Thieringhausen/Altenkleusheim. Liste der LANUV zeigt: Film einer Spaziergängerin vom Dezember zeigt einen der einst ausgerotteten Beutegreifer bei Thieringhausen
Ja, es war ein Wolf: Das Tier, das eine Spaziergängerin Anfang Dezember vergangenen Jahres zwischen Thieringhausen und Altenkleusheim gefilmt hat, wurde von den Fachleuten des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zweifelsfrei als solcher identifiziert. Rätselhaft freilich bleibt, warum eine entsprechende Meldung ausgeblieben ist. Üblicherweise vermeldet das LANUV solche Wolfssichtungen in Form von E-Mails. Dies blieb beim vorliegenden Fall aus, auch blieben mehrere Nachfragen unserer Redaktion ohne jede Antwort. Dennoch ist die Einstufung eindeutig; auf der Homepage des LANUV wird sie als „Olpe – Sichtbeobachtung – Video“ geführt.
Die Spaziergängerin hatte reaktionsschnell ihr Smartphone gezückt und es zum Filmen genutzt, als ihr auf der verschneiten Anhöhe zwischen Thieringhausen und Altenkleusheim der Wolf begegnete. Das gut genährt wirkende, kräftige Tier bemerkte die Frau, verharrte für mehrere Sekunden und blickte genau in die Kamera, bevor es seinen Lauf fortsetzte. Zunächst hatte Antonius Klein von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Olpe als zuständiger Wolfsberater die Örtlichkeit in Augenschein genommen und mit dem Video abgeglichen, um sicherzustellen, dass der Film tatsächlich am angegebenen Ort aufgenommen worden war. Dies ließ sich schnell verifizieren; mehrfach hatte es in jüngerer Vergangenheit insbesondere in sozialen Medien Mitteilungen von angeblichen Wolfssichtungen im Kreis Olpe gegeben, die sich dann als Aufnahmen an ganz anderen Stellen, zum Teil nicht einmal in Deutschland, herausstellten. Dann übersandte Klein das Video der zuständigen Fachstelle der LANUV.
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Dass der Beutegreifer, der viele Jahre in Nordrhein-Westfalen als ausgerottet galt, wiederkommt, daran lässt die Übersicht keinen Zweifel: Allein im Jahr 2023 gab es nach dem Fall aus Thieringhausen im Land allein im Dezember noch neun weitere bestätigte Wolfssichtungen, und 2024 schlossen sich bisher 142 weitere an. Im Kreis Olpe ist der Fall der vierte bestätigte Wolfsnachweis: 2019 fand sich Wolfsspeichel an einem Rehkadaver, der zwischen Gerlingen und Dahl gefunden wurde. 2022 lief ein junger Wolfsrüde zwei jungen Frauen entlang einer Schnellstraße bei Germinghausen direkt vor die Smartphone-Kamera, und 2023 nahm eine automatische Wildkamera einen Wolf im Raum Attendorn auf.
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Die weit überwiegende Mehrzahl der bislang 142 Nachweise des laufenden Jahres stammt allerdings aus Gebieten, in denen Wolfsrudel heimisch geworden sind, etwa Schleiden, Monschau oder Schermbeck. Im Kreis Olpe gab es in diesem Jahr bislang keinen Nachweis, die nächsten Fälle stammen aus dem Kreis Soest (Wildtierriss am Möhnesee am 14. März und am 26. Mai in Warstein) sowie dem Oberbergischen Kreis (Schafsrisse bei Radevormwald am 22. März). Sichtungen wie im Kreis Olpe betreffen keine heimisch gewordenen Wölfe, sondern fast immer männliche Jungtiere, die teils weite Distanzen auf der Suche nach einem Rudel überbrücken. Als gesicherte Nachweise gelten neben DNA-Spuren an gerissenem Wild oder Wolfsfell, das beispielsweise in Stacheldrahtzäunen hängen bleibt, auch Losung (Kot) oder Foto- oder Videobeweise, die nach eingängiger Prüfung von Fachleuten erbracht werden. Laien verwechseln häufig sogenannte Wolfhunde mit Wölfen.