Attendorn. Heinrich Schulte und Werner Heuel setzen sich vergeblich für eine Sperrung des Schwerlastverkehrs ein. Doch es gibt andere Möglichkeiten.

Eine Sperrung der Hansastraße in Attendorn für den Schwerlastverkehr wird es nicht geben. Das macht der Landesbetrieb Straßenbau NRW als Eigentümer der innenstadtnahen Landstraße deutlich. Denn ein solcher Schritt käme einer Teilentwidmung der Straße gleich, die in ihrer Funktion eben auch den überörtlichen Lkw-Verkehr aufnehmen soll. „Der Landesbetrieb hat einige Bedenken, rechtlicher wie praktischer Art“, erklärte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss. Er machte somit die Hoffnung von Heinrich Schulte (ehemaliger Fraktionsvorsitzender der CDU) und Werner Heuel zunichte. Die beiden Anwohner der St.-Ursula-Straße bzw. des Bremger Wegs hatten in einem Bürgerantrag nämlich genau das gefordert: einen Lkw-Ausschluss für die Hansastraße.

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Ihre Forderung, die vielbefahrene Straße von den tonnenschweren Fahrzeugen zu befreien und somit sicherer für die Fußgänger zu machen, bekam im Herbst vergangenen Jahres neue Nahrung. Im Oktober wurde eine 88-jährige Frau aus Attendorn beim Überqueren der Hansastraße an einer Ampel von einem Sattelzug angefahren und dabei so schwer verletzt, dass die Seniorin, die am nahegelegenen Franziskanergarten lebte, wenig später verstarb. Offensichtlich war der heute 59 Jahre alte Fahrer einer Spedition an der Ampel, an der er zuvor gehalten hatte, wieder angefahren und hatte dabei die Seniorin aus seiner erhöhten Sitzposition übersehen. „Aktueller Stand unserer noch laufenden Ermittlungen ist, dass der Fahrer bei Grün über die Ampel gefahren ist, und das mit angemessenem Tempo“, erklärt Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss, Sprecher der Siegener Behörde, die wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Vermutlich wird das Verfahren eingestellt.

„Über kurz oder lang sollte es unser Ziel sein, ähnliche Verhältnisse wie auf der Niedersten und Ennester Straße zu schaffen.“

Heinrich Schulte
ehemaliger CDU-Fraktionschef

Was bleibt, ist jedoch die Frage, wie Stadt und Politik gemeinsam die Hansastraße für Schüler vom Rivius-Gymnasium, von den St.-Ursula-Schulen, der Attandarra-Grundschule oder der Sonnenschule sicherer machen, genauso für Senioren, die beispielsweise im Franziskanerhof leben, und eben alle anderen Fußgänger, die an der Hansastraße unterwegs sind. Dass die gesamte Straße vom Kreisverkehr am Kölner Tor bis zur Einmündung auf die Windhauser Straße zum Tempo-30-Bereich wird, ist ein erster Erfolg. Bekanntlich besteht diese Regelung bislang „nur“ auf dem Teilstück zwischen dem Viega-Gebäude und der Abbiegung zum Hohlen Weg.

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Durch eine Rechtsänderung im Herbst vergangenen Jahres ist es der Verkehrskommission, bestehend aus Vertretern von Straßenbaulastträger (hier also das Land), der Stadt (Ordnungsamt) und der Polizei, nun möglich, auch den Bereich bis zum Kreisverkehr am Kölner Tor zum 30er-Bereich zu machen. Dies rührt im Wesentlichen daraus, dass Tempo-30-Bereiche nicht mehr nur im unmittelbaren Umfeld von Schulen, Kitas oder Altenheimen angeordnet werden können, sondern auch dort, wo stark frequentierte Schulwege liegen – dieses „neue“ Kriterium ist hier gegeben.

Über Umgehungsstraßen leiten

Auch wenn es zu keinem Lkw-Verbot kommt: Es bleibt das erklärte Ziel von Stadt wie Politik, den Fernverkehr möglichst aus der Kernstadt (und somit von der Hansastraße) herauszuhalten. Das soll einerseits durch eine Beschilderung erfolgen, die den Schwerlastverkehr über die Nord- und Südumgehung leitet. Wer von Olpe kommt und Richtung Plettenberg steuert, soll nicht mehr bei Mubea auf die Kölner Straße einbiegen, die im weiteren Verlauf in die Hansastraße mündet, sondern über besagte Süd- und Nordumgehung fahren. Dasselbe gilt für die entgegengesetzte Richtung. „Diese Beschilderung ist längst überfällig und dringend notwendig“, machte CDU-Urgestein Wolfgang Teipel deutlich. Andererseits – und darum bat auch Teipel – soll die Verwaltung mit den großen Navi-Herstellern wie „TomTom“ Kontakt aufnehmen in der Absicht, dass die Hansastraße bei Google und Co. „abgewertet“ wird und die Fernfahrer über die Umgehungsstraßen gelenkt werden.

Heinrich Schulte geht das allerdings nicht weit genug. „Über kurz oder lang sollte es unser Ziel sein, ähnliche Verhältnisse wie auf der Niedersten und Ennester Straße zu schaffen.“ In den verkehrsberuhigten Straßen, in dem Fahrbahn- und Fußgängerbereiche höhengleich sind (sog. Shared-space-Bereich), gilt bekanntlich eine Einbahnstraßen-Regelung. „Aber das“, fuhr der ehemalige Ratsherr fort, „ist wahrscheinlich erst dann möglich, wenn wir als Stadt selbst Träger der Hansastraße sind.“ Einen Tausch mit dem Land, das für die Hansastraße die in kommunaler Trägerschaft befindliche Nordumgehung bekommen könnte, würde jedoch frühestens 2032 funktionieren, dann endet eine Zweckbindungsfrist, die darauf zurückzuführen ist, dass die Stadt beim Bau der Nordumgehung Fördermittel erhalten hat.

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„Doch selbst bei einer solchen Umwidmung“, warnte Bürgermeister Pospischil, „wäre das Maximum der Gefühle eine Anlieger-frei-Regelung. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Geschäfte in der Innenstadt über die Hansastraße beliefert werden.“ Er erinnerte zudem daran, dass die Hansastraße seinerzeit gebaut wurde, um den Verkehr aus der Innenstadt herauszuholen. Man könne daher Ennester und die Niederste Straße nicht auf eine Ebene mit der Hansastraße stellen.