Attendorn. Das Unternehmen Viega möchte den Logistik- und Produktionsstandort Ennest ausschließlich mit nachhaltiger Energie versorgen. Das sind die Pläne.

Es wird ein Novum im und für den Kreis Olpe: Als erstes heimisches Unternehmen plant der Attendorner Heizungs- und Sanitärspezialist Viega, einer der Weltmarkt- und Innovationsführer in der Installationsbranche, den Bau eines eigenen Windparks, der ausschließlich zur Deckung des Eigenbedarfs gedacht ist. „Viega strebt an, bis spätestens 2035 klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine nachhaltige, flexible und standortnahe Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen notwendig“, erklärt Katharina Schulte, Sprecherin des Attendorner Familienunternehmens, auf Anfrage dieser Redaktion. Die Hansestädter wollen vier Windräder auf einer Fläche bei Milstenau errichten. Die Energie, die durch diese Windgiganten erzeugt werde, sei darauf ausgerichtet, den Logistik- und Produktionsstandort in Ennest mit nachhaltiger Energie zu versorgen. Mit der Viega-World besitzt das Attendorner Unternehmen bereits ein klimaneutrales Seminarcenter, das im Frühjahr 2023 offiziell eröffnet wurde.

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Aus einer Sitzungsvorlage der Attendorner Stadtverwaltung, mit der sich nächste Woche der zuständige Fachausschuss beschäftigen wird, geht zudem hervor, dass Viega mit Windanlagen größter Bauart plant: Sie sollen 250 Meter hoch sein, einen Rotordurchmesser von 160 Metern haben und eine Leistungsstärke von 7,2 Megawatt aufbringen. Weitere Anlagen außerhalb von Attendorn (auf Finnentroper Gemeindegebiet) seien laut Schulte in Prüfung. 

Konzentrationszone im Norden der Stadt

Bei der anvisierten Fläche im nördlichen Stadtgebiet handelt es sich um eine im Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ ausgewiesene Konzentrationszone, die unter anderem die 1000-Meter-Abstandsregelung zur Wohnbebauung einhält und aus naturschutzrechtlicher Perspektive für den Ausbau der Windenergie geeignet ist. Bekanntlich betreibt die Hansestadt als einzige Kommune im Kreis Olpe noch eine aktive Windkraft-Planung durch Ausweisung geeigneter Flächen. Der Flächennutzungsplan „Windenergie“ ist Anfang Januar in Kraft getreten. Die Bauanträge für die vier Windkraftanlagen in Attendorn habe Viega bereits erarbeitet, der Beginn der baulichen Umsetzung sei für das Jahr 2026 vorgesehen. Zuvor steht noch ein längerer Genehmigungsprozess an.

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Und das Attendorner Unternehmen, das weltweit an zehn Entwicklungs- und Produktionsstandorten mehr als 5000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt, wird sich nicht allein auf seinen geplanten Windpark „verlassen“, denn mit den vier Anlagen würde man den Eigenbedarf noch nicht abdecken können. Schulte ergänzt: „Weitere Maßnahmen, wie die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf dem Werksgelände in Ennest, sind aktuell bereits in der Umsetzung. Viega benötigt mehrere Energieformen für eine CO2-Neutralität.“

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Dass sich die Attendorner Politik mit dem großen Windkraft-Projekt von Viega befassen wird, hat folgenden Hintergrund: Die Fundamente der vier geplanten Windräder stehen zwar in der Konzentrationszone, die Rotorblätter allerdings würden aus diesem Bereich herausragen. Im Fachjargon spricht man von einer „Rotor-out-Fläche“. Auf Grundlage des Windenergie-Flächenbedarfs-Gesetzes kann der Planungsträger, also die Stadt Attendorn, dafür sorgen, dass die Rotorblätter die Zone „verlassen“ dürfen. Vor allem deshalb, weil „die Rotorblattenden immer noch mehr als 1000 Meter von zu schützender Wohnbebauung entfernt sind“, erklärt die Stadtverwaltung in besagter Sitzungsvorlage. Die Stadt hat ihren Rechtsanwalt Dr. Felix Pauli (Kanzlei Jenz und Johlen) um eine juristische Einschätzung gebeten, ob eine „Rotor-Out-Planung“ vertretbar sei. Der Jurist bejaht diese Frage in erster Linie vor dem Hintergrund, dass dem Ausbau der Windenergie per Gesetz ein „überragendes öffentliches Interesse“ zukommt.

Neben Viega plant auch die Stadt selbst den Bau eines großen Bürgerwindparks, gemeinsam mit der Volksbank und der Bigge Energie. Im Süden der Stadt auf zwei Flächen oberhalb von Bremge und Bürberg bzw. am Jäckelchen sollen insgesamt neun Windräder entstehen, die nicht weniger als 140 Millionen Kilowatt Strom pro Jahr erzeugen sollen. Attendorner Bürger und Unternehmer können dabei Anteile erwerben. Geplant ist, dass sich das erste Windrad im Jahr 2027 dreht. Zudem plant die Energiegenossenschaft Prokon aus Itzehoe den Bau von vier Windkraftanlagen im Repetal. All diese Anlagen sollen in Konzentrationszonen errichtet werden. Mit Viega gesellt sich nun ein ein Weltmarktführer aus Attendorn hinzu.