Olpe. Kreis will mit Kostenrechnungen aus Wenden die Pläne der Kreiswerke noch einmal überprüfen. Wirtschaftlichkeit soll Voraussetzung sein.
Es sollte ein Leuchtturmprojekt sein: Die Kreiswerke sollten den Parkplatz des Olper Kreishauses mit Solarzellen überdachen und somit eine Photovoltaik-Anlage bauen, die zum einen umweltfreundlich Strom erzeugt und zum anderen den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern des Kreishauses vor Augen führt, dass dies auf Parkplätzen möglich ist. Doch hatten genauere Untersuchungen zum Ergebnis, dass aufgrund der deutschen Fördervorgaben und Steuerregelungen eine solche Anlage wirtschaftlich nicht sinnvoll zu bauen wäre. Und daher sollten die Mitglieder des Umwelt- und Strukturausschusses am Donnerstag eigentlich die „Beerdigung“ des Projekts vorbereiten. Doch es kam anders.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Zunächst hatte Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum sein Bedauern ausgedrückt, dass die Verwaltung den Plan ad acta legen müsse. „Die Idee ist nach wie vor ambitioniert und sinnvoll, aber einfach nicht wirtschaftlich. Wir haben es rauf- und runtergerechnet. Es ist aber keine Entscheidung gegen die Photovoltaik, sondern für die Wirtschaftlichkeit. Wo es wirtschaftlich ist, setzen wir weiter darauf.“ Die Kreiswerke hätten schließlich bereits eine Reihe von Anlagen im Betrieb, die bereits nennenswerte Mengen an Kohlendioxid gegenüber der herkömmlichen Energieerzeugung eingespart hätten. Doch Elmar Holterhof von den Grünen bat: „Wir appellieren, die Beerdigung zu verschieben.“ Einerseits müsse nicht alles, was sinnvoll sei, auch wirtschaftlich sein. Zudem halte er die von den Kreiswerken angeführten Kosten von deutlich über 1 Million Euro für überteuert. Die Gemeinde Wenden plane eine ähnliche Anlage, und die solle gerade 600.000 Euro kosten. Auch könne doch geprüft werden, wenn die von den Kreiswerken angeführte fehlende Ertragssteuerbefreiung ausschlaggebend für die Ablehnung sei, die Anlage so zu verkleinern, dass besagte Steuerbefreiung möglich werde.
Auch interessant
Weiterhin warb Holterhof dafür, die Photovoltaik aus Sicht der Kreiswerke als Mischkalkulation betrachten: Die bereits gebauten Anlagen seien zu 70 Prozent gefördert und würden „in fünf Jahren nur noch Gewinn bringen. Dann sollten wir das als Gesamtpaket sehen.“ Jan Wichterich von der SPD stimmte zu: Der Kreis sollte mit gutem Beispiel vorangehen. „Es gibt so viele Discounter- und Supermarktparkplätze, wo das auch möglich wäre.“ Dazu sei es aber notwendig, eine solche Anlage deutlich sichtbar zu bauen.
Auch interessant
Die CDU zeigte sich weniger kritisch, insbesondere zweifelten die Christdemokraten nicht die Zahlen der Kreiswerke an. Dr. Franz-Josef Lenze räumte aber ein: „Wir sperren uns nicht gegen ein Nachrechnen.“ Kreiswerke-Chef Benedikt Hilchenbach konterte, die Zahlen entstammten der Machbarkeitsstudie von Elektroplaner und Gutachter. „Ich würde die immer noch für aktuell erachten. Wo wir bei einer Ausschreibung landen, weiß ich natürlich nicht, aber wenn wir ausschreiben, müssen wir auch zuschlagen.“ Christdemokrat Lothar Sabisch stimmte zu: „Hier wird diskutiert, als ob es die einzige Möglichkeit sei, im Kreis Olpe Photovoltaik zu erzeugen. Ich bin dafür, nach anderen, wirtschaftlicheren Standorten zu suchen, anstatt es auf Biegen und Brechen hier umzusetzen.“ Und auch Meinolf Schmidt von der UWG fand, der Parkplatz mit seinen vielen Bäumen, die zum Teil gefällt werden müssten, sei einfach der falsche Standort.
- Auch Wasserkraft im Blick behalten
- Immer mehr Balkonkraftwerke
- Gelsenwasser will Strom im Sauerland ernten
Kreisdirektor Scharfenbaum ging gezielt auf die Kritik der Grünen ein. „Herr Holterhof weist richtig darauf hin, dass es ein Leuchtturmprojekt sein sollte. Das ist es aber nur, wenn es auch wirtschaftlich ist. Niemand würde so etwas installieren, wenn es sich nicht rechnet. Und wenn wir eine solche Anlage nach 20 Jahren wieder abbauen und sie nur Geld gekostet hat, haben wir den Bund der Steuerzahler im Nacken.“ Doch Holterhof konterte, das Gutachten sei drei Jahre alt, „die Preise sind doch stark gefallen. Damit darf man doch nicht mehr arbeiten“. Scharfenbaum machte einen „Vorschlag zur Güte“: „Mit den jetzigen Zahlen können wir keinen anderen Vorschlag unterbreiten. Was ich Ihnen zusage, ist, dass wir uns die Wendener Zahlen holen und gegenchecken. Im Kreisausschuss werden wir das Ergebnis dann mitteilen. Wenn sich da ganz neue Erkenntnisse ergeben, können wir den Beschluss jederzeit einfangen.“ Fred Hansen von den Grünen ging noch weiter: „Dann brauchen wir doch heute keinen Beschluss, sondern verschieben es in den Kreisausschuss.“ Dem folgten außer FDP und UWG alle Ausschussmitglieder, sodass das Solarkraftwerk auf dem Kreishausparkplatz zwar noch kein Leuchtturmprojekt ist, aber immerhin noch ein kleines Licht am Horizont.