Olpe. Ketteler-Cardijn-Werk eröffnet Geschäftsstelle mit einem Extra: Geflüchtete Frauen passen hier Kleidung für Kriegsverletzte an.
Es ging laut und fröhlich zu, als am Mittwoch in der Olper Oberstadt ein Ladenlokal an der Westfälischen Straße mit neuem Leben gefüllt wurde. Im Hause Merz-Feldmann bezog das Ketteler-Cardijn-Werk seine neue Anlaufstelle in der Kreisstadt. Das Werk, eine Gemeinschaftsinitiative von Katholischer Arbeitnehmerbewegung (KAB) und Christlicher Arbeiterjugend (CAJ), ist Träger eines Integrationsbetriebs und sorgt mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogrammen für Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, um sie auf eine Tätigkeit im regulären Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Der neuen Geschäftsstelle mit dem Arbeitsplatz von Willi Rademacher angeschlossen ist eine Nähstube, die von der „DoVira Help Foundation“ aus Sundern betrieben wird. Hier kommen aus der Ukraine geflüchtete Frauen zusammen, die ehrenamtlich gespendete Kleidung umnähen. So machen sie aus Serien-Textilien individuell angepasste Kleidungsstücke für kriegsverletzte Menschen in der Ukraine. Das Motto des Vereins: „Wir bringen geflüchtete Frauen zusammen, von Unglück zu gemeinsamen glücklichen Momenten“. Die in der Nähstube bearbeitete Kleidung erleichtert die Pflege von liegenden Patienten, etwa durch das Erleichtern der Körperhygiene und das Ermöglichen medizinischer Eingriffe, ohne den Patienten jedes Mal völlig entkleiden zu müssen. Möglich wird dies beispielsweise durch das Einnähen von Klettverschlüssen an den Seiten der Arme und Beine, im Leisten- oder Schulterbereich.
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Umrahmt wurde die Eröffnung von Liedvorträgen des ukrainischen Chors „Herz zu Herz“ unter der Leitung von Viktoria Limberg. Pfarrer Reinhard Lenz, Bezirkspräses der KAB, übernahm die Begrüßung der Gäste und freute sich gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Werks, Hubert Kahmann, dass die neue Anlaufstelle das Ketteler-Cardijn-Werk künftig auch im Stadtbild von Olpe sichtbar mache. Natalya Franz, Vorsitzende der „DoVira Help Foundation“, erklärte, wie wichtig die Arbeit dieses Vereins sei. Zum einen sei das Nähen eine erfüllende Tätigkeit, die beruhigend wirke und dabei etwas Wertvolles entstehen lasse.
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Die adaptive Kleidung, die hier künftig entstehen soll, gebe den Kriegsopfern ein Stück Würde zurück, weil sie nach einer Kriegsverwundung die Pflege und den Alltag erleichtere. Sie zeigte sich überwältigt durch die Hilfe, die ihre Initiative durch die Stadt Olpe und das Ketteler-Cardijn-Werk erfahre: „Unser Projekt ,Nähzimmer‘ ist nicht nur eine Quelle der Freude, sondern auch der Hoffnung und es Engagements für bedürftige Menschen. Die Möglichkeit, kreative Frauen zusammenzubringen, um adaptive Kleidung für verwundete Menschen im Krankenhaus herzustellen, ist eine inspirierende Form der Soliarität und des Mitgefühls.“ Das gemeinsame Arbeiten bringe nicht nur praktische Hilfe, sondern auch „emotionale Unterstützung in einer Zeit, in der sie dringend benötigt wird“. Frauen, die Interesse daran haben, hier mitzuhelfen, sind jederzeit willkommen; eine Schneidermeisterin weist auch Anfänger in die Arbeit ein. Vikar Andreas Todt segnete die Räume sowie ein Kruzifix, das einen Platz an der Bürowand erhielt. Für die ukrainischen Gäste übersetzte Natalya Franz die Segensworte. Gleich zweimal schloss sich das Vaterunser an, einmal auf Ukrainisch, einmal auf Deutsch gesprochen.
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Gesucht werden stets Spenden für die Nähstube. Außer Stoffen aus Baumwolle, Leinen, Kattun, Satin, Chintz, Popeline oder Flanell (idealerweise in Zuschnitten von einem halben Meter bis zur Rolle) werden auch weißes Gummiband (Breite 25 Millimeter), Klettverschlüsse (Breite 20 Millimeter), T-Shirts, Herrenhemden aus Flanell, Garn und Füllwatte für Kissen gern angenommen. Weiterhin benötigt die Nähstube weitere Overlock-Nähmaschinen. Eine erste Geldspende dafür übergab die Olper Künstlerin Ivetta Becker, die auch ein Bild einer Marienstatue aus einer ukrainischen Kirche gemalt hatte, das in der neuen Nähstube einen Ehrenplatz erhalten wird. Cornelia Heider von der Caritas-Konferenz hatte ebenfalls einen Umschlag dabei, dessen Inhalt den Kauf der nächsten Nähmaschine erleichtern wird. Bei Kaffee, Kaltgetränken und Kuchen endete die offizielle Eröffnung im ungezwungenen Austausch.