Dörnscheid. Bertold Schumacher erhielt 2018 eine schlimme Krebsdiagnose. Die Chance auf Heilung war gering, doch er überlebte. Dann baute er eine Kapelle.

Dass heute noch eine Kirche eingeweiht, eine Kapelle gesegnet wird, ist ein eher seltenes Ereignis. Die Zahl der Gläubigen sinkt und allerorten werden Gotteshäuser profaniert. In Dörnscheid, dem 220-Seelen-Ort in der Gemeinde Wenden, gelegen an der Grenze zum Siegerland und dem Wildenburger Land, ticken die Uhren anders. Am Sonntag wird hier eine kleine Kapelle von Diakon Werner Schrage unter den Schutz des Herrn gestellt. Errichtet hat sie Bertold Schumacher. Im Wendener Land ist er kein Unbekannter. Ganze 38 Jahre lang war er Ortsvorsteher von Dörnscheid, ist bis heute in der Dorfgemeinschaft und seit langer Zeit im Golfclub aktiv.

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  • Segnung der Kapelle in Dörnscheid ist am Sonntag, 21. Mai 2023, um 16 Uhr.
  • Für das leibliche Wohl sorgt ab 15 Uhr der Horsetrailer von Hof Siele beim Pflegehof des Golfplatzes unweit der Marienkapelle.
  • Der Überschuss aus dem Kerzengeld der Kapelle soll – aufgestockt durch Bertold Schumacher – jährlich einem lokalen guten Zweck zugutekommen.

Es war 2018, als Bertold Schumacher eine schlimme Krebsdiagnose erhielt. Die Aussicht auf Heilung war verschwindend gering. „Ich bin überzeugt von der Kraft positiver Gedanken. Und ich bin ein gläubiger Mensch, habe Gottvertrauen und ziehe daraus meine Zuversicht“, erzählt Schumacher. „Da habe ich gedacht, wenn meine Krankheit glimpflich verläuft, wenn ich das schaffe, baue ich zum Dank eine Kapelle.“

Im letzten Jahr war es Zeit für Bertold Schumacher, die Kapelle hochzuziehen. Mit eigener Hände Arbeit. Vor wenigen Wochen wurde sie fertiggestellt. Dabei ist das Gotteshaus mit seinem Spitzdach in gleich mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes. Es ist ganz klein, eine Person hat in ihm Platz. Und es hat ein echtes Kirchenfenster mit durch Bleiruten eingefassten Flachglas-Stücken. Das Inventar stellte Paderborn aus seinem Zentraldepot zur Verfügung. Es stammt aus der Benediktinerinnen-Abtei Varensell bei Rietberg im Kreis Gütersloh: eine Muttergottes, ein Kruzifix, wobei Jesus den Handsegen nach lateinischem Ritus zeigt, und einen Beichtstuhl, der als Kniebank dient.

„In dieser kleinen Kapelle wird man durch nichts gestört, sie ist ein wahrer Rückzugsort. Man kann ganz konzentriert in sich gehen oder eine Kerze anzünden und danke sagen. Es gibt immer mehr Menschen, die nicht gerne in große Kirchen oder auch zum Gottesdienst gehen. Die Sehnsucht nach Spiritualität ist indes groß“, erklärt Schumacher und erzählt von Südtirol, wo kleine Gotteshäuser dieser Art nicht selten am Wegesrand zu finden sind.

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Kapelle in Dörnscheid liegt direkt am Dorfrand

Apropos Wegesrand: Die kleine Kapelle in Dörnscheid liegt direkt am Dorfrand sowie am Rundweg des Golfplatzes und damit auch an einem der meistfrequentierten Wanderwege der hiesigen Region. Nur ein paar hundert Meter entfernt liegt die Biggequelle. „Die Kapelle empfinde ich tatsächlich auch als Bereicherung für unseren Ort“, so Schumacher, der eine Bank direkt daneben aufgestellt hat. Unter einer großen alten Eiche mit ihren starken, Schatten spendenden Ästen. Die Kapelle ist übrigens dem Patrozinium der Gottesmutter Maria unterstellt. „Maria war der Name meiner Mutter“, erklärt Schumacher, dass quasi alles an der neuen kleinen Marienkapelle seine Geschichte hat.

Und so erzählt auch das Kreuz, das außen über der Tür hängt, eine Geschichte. Es stammt von der alten Prozession, die die Menschen der Bins – die dazugehörigen Orte sind Bebbingen, Büchen, Huppen und Schwarzbruch – in früheren Zeiten an Fronleichnam und Himmelfahrt zu ihrer alten Pfarkirche Römershagen unternahmen.