Wenden. Gemeinde will der Überlastung der Infrastruktur beim Volksfest mit einer neuen Idee begegnen: Die Sonderbusse sollen künftig kostenlos sein.
Es ist das größte Volksfest weit und breit: Seit 1752 sorgt die Wendener Kirmes, meist auf Plattdeutsch „Wendsche Kärmetze“ genannt, einmal im Jahr für Ausnahmezustand im Zentralort der Gemeinde Wenden. Seit 1855 ist entscheidend für das Datum der dritte Dienstag im August, und seit 1993 startet sie am Samstag davor. Doch neben aller Freude der Tausenden von Besuchern ist die Kirmes für den Ort auch eine Belastung. Nahezu alle Straßen und Wege werden von Besuchern als Parkflächen genutzt, weil sie die kostenpflichtigen Parkplätze zu vermeiden suchen, und der Stau durch die an- und abfahrenden Autos reicht bei gutem Wetter auch schon mal bis Saßmicke. Die Gemeindeverwaltung plant nun einen Versuch, um Abhilfe zu schaffen. Die mögliche Lösung: kostenlose Busse. In einer Beschlussvorlage zur bevorstehenden Ratssitzung führt die Gemeindeverwaltung die Überlegungen näher aus.
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Insbesondere am Kirmessonntag sei „aufgrund der großen Beliebtheit der Traditionsveranstaltung“ die Infrastruktur der Gemeinde in den vergangenen Jahren immer mehr an ihre Grenzen gestoßen. Die vorhandenen Parkplätze reichten nicht mehr aus. „Im Nachgang zur letzten Kirmes wurde mit den beteiligten Behörden und Institutionen nach Lösungen gesucht, wie man die Besucherströme unter anderem mehr auf den ÖPNV verlagern könnte, um eine Entlastung des Park-Such-Verkehres zu erreichen und die Parkplatzsituation zu den Stoßzeiten zu entschärfen.“ Und dazu soll ein erster Ansatz sein, die Nutzung der Sonderbuslinien für die Besucherinnen und Besucher der „Wendschen Kärmetze“ kostenlos zur Verfügung zu stellen „und somit mehr Personen zu überzeugen, auf das eigene Auto zu verzichten“.
Für die Sonderlinien 1 bis 4 (Linie 1: Olpe–Gerlingen-Möllmicke–Wenden; Linie 2: Hünsborn–Berghof–Wenden; Linie 3: Gerlingen–Elben–Schönau–Altenwenden–Altenhof–Wenden; Linie 4: Heid-Rothemühle-Ottfingen–Wenden) haben die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd der Gemeinde bereits ein Angebot vorgelegt. Demnach würden die Kosten 18.600 Euro brutto betragen, wenn die Busse in der aus den Vorjahren bekannten Taktung fahren. Bisher lagen die Fahrpreise im Rahmen des Westfalen-Tarifs für ein Einzelticket für Erwachsene auf der Strecke Olpe-Wenden bei 4,40 Euro, dazu wurde ein Zuschlag von 1,10 Euro erhoben, sodass die Gesamt-Fahrkosten 5,50 Euro betrugen.
Die Strecke Hünsborn-Wenden kostete analog 2,80 Euro plus Zuschlag, also 3,90 Euro. Die Sonderlinie 5 (Wendenerhütte–Wenden) wird von einem örtlichen Taxiunternehmen gefahren. Von Hillmicke und der Bins aus gab es halbstündliche Fahrten nach telefonischer Bestellung. Für deren kostenlose Nutzung würden Kosten von knapp unter 8000 Euro für die Gemeinde entstehen. Eine genaue Kalkulation, so die Verwaltung, sei nicht möglich, „da davon auszugehen ist, dass die Nutzung durch die kostenlose Bereitstellung häufiger genutzt wird als bisher und die Linie nur bei telefonischer Anmeldung bedient wird“. In den genannten Kosten sei aber bereits eine höhere Nutzung als in den Vorjahren einkalkuliert.
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Hier wurden vom Taxiunternehmen Erwachsene zum Preis von 4 Euro und Kinder zum Preis von 2,50 Euro je einfache Strecke gefahren. „Im Verhältnis zu den Kosten für einen Parkplatz (5 Euro) und den entstehenden Spritkosten waren die Preise des ÖPNV daher kein Anreiz, auf den eigenen Pkw zu verzichten“, so die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage. Durch die nun geplante kostenlose Bereitstellung des ÖPNV könne ein deutlicher monetärer Anreiz zur Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs geschaffen werden. Dies soll bei der bevorstehenden Kirmes als Testlauf geprüft werden. Nach der Kirmes will die Verwaltung die Nutzung der Sonderlinien und die Auswirkungen auf die Individualverkehre evaluiert werden, damit eine Entscheidung für die Folgejahre getroffen werden kann.