Kreis Olpe. Die Floristik-Branche kämpft trotz Lohnerhöhung mit Nachwuchsmangel und fehlenden Auszubildenen. Warum die Zukunft der Floristik gefährdet ist.
Die Floristik-Branche umfasst weit mehr als das Zusammenstellen von klassischen Blumensträußen. Sie setzt sich aus einem breiten Spektrum an Tätigkeiten zusammen und vereint Handwerkskunst mit kreativer Gestaltung bis hin zur Bedienung der Kundenbedürfnisse. Dennoch hat gerade die Floristik-Branche mit extremen Nachwuchssorgen zu kämpfen. Es gibt immer weniger junge Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Blumenkunst interessieren und diese auch beenden. Daran ändert auch die Lohnerhöhung seit diesem Jahr bisher nicht viel.
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Seit Sommer bekommen Floristen und Floristinnen im Kreis Olpe nämlich mehr Geld für ihre Arbeit. Wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) vor wenigen Wochen mitteilte, erhalten in der Floristik-Branche ausgebildete Arbeitskräfte von nun an einen Stundenlohn von 14,66 Euro. Bei einem Vollzeit-Job springen demnach monatlich rund 118 Euro mehr für „Blumen-Profis“ heraus als zuvor - die IG BAU spricht von einer Steigerung von rund 10 Prozent. Bis zum Sommer nächsten Jahres sei eine weitere Erhöhung auf 15,36 Euro geplant. Auch die Auszubildenden in der Floristik sollen von den Lohnerhöhungen profitieren. 50 Euro mehr verdienen Azubis in Blumengeschäften in diesem und nächsten Jahr pro Monat. „Floristinnen und Floristen leisten einen kreativen und auch enorm anspruchsvollen Job: Vom Blumenstrauß über Gestecke bis zum Kranz – da ist viel Geschick und Know-how gefragt“, sagt Friedhelm Kreft, Bezirksvorsitzender der IG BAU Westfalen Mitte-Süd. „Aber es steckt auch noch mehr dahinter: Warenbedarf, Einkauf, Preiskalkulation. Eine Floristin braucht deutlich mehr als nur einen grünen Daumen“. Insgesamt gäbe es im Kreis Olpe nach Angaben der IG BAU mehr als 70 Beschäftigte in der Floristik-Branche. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur.
„Nachwuchskräfte und Auszubildende sind bei uns gleich null.“
Gründe für den Nachwuchsmangel
Das Durchschnittsalter in der Floristik-Branche ist jedoch auch im Kreis Olpe sehr hoch. Inhaber von Blumengeschäften sind dringend auf neue Kräfte und Auszubildende angewiesen, die personelle Lage spitzt sich allerdings immer weiter zu. „Vor ein paar Jahren hatten wir noch drei Personen in der Ausbildung, mittlerweile kommt einfach nichts mehr nach“, schildert Hartwig-Uwe Engel, der zusammen mit seiner Frau Margreet, das Blumenhaus Engel in Drolshagen betreibt. Seit mehr als 30 Jahren gibt es den Blumenladen bereits im Drolshagener Stadtzentrum. Weil er jedoch niemanden hat, der das Geschäft übernehmen kann, wenn er in Rente geht und auch keine jungen Kräfte nachrücken, werden die beiden das Blumenhaus Engel wohl in näherer Zukunft schließen müssen. „Nachwuchskräfte und Auszubildende sind bei uns gleich null.“ Das läge seiner Ansicht nach hauptsächlich an den Arbeitszeiten in der Floristik-Branche. „An Ostern, Weihnachten und besonderen Tagen wie Muttertagen machen wir unseren größten Umsatz. Dementsprechend liegen dann auch die Öffnungszeiten“. Viele junge Menschen seien nicht mehr dazu bereit, an diesen Tagen zu arbeiten, daher scheitere es weniger an den finanziellen Aspekten. „Die potenziellen Nachwuchskräfte, die es gibt, brechen die Ausbildung ab oder wechseln schon kurz danach das Berufsfeld“, so Engel. Junge Leute aus dem Kreis Olpe müssten zudem mittlerweile einen weiten Weg bis zur Berufsschule in Hagen auf sich nehmen, um das Handwerk eines „Blumen-Profis“ zu erlernen. Das schrecke viele ab.
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Fest steht jedenfalls eins: Der Mangel an Auszubildenden wird die Floristik-Branche in Zukunft verändern. Mit Auflösungen von Blumenbetrieben ist aufgrund der Nachwuchssorgen zu rechnen. Die wenigen vorhandenen Kräfte müssen durch attraktivere Arbeitsbedingungen und gesteigerte Löhne irgendwie gehalten werden. Gerade auch der Online-Blumenhandel wird durch das Wegfallen von einigen Blumengeschäfte attraktiver werden.