Wenden/Heid. Brandbrief des Kreisheimatbundes stößt bei Gemeinde auf taube Ohren. Meterdicker Beton von Bagger freigelegt und zertrümmert
Der Einsatz des Kreisheimatbundes Olpe für ein Moratorium beim Abbruch der letzten eisenbahnhistorischen Bauwerke in der Gemeinde Wenden ist ungehört verhallt. Nachdem das Viadukt in Wendenerhütte vor wenigen Wochen abgerissen wurde, ist der Bagger nun am zweitletzten Brückenbauwerk, dasjenige nahe Heid, am Werk, und bis zum Abbruch der letzten Unterführung bei Trömbach wird auch nichts mehr geschehen, um einen Erhalt wenigstens eines einzigen Bauwerks im gesamten Gemeindegebiet möglich zu machen. Dann wird zumindest baulich nichts mehr an die stolze Eisenbahngeschichte in der Gemeinde Wenden erinnern, die einst für einen Aufschwung der Wirtschaft sorgte und Produkte aus der Gemeinde in die ganze Welt brachte.
Wie berichtet, hatte die Gemeindeverwaltung eine angebliche Baufälligkeit der letzten drei erhaltenen Eisenbahnviadukte und damit verbunden hohe Sanierungskosten angeführt. Doch obwohl angeblich sogar Gefahr im Verzug war, blieb lediglich das tatsächlich auch optisch angegriffene Viadukt bei Heid gesperrt; die Unterführung in Wendenerhütte war bis zu ihrem Abbruch vor wenigen Wochen frei nutzbar, und das augenscheinlich intakte Viadukt bei Trömbach war zwar halbherzig abgesperrt worden, doch wurde das wiederholte Wegräumen von Sperrbaken von der Gemeinde irgendwann ignoriert, sodass auch dieses bis heute unbehelligt passiert werden kann. Derzeit lässt nichts auf eine Sperrung des Bauwerks schließen; Autofahrer wie Fußgänger nutzen das über 100 Jahre alte Bauwerk unbeirrt.
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Indessen hat sich das Viadukt bei Heid zu einem begehrten Ziel von Radfahrern und Fußgängern entwickelt, die den laufenden Abbruch in Augenschein nehmen. Auf der nördlichen Seite hat der schwere Bagger bereits seine Arbeit getan; das umgebende Erdreich ist abgetragen, ein Drittel des Bauwerks selbst liegt in Trümmern. Dabei wird ersichtlich, wie solide die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Elberfeld seinerzeit bauen ließ: Im Sockelbereich ist das Bauwerk meterdick, die sauber gefügten Bruchsteine sind fest gefügt und mit großen Mengen Beton unterbaut und fordern dem Bagger einiges ab. Kunibert Solbach ist einer der Besucher; er hatte einen längeren Spaziergang unternommen, als er von Ferne den leuchtend-gelben Bagger sah und seinen Weg zur Unterführung umlenkte. „Das ist doch ein Witz“, so der pensionierte Lehrer und ehemalige Kommunalpolitiker: „Dieses Viadukt hätte doch noch 100 Jahre gehalten.“ Für ihn unfassbar, dass nicht zumindest eines der Bauwerke als Denkmal für die Nachwelt erhalten bleibt.
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Die ehemalige Vorsitzende des Kreisheimatbundes, Roswitha Kirsch-Stracke, hatte den bevorstehenden Abbruch des Viadukts in Wendenerhütte zum Anlass genommen, namens des Vorstands einen Brandbrief an den Bürgermeister der Gemeinde Wenden Bernd Clemens, zu schicken, verbunden mit der Bitte, gemeinsam mit dem Kreisheimatbund und Fachleuten der Denkmalpflege einen Weg zu finden, wenigstens eines der Bauwerke beispielhaft zu erhalten und dazu die realistischen Möglichkeiten der finanziellen Förderung zu sichten. Kirsch-Stracke erklärte auf Nachfrage, Clemens habe ihr zunächst ein Gespräch in Aussicht gestellt, dann jedoch mitgeteilt, dass der Brandbrief im Verwaltungsvorstand besprochen worden sei und die Gemeinde beim Abbruch bleibe. Eine von Clemens angekündigte Antwort des für den Baubereich zuständigen Fachbereichsleiters, der auf Kirsch-Strackes Argumente und Anregungen eingehen werde, hat bislang nicht stattgefunden – acht Wochen nach Versand des Brandbriefs.