umweltabteilung zeigt sich zufrieden. „Leider ist es allerdings aber auch so, dass wir noch nie einen so immensen Herkulesstaudenbefall wie in diesem Jahr hatten: Hönne- und Oeseufer sind annähernd durchgehend befallen, aber auch Bereiche, in denen wir in den vergangenen Jahren kaum Herkulesstaudenbewuchs festgestellt hatten - wie beispielsweise am Abbabach - sind nun betroffen“, erklärt Lückermann. Doch dabei bleibt‘s mittlerweile nicht mehr. Selbst auf Privatgrundstücken an der Kolpingstraße breite sich die Pflanze mittlerweile aus.

Im Frühjahr 2024 ruft die Stadt Bürger auf, dem Bärenklau den Kampf anzusagen. Der Aufruf hat Erfolg. Erste Arbeitseinsätze haben bereits stattgefunden.
Im Frühjahr 2024 ruft die Stadt Bürger auf, dem Bärenklau den Kampf anzusagen. Der Aufruf hat Erfolg. Erste Arbeitseinsätze haben bereits stattgefunden. © Stadt Menden | Vanessa Wittenburg

Der „Kampf gegen Windmühlen“ sei laut Umweltabteilung mit den derzeit vorhandenen Kapazitäten kaum zu schaffen. „Wir kartieren die festgestellten oder gemeldeten Herkulesstaudenstandorte und sollten im nächsten Jahr - falls die derzeitigen Ehrenamtlichen dabei bleiben und sich vielleicht noch weitere melden - die Bestände möglichst noch flächendeckender bekämpfen“, sagt Rainer Lückermann. Auch neue Ausbreitungsorte sollen laufend aktualisiert werden. Doch die Stadt will nicht nur auf ehrenamtliches Engagement setzen. Im Idealfall müsste das Problem interkommunal angegangen werden, schließlich fließen Hönne und Oese - und damit auch die Pflanzensamen - nicht nur durch Menden.

Stadt hofft auf weitere Helfer

Warum die Herkulesstauden im Sommer 2024 deutlich weiter verbreitet sind als in den Vorjahren, das liege laut Lückermann an günstigen Witterungsverhältnissen. „Wahrscheinlich aufgrund der diesjährigen Witterungsverhältnisse mit viel Sonne und viel Regen stehen die Herkulesstauden in diesem Jahr rund einen Monat früher in Blüte.“

Die Stauden werden nicht nur beseitigt, sondern auch kartiert.
Die Stauden werden nicht nur beseitigt, sondern auch kartiert. © Stadt Menden | Vanessa Wittenburg

Die Gefahren, denen sich die freiwilligen Helferinnen und Helfer aussetzen, aber auch die Sicherheitsvorkehrungen sind zusammen mit der Stadt im Vorfeld besprochen worden, wie Pressesprecherin Vanessa Wittenburg auf WP-Anfrage betont. „Mit den Helferinnen und Helfern wird eine Vereinbarung getroffen, dass sie sich an die empfohlenen Schutzmaßnahmen halten. Eine Unfallversicherung liegt vor. Wir empfehlen, immer zu zweit unterwegs zu sein und ein Handy dabei zu haben, um im Notfall Hilfe rufen zu können“, so Wittenburg. Gerade mit Blick auf die Arbeit mit technischen Geräten sollte man Vorsicht walten lassen. Zwischenfälle mit technischem Gerät oder der Staude selbst sind bei den Arbeiten in Menden bislang ausgeblieben. Zudem haben Stadt und der Zweckverband für Abfallbeseitigung (ZfA) die Vereinbarung, dass die Helfer die Möglichkeit haben, Müllsäcke mit samenreifen Herkulesstaudendolden kostenlos am Bringhof als Restmüll zu entsorgen. Reißfeste Müllsäcke stellt die Stadt entsprechend zur Verfügung. Private Grundstückseigentümer werden gebeten - soweit dort Herkulesstauden wachsen - diese zu entfernen bzw. sie bei der Stadt zu melden. „Für die kommende Saison würden wir uns über weitere Freiwillige im Kampf gegen die weitere Verbreitung der Herkulesstauden freuen“, sagt Rainer Lückermann.