Olpe. Im neuen digitalen Facharztzentrum in Olpe werden Patienten künftig mithilfe von Telemedizin und modernster Diagnostik behandelt. Wie das geht.
„Guten Morgen und herzlich willkommen im digitalen Facharzt- und Gesundheitszentrum. Gehen Sie bitte direkt zum Empfang weiter, wo meine Kolleginnen und Kollegen auf Sie warten“, sagt ein lebensgroßer Avatar auf einem großen Bildschirm zu mir, als ich den Eingang des neuen Ärztezentrums in Olpe, in der Trift betrete, welches die Praxis Spieren und Kollegen gerade eröffnet haben.
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Von außen wirkt das neue Facharztzentrum wie eine große, moderne Industriehalle, die in der Farbe Anthrazit fast schon unscheinbar beim Vorbeifahren auf mich wirkt. Was sich dann jedoch im Inneren der Halle verbirgt, lässt mich staunen. Glänzend grauer Sichtbetonboden, schneeweiße Wände, eine warme Beleuchtung und unter der hohen Decke hängen überall segelförmige und runde Gebilde, die den Schall dämmen sollen. Und als Eyecatcher ein überdimensional großes, anatomisches Herz aus verschiedenen Jeansstoffen, bezogen mit grünem Moos, in dem 200 Quadratmeter großen Zentrum. Beeindruckt springe ich in meinen Gedanken zurück, ins damalige Impfzentrum in Attendorn.
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Warum? Weil für das Impfzentrum, das im Februar 2021 an den Start ging, eine Industriehalle umfunktioniert wurde, mit entsprechenden Kabinen zum Impfen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist durchaus vorhanden, denn die Behandlungsmöglichkeiten im neuen digitalen Facharzt- und Gesundheitszentrum (DFGZ) sind ebenfalls in entsprechenden, nummerierten Kabinen vorgesehen, sieben an der Zahl.
Die Behandlung
„Das war Avatar Charlie, der Sie so freundlich begrüßt hat“, heißt mich die medizinische Fachangestellte (MFA) des neuen Gesundheitszentrums – Daniela Ortmann, so steht es auf dem Namensschild – erneut willkommen. Ich stecke meine Versichertenkarte auf Anforderung ins dafür vorgesehene Terminal. Dann erhalte ich an der langen, ovalförmigen Empfangstheke, die mit ihrer Holzoptik der großen Industriehalle die nötige Wärme verleiht, ein Tablet überreicht. Das iPad werde ich fortan bei jedem meiner Besuche mit mir führen.
Im offenen Wartebereich, der Platz für sechs Personen bietet, setze ich mich in einen gepolsterten Sessel und beantworte auf dem Tablet die auf mich abgestimmten Fragen, während mir parallel die Wartezeit zum gebuchten Termin angezeigt wird. 13 Minuten noch, genügend Zeit, um mir ein Erfrischungsgetränk aus dem Kühlschrank, zu holen. Absolut anonym ruft mich lediglich das Tablet auf, mich in Kabine 2 zu begeben, wo neben einer Liege auch ein Schreibtisch mit einem Bildschirm und einer Kamera steht. „Bitte nehmen Sie Platz. Ihr Termin startet in wenigen Sekunden“, lässt mich der Monitor wissen. Und dann schaltet sich ein Facharzt zu, um mir zahlreiche Fragen zur Anamnese zu stellen. Zur weiteren Diagnostik ordnet er eine Blutentnahme an, die selbstverständlich gleich vor Ort stattfinden kann.
Das Konzept
Den Patienten wird mit dieser Möglichkeit eine ortsunabhängige Kontaktaufnahme mit Fachärzten ermöglicht und erspart neben den Wartezeiten auch lange Wege zu entsprechenden Praxen oder Kliniken. „Wir eröffnen das digitale Gesundheitszentrum nicht, um Patienten eine moderne Technik aufzubrummen, bei der gerade ältere Menschen Schwierigkeiten im Umgang haben, sondern wollen das Personal zukünftig entlasten, gerade bei redundanten Tätigkeiten“, erklärt Allgemeinmediziner Stefan Spieren das Konzept.
„Das wird die Zukunftsperspektive sein, zumal immer mehr ältere Ärzte aufhören werden und die jüngeren Kollegen anders arbeiten.“
So digital und modern das neue Facharztzentrum in Olpe auch ist, Spieren und seine Kollegen möchten nicht außer Acht lassen, dass der Patient weiterhin im Vordergrund steht. „Das wird die Zukunftsperspektive sein, zumal immer mehr ältere Ärzte aufhören werden und die jüngeren Kollegen einfach anders arbeiten“, weiß Stefan Spieren. Eine Anamnese könne durchaus per Video stattfinden und sogar eine tief reichende Diagnostik, beispielsweise im Bereich der Neurochirurgie, am Bewegungsablauf festgestellt werden.
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Schon jetzt haben sich der offiziell von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zugelassenen Betriebsstätte verschiedene Ärzte der Fachrichtungen Neurochirurgie, Endokrinologie und Rheumatologie angeschlossen. „Das Interesse ist groß. Jeder Facharzt kann sich hier anschließen“, berichtet Stefan Spieren. Er selbst oder ein andere Mediziner sind neben einer medizinischen Fachangestellten während der Öffnungszeiten vor Ort. Die Termine für die unterschiedlichen Fachrichtungen sind in Kürze digital buchbar, sobald dem Ärztezentrum eine uneingeschränkte Internetverbindung zur Verfügung steht.