Kreis Olpe. Nach Unfällen gleich zweier Einsatzfahrzeuge des Rettungsdienstes: Fachdienstleiter erklärt die Strategie für solche Lagen.

Es sind Nachrichten, die aufhorchen lassen: Unfälle unter Beteiligung derer, die eigentlich da sind, um bei Unfällen zu helfen. Im Kreis Olpe kam es nun kurz hintereinander dazu, dass Rettungswagen im Einsatz verunglückten. Erst prallte auf der Rahrbacher Höhe ein anderes Auto gegen einen mit Sondersignal zu einem Einsatz fahrenden Rettungswagen, Tage später wiederholte sich die Szenerie auf der Kreuzung unterhalb des Pallottihauses in Olpe. Menschen erlitten Verletzungen, beide Rettungswagen wurden bei den Unfällen so erheblich beschädigt, dass sie für die nötigen Reparaturen rund vier Wochen lang ausfallen.

Der erste Rettungswagen-Unfall ereignete sich auf der Rahrbacher Höhe.
Der erste Rettungswagen-Unfall ereignete sich auf der Rahrbacher Höhe. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Doch so ärgerlich und folgenschwer die Unfälle für alle Beteiligten sind, so dramatisch der Ausfall eines Wagens ist, auf den verletzte oder erkrankte Menschen sehnlichst warten – für solche Ausfälle ist der Kreis Olpe gewappnet. Patrick Becker ist Fachdienstleiter für Brand- und Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst bei der Kreisverwaltung und klärt auf: „Wir haben an den vier Rettungswachen Lennestadt, Finnentrop, Attendorn und Olpe je zwei Rettungswagen stationiert, an der Nebenwache in Gerlingen einen weiteren. Das heißt, neun dieser Fahrzeuge sind stets einsatzbereit. Dazu kommen zwei Reservefahrzeuge, eines davon steht in Olpe, eines in Lennestadt, die sofort an den Start gehen, wenn ein Rettungswagen ausfällt. Das muss ja kein Unfall sein, die Autos müssen ja auch in die Inspektion.“ Somit kann der Kreis den derzeitigen Ausfall der beiden verunfallten Rettungswagen eins zu eins kompensieren.

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Doch auch wenn weitere Rettungswagen wegfallen sollten, wäre für Abhilfe gesorgt. Becker: „Es gibt mehrere Rettungswagen, die bei uns ausgemustert worden sind und die wir in den Katastrophenschutz überführt haben. Das sind also weiterhin Fahrzeuge des Kreises mit kompletter Rettungswagen-Ausstattung, die nun zum Beispiel beim Roten Kreuz bereitstehen. Die können wir im Bedarfsfall kurzfristig zurückholen und als Reserve nutzen. Und sollte es langfristigeren Bedarf geben, können wir auf Firmen zurückgreifen, die sich spezialisiert haben und Miet-Rettungswagen bereithalten. Aber davon sind wir derzeit noch weit entfernt.“

Patrick Becker, Leiter des Fachdienstes  für Brand- und Bevölkerungsschutz und den Rettungsdienst beim Kreis Olpe.
Patrick Becker, Leiter des Fachdienstes  für Brand- und Bevölkerungsschutz und den Rettungsdienst beim Kreis Olpe. © Kreis Olpe | Kreis Olpe

Dennoch bereiten die Unfälle dem Fachdienstleiter Sorgen. Schließlich hat der Kreis in den vergangenen Jahren massiv aufgerüstet, um die Sichtbarkeit der Rettungswagen zu erhöhen. Gab es früher „nur“ die blau blinkenden Rundumkennleuchten, vulgo „Blaulicht“ genannt, sind die Rettungswagen (wie auch Polizeifahrzeuge, Krankenwagen und Notarzteinsatzfahrzeuge) zusätzlich mit Front- und Seitenblitzern versehen, ganz abgesehen von den immer auffälligeren leuchtfarbenen und stark reflektierenden Warnaufklebern an allen Fahrzeugseiten.

„Sollte es langfristigeren Bedarf geben, können wir auf Firmen zurückgreifen, die sich spezialisiert haben und Miet-Rettungswagen bereithalten.“

Patrick Becker
Fachdienstleiter

Nun hat der Mensch nicht nur Augen, auch das Gehör ist ein wichtiges Sinnesorgan. Hier darf am Rande mit einem häufigen Fehler aufgeräumt werden: Denn das, was da häufig „Tatü-tata“ macht, heißt nicht Martinshorn. Mit dem Schutzheiligen der Stadt Olpe hat dieses Signalinstrument gar nichts zu tun, es heißt korrekt „Martin-Horn“, benannt nach seiner heute noch existierenden Erfinderfirma, und ist ein mit Pressluft betriebenes Signalinstrument aus zwei Geräten, die „Makrofon“ heißen, baugleich mit den Signalhörnern an Triebfahrzeugen der Bahn. 1932 entwickelte die damals im Vogtland ansässige Firma Max B. Martin gemeinsam mit Polizei und Feuerwehren dieses Mehrtonhorn, das kurze Zeit später für Einsatzfahrzeuge vorgeschrieben wurde. Für die Wahl der Töne gibt es zwei Theorien: Es könnte vom jagdlichen Hornsignal für „Halt“ herrühren oder dem der Kavallerie für „Straße frei“. In jedem Fall ist besagtes Martin-Horn an den Kreis-Fahrzeugen nicht mehr allein: Wie Becker erläutert, werden die Presslufthörner durch zwei weitere, aber elektrisch erzeugte Signale ergänzt, die das „Tatü-Tata“ anders erzeugen: einmal speziell in einer Schallausbreitung, die für Überlandfahrten optimiert ist, einmal für Fahrten in der Stadt. Und trotzdem werden die Einsatzfahrzeuge nicht immer bemerkt.

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Die Fahrerinnen und Fahrer der Rettungswagen werden jährlich speziell für derartige Situationen geschult. „Die heizen ja nicht sorglos bei Rotlicht über die Kreuzung“, betont Patrick Becker. Er weiß, dass Autos immer besser schallisoliert werden und zu den abgeschirmten Außengeräuschen eben auch die Warnsignale von Einsatzfahrzeugen gehören. Umso wichtiger, so seine dringende Bitte, gerade in der Stadt das Radio nicht zu laut zu drehen und stets im Blick zu haben, was blau blinkende Lichter im Sichtfeld bedeuten. Eigentlich lernt es jeder in der Fahrschule: Eine grüne Ampel ist kein Freibrief für das sorglose Einfahren in eine Kreuzung – wie auf Eisenbahnübergängen ist es nötig, sich zu vergewissern, dass kein Querverkehr kommt – und es ist schon aus Eigeninteresse auch mehr als ratsam, dies zu tun.