Attendorn/Kreis Olpe. Die Bahn wird den Halt in Kraghammer zurückbauen und dafür eine neue Station zwischen Olpe und Finnentrop errichten. Das sind die Pläne.
Ein beinahe vergessenes, dennoch wichtiges Tourismus-Projekt in Attendorn erlebt seine überraschende Auferstehung: Die Deutsche Bahn (DB) will in Zusammenarbeit mit dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der Stadt den schon vor etlichen Jahren geplanten Bau eines neuen Haltepunkts in unmittelbarer Nähe zum Biggesee nun mit Nachdruck planen und umsetzen. Konkret geht es darum, auf der Strecke zwischen Olpe und Finnentrop (Biggesee-Express/RB 92) den bestehenden Haltepunkt Kraghammer zurückzubauen und eine neue Station unterhalb des Biggedamms zu errichten.
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„Damit hat vermutlich kaum noch jemand gerechnet“, weiß Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (SPD), dass die Pläne lange Zeit in der Schublade verschwunden waren. Der Standort des neuen Haltepunkts wird in der langen Kurve unterhalb des Parkplatzes an der Fußgängerbrücke Neu-Listernohl liegen. Wer hier in Zukunft aussteigt, kann in wenigen Minuten hoch zum Biggedamm laufen, um von hier beispielsweise den „Leuchtturm“ oder die Aussichtsplattform „Biggeblick“ zu besuchen. Zudem sind die Cafés in Neu-Listernohl fußläufig von dem neuen Haltepunkt erreichbar.
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Die Pläne sehen vor, den Bahnsteig auf einer Länge von 140 Metern und einer Höhe von 76 Zentimetern zu bauen. „Der Bahnsteig erhält eine moderne Reisenden-Information, ein Wetterschutzhaus, energiesparende LED-Beleuchtung und Sitzmöglichkeiten. Und die Station wird barrierefrei ausgebaut“, skizziert ein Sprecher der Bahn die Planungen, die sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium befinden.
„Der Bahnsteig erhält eine moderne Reisenden-Information, ein Wetterschutzhaus, energiesparende LED-Beleuchtung und Sitzmöglichkeiten. Und die Station wird barrierefrei ausgebaut.“
Vor vielen Jahren wurde im Zuge der Regionale 2013, ein Strukturförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, der Entschluss zum Bau der neuen Station gefasst, um Bahnfahrer besser an den Biggesee in Attendorn anzubinden und die Stadt somit touristisch nach vorne zu bringen. Doch passiert ist seitdem wenig bis nichts, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. „Die Planungen zu diesem Projekt wurden im Laufe der letzten zehn Jahre beim Aufgabenträger NWL fortgeführt, jedoch kam es zu deutlichen Problemen und Verzögerungen, unter anderem aufgrund der Insolvenz des Planungsbüros“, erklärte Pospischil am Montagabend im zuständigen Fachausschuss.
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Doch nun scheint in die Verlagerung des Haltepunkts Richtung Biggedamm Bewegung zu kommen. Mittlerweile liegt die Verantwortung nämlich nicht mehr in den Händen des NWL, sondern federführend bei der Deutschen Bahn. Hier sei das Projekt im vergangenen Jahr neu aufgerollt worden, erste Planungsleistungen wie Vermessung oder Trassierung wurden bereits in Auftrag gegeben. „Aufgrund der frühen Planungsphase sind aber noch keine Aussagen zu möglichen Bauzeiträumen möglich. Zunächst muss das Projekt mehrere Planungsphasen durchlaufen. Im Laufe der Vorbereitung ermittelt die DB Sperrpausen – also Zeiten, in denen keine Züge fahren. Diese Sperrpausen sind notwendig, da die Arbeiten an der Station unter anderem im Gleisbereich stattfinden“, erklärt der Sprecher.
RB 92
Auf ihrer rund halbstündigen Fahrt von Olpe nach Finnentrop (und die umgekehrte Strecke) hält die Regionalbahn (RB) 92 in Eichhagen (Bedarfshalt), Sondern, Hohen Hagen (Bedarfshalt), Listerscheid (Bedarfshalt), Kraghammer, Attendorn, Heggen (Bedarfshalt) und Finnentrop. Einmalig in Deutschland sind laut Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd auf dieser Strecke die Doppelstockbrücken über das Dumicke- und das Listertal mit der obenliegenden Landstraße 512 und dem darunterliegenden Gleis.
Für Patrick Dippler, Mobilitätsmanager der Stadt, spielt neben dem touristischen Gedanken noch ein anderer Aspekt eine wichtige Rolle: „Zu Sommerzeiten könnten wir durch die neue Haltestelle auch den Parksuchverkehr reduzieren und zumindest die Menschen aus dem Kreis Olpe, die zum Biggedamm wollen, dazu bringen, das Auto zuhause stehen zu lassen.“ Darüber hinaus sei die Attendorner Innenstadt „noch näher am Biggedamm“ dran, vom Bahnhof wären es nur ein Halt und wenige Minuten Zugfahrt bis zur neuen Station in Sichtweite des „Leuchtturms“. Gemeinsam mit dem NWL wird die Bahn nach aktueller Kostenschätzung rund 2 Millionen Euro in das Projekt investieren.