Dörnscheid. Neuer Zubringer zum uralten Pilgerweg nach Santiago de Compostela auf alten Strecken geschaffen. Damit wird eine Tradition neu belebt.
Es ist zumindest in der katholischen Kirche der bekannteste aller Pilgerwege: der Jakobsweg, der am vermuteten Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien endet. Eigentlich gibt es nicht „den“ Jakobsweg, denn viele Wege führen bekanntlich nicht nur nach Rom, sondern auch nach Santiago, doch meinen die meisten mit dem Begriff den Camino Francés, den „Französischen Weg“, der über 800 Kilometer, an den Pyrenäen startend, durch Spaniens Norden nach Santiago führt. Doch auch die Wege, die Pilger zum Ausgangspunkt des Camino Francés führen, gelten als Jakobsweg, und seit Samstag ist das Netz der Jakobsweg-Zubringer um eine weitere Strecke reicher geworden.
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Es sind rund sieben Kilometer, die von Dörnscheid im Wendener Land bis kurz hinter die Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen führen. Der neue Jakobsweg-Zubringer startet an einer kleinen Marienkapelle, die der Dörnscheider Bertold Schumacher 2023 erbaute als Zeichen des Dankes für das Überstehen einer schweren Erkrankung. Seitdem ist das kleine Kapellchen, in dem Platz für einen einzigen Gast ist, zu einer echten Attraktion geworden. Viele suchen hier Einkehr. Und er endet an der Roten Kapelle bei Friesenhagen, die wiederum schon lange Station des offiziellen Jakobsweg-Zubringers Marburg-Köln ist. Die Idee, diesen neuen Zubringer zu schaffen, stammt von Jörg Beßmann. Der vor 15 Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Dörnscheid Gezogene überstand einen schweren Motorradunfall und verarbeitete die mentalen Folgen, indem er den „Portugiesischen Jakobsweg“ absolvierte. Durch die Geschichte der keinen Dörnscheider Marienkapelle angeregt, entstand die Idee, anderen den Jakobsweg sprichwörtlich näherzubringen. Und so entstand ein besonderer Weg, denn um ihn zu schaffen, wurde kein Meter Weges neu geschoben, kein Stück neu asphaltiert oder gepflastert. Gemeinsam mit Bertold Schumacher und seinem Freund Bastian Alfes aus Wenden wählte Beßmann ausschließlich vorhandene Wege, die aber durch eine besondere Geschichte mit dem Jakobsweg verbunden sind.
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Denn das kleine Dörnscheid gehört zu dem Gebiet, das im Wendener Land spaßeshalber oft noch „DDR“ genannt wird, hier als Abkürzung für „Dörnscheid, Döingen, Römershagen“ und damit den Kern der bis 1969 eigenständigen Gemeinde Römershagen. Und deren Wappen zeigt außer dem westfälischen Kreuz und einem Schwert eben auch die Jakobsmuschel, das Erkennungszeichen der Jakobuspilger, war doch die uralte Kirche von Römershagen früher eine Station des Jakobswegs und Römershagen selbst ein Pilgerort für Menschen aus der näheren Umgebung.
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Der Zubringerweg wurde von den drei Initiatoren so gewählt, dass er die Menschen auf dem Weg zur Roten Kapelle an geschichtlich bedeutenden Orten entlangführt, die uralten Handelswege oder die Landesgrenze und die Ruine Wildenburg. „Wenn man recherchiert, stößt man schnell auf Dinge, die wichtig für die Identität der Orte sind“, hat Jörg Beßmann festgestellt. „So ist ein neuer Weg entstanden über Wege, die es schon seit Jahrhunderten gibt.“ Gegossene Jakobsmuscheln, gestiftet vom Arbeitgeber von Bastian Alfes, der Firma Ohm und Häner, weisen nun den Weg von Kapelle zu Kapelle. Der Aufwand, bis die Kennzeichnung vollzogen war, ist größer als man denkt, das hat Bertold Schumacher festgestellt. Die Wegführung und Kennzeichnung war abzustimmen mit dem Sauerländischen Gebirgsverein, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, den Kreisen Olpe und Altenkirchen, dem Verein der Jakobspilger, den Pfarreien und dem Grafen von Hatzfeld, über dessen Gebiet ein Teil des Weges verläuft.
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Am Samstag wurde nun dieser Weg offiziell eröffnet – dies vollzog die Schirmherrin des Projekts, die Attendorner Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari. Jörg Beßmann überreichte ihr ein Exemplar der gegossenen Jakobsmuscheln, das Zeichen werde einen Ehrenplatz in ihrem Berliner Büro erhalten, so die Kinder- und Jugendärztin. Als Mitglied des Europaausschusses des deutschen Bundestags begrüße sie diese Initiative sehr, denn der Anschluss an den Jakobsweg sei „ein Stück Europa im kleinen Dörnscheid“. Auch sei der Weg ein Schritt, seine Heimat neu zu entdecken. Pilgern sei viel mehr als eine Reise zu einem Ziel, „man ist immer auch auf dem Weg zu sich selbst“, so Nezahat Baradari.
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Wer den neuen Weg gehen will: Nahe der kleinen, ab Ortseingang von Dörnscheid ausgeschilderten Marienkapelle ist am Weg oder einem nahen Parkplatz des Golfclubs Gelegenheit, ein Auto abzustellen. In der Kapelle liegt ein Stempel aus, mit dem Jakobspilger ihr Pilgerbuch vervollständigen können. Zettel mit einem QR-Code können mit dem Smartphone ausgelesen werden, um den Weg dann digital angezeigt zu bekommen.