Menden. Förderprogramm ermöglicht Sonja Bathe-Schierhoff und Carolin Betten die Ausweitung ihres Angebots. Nur der Zufall brachte die Frauen zusammen.

Ein paar abgebrannte Räucherstäbchen stehen auf einem silbernen Tablett, eine Trommel hängt an der Wand, Klangschalen säumen ein Regal direkt neben der Massagebank. Bei Sonja Bathe-Schierhoff und Carolin Betten an der Querstraße steht der Einklang zwischen Körper und Geist im Vordergrund. Dabei ist es lediglich dem Zufall geschuldet, dass die beiden Frauen überhaupt in Menden zusammengefunden haben.

Von Kanada und Australien zurück nach Menden

Wer das Geschäft von Sonja Bathe-Schierhoff betritt, der merkt schnell, dass sich viel um das eigene Wohlbefinden dreht. Gemütlichkeit ist wichtig. Als Kinder- und Jugendcoach ist die Balverin vor allem auf die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern spezialisiert. „Ich bin ein bisschen das Bindeglied zwischen Nachhilfe und Psychotherapie“, sagt Bathe-Schierhoff. Das Bewegungsprogramm mit Pilates-, Massage- und Fitnesseinheiten soll Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensproblemen helfen, sprichwörtlich den Kopf freizubekommen. Parallel dazu bietet Bathe-Schierhoff Coachings an, um etwa Stresssituationen besser meistern zu können. Denn: Für Ausgeglichenheit müssten Körper und Geist gleichermaßen in Einklang sein. Seit Herbst 2022 gibt es das Angebot bereits an der Querstraße. Ihre Kurse werden nicht von der Krankenkasse gezahlt. Bathe-Schierhoff betont zudem, dass sie keine Ärztin ist und deshalb Symptome im Zweifel nur lindern und nicht heilen kann mit ihrer Arbeit.

„Mit der heißen Nadel stricken können wir.“

Sonja Bathe-Schierhoff
über den Umzug in weniger als zwei Wochen

Unterstützung bekommt Sonja Bathe-Schierhoff dabei nicht nur von Hündin Jola, die Gäste im Eingangsbereich beschnuppert und begrüßt, sondern seit Herbst 2023 zudem von Carolin Betten. Nachdem die Weltenbummlerin sechs Jahre lang um den Globus gereist ist, hat es sie dann doch wieder in die Heimat gezogen. Mitgebracht aus der Welt hat sie dabei nicht nur jede Menge eigene Erfahrungen, die inzwischen in zwei Bücher geflossen sind, sondern auch eine Ausbildung als Yoga-Trainerin. Über Australien, Südamerika, Kanada und Indien „bin ich dann doch irgendwie wieder in Menden gestrandet“, sagt Betten und lacht. Dabei wollte sie etwas von ihren Reisen mit in die Heimat bringen. „Und Yoga hat mich einfach gepackt“, sagt die 31-Jährige. Für sie ist es kein Hobby, sondern vielmehr ein Lebensstil. Und ein Stil, der perfekt zum Angebot von Sonja Bathe-Schierhoff passt. Kurzerhand taten sich beide zusammen. In Kleingruppen bis sechs Personen unterrichtet Carolin Betten an der Querstraße aber keinesfalls nur Frauen. Längst zählen auch Männer zum Kundenstamm.

Land NRW hilft beim Neustart in den Innenstädten

Aus dem Pilotprojekt ist mittlerweile eine Freundschaft geworden. Und ein Angebot, das inzwischen die Kapazitäten an der Querstraße sprengt. Deshalb ziehen die beiden Frauen nun zur Hochstraße um. Am 1. August soll es soweit sein. Trotz einiger Renovierungsarbeiten sind beide zuversichtlich. „Mit der heißen Nadel stricken können wir“, scherzt Bathe-Schierhoff.

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Möglich macht den Umzug dabei vor allem eine Landesförderung. Mit dem Projekt „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“ fördert das Land Neuansiedlungen in den Stadtzentren. 35 Millionen Euro stellt das NRW-Heimatministerium dafür bis Ende 2026 zur Verfügung. Dafür werden für die Dauer von zwei Jahren bis zu 70 Prozent der Kaltmiete übernommen. Zuständig für die Vermittlung zwischen Interessenten, und Vermieter ist in Menden weiterhin die Wirtschaftsförderung (WSG). „Wir füllen damit Leerstände mit kreativen Ideen“, erklärt Alexander Schmitz beim Gespräch vor Ort. Von rund 80 Quadratmetern an der Querstraße geht es für die beiden Frauen somit in eine mehr als doppelt so große Bleibe. Das Förderprogramm schließt sich an ein Projekt aus der Corona-Pandemie an. Bereits seinerzeit ist es in Menden damit gelungen, mehrere Leerstände vorübergehend oder aber dauerhaft zu beheben.