Attendorn. Oberhalb von Repe baut die Firma ATC im Auftrag von Telefonica einen neuen Mobilfunkmasten. Doch es kommt Kritik an der Standort-Wahl auf.
Das Mobilfunknetz in Attendorn lässt bekanntermaßen an vielen Stellen zu wünschen übrig. Nicht nur, aber auch im oberen Repetal ist die Netzqualität mitunter katastrophal, bestätigt Marcus Bruse aus Hofkühl auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Repetaler ist somit einer von vielen Leidtragenden der Unterversorgung. „Insofern ist es absolut notwendig, dass der neue Mast jetzt kommt“, freut sich Bruse darüber, dass oberhalb von Repe die Firma ATC Germany im Auftrag des Mobilfunkanbieters Telefonica einen neuen Masten baut. Damit wird ein sogenannter „weißer Fleck“ im Außenbereich der Hansestadt getilgt. Gemeinsam mit der Bundesnetzagentur hatten sich die drei großen Mobilfunkanbieter (Telekom, Vodafone und Telefonica/O2) vor Jahren darauf verständigt, gemeinsam unterversorgte Gebiete ans Netz anzuschließen. Das obere Repetal gehört dazu.
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Doch an dem gewählten Standort direkt am Wanderweg übt nicht nur Bruse Kritik. „Die Stelle ist sagenhaft“, sagt er mit einer gehörigen Portion Ironie in der Stimme. Auch in den sozialen Netzwerken gibt es Kritik. So lässt eine Facebook-Nutzerin in der Gruppe „Du bist Attendorn, wenn...“ ihrem Unmut freien Lauf: „Da wird mitten an einem der schönsten Panoramawege Attendorns, an der schönsten Aussichtsstelle, einfach mal ein Funkturm hingesetzt.“ Ärgerlich war die Standort-Wahl auch für den SGV Repetal, die Dorfgemeinschaft Repe und den Dorfverein Helden, die im Herbst 2021 gemeinsam den Themenwanderweg „Ruhe-Pfad - Rund um Helden“ eröffneten und genau an der Stelle, wo jetzt der Mast entsteht, eine Aussichtsplattform mit Bänken zum Verweilen aufstellten.
„Da wird mitten an einem der schönsten Panoramawege Attendorns, an der schönsten Aussichtsstelle, einfach mal ein Funkturm hingesetzt.“
Immerhin: Diese Verweilecke findet einen neuen Platz. „Wir haben mit der Stadt und dem Bauherrn harmonische Gespräche geführt und sind uns einig geworden“, will Christoph Gabriel, Vorsitzender des Sauerländer Gebirgsvereins, kein Öl mehr ins Feuer gießen. Auf diesen Konsens sei man nach einigen Gesprächen und Vor-Ort-Terminen gekommen.
Ärger über Vandalismus
Auf dem im Herbst 2021 eingeweihten Wanderweg „Ruhe-Pfad rund um Helden“, der mit verschiedenen Themenstationen durch die Wälder des oberen Repetals führt, kommt es immer mal wieder zu Vandalismus-Schäden. „Das haben wir allerdings nie an die große Glocke gehängt“, erklärt SGV-Vorsitzender Christoph Gabriel mit Blick auf zerstörte Bänke oder gestohlene Benzin-Kanister an der SGV-Hütte. Doch der jüngste Vorfall solle nicht im Verborgenen bleiben: Ende Mai brachen Unbekannte eine Getränke-Erdbox, die vor der Hütte als Service für durstige Wanderer in den Boden gelassen ist, auf und entwendeten aus der Getränkekasse ganze 3 Euro. „Wer tut so etwas? Wir verdienen damit doch nichts“, fragt sich Gabriel, der den Diebstahl nicht der Polizei meldete. Der Verein lasse sich davon aber nicht beirren. Gabriels Bitte bzw. Appell an alle Wanderer lautet, die Augen offenzuhalten. Grundsätzlich bleibe der Verein nämlich auf den Kosten sitzen.
Allerdings gibt es auch in den sozialen Kanälen Verständnis für den Dienstleister der Telefonica, der die „passive Infrastruktur“ (sprich den Baukörper des Funkmasten) schafft: So ein Mast könne nicht willkürlich aufgestellt werden, sondern müsse gewisse Voraussetzungen mitbringen. Welche das sind, erklärt Benedikt Albers, Pressesprecher der Deutschen Funkturm GmbH, die für die Telekom die Mobilfunk-Infrastruktur baut und betreibt: „Der Standort für einen Mobilfunkmast muss in erster Linie funktechnisch geeignet sein, das heißt von dort aus muss das Versorgungsziel im gewünschten Gebiet erreicht werden können. Dazu ist es unter anderem wichtig, dass der Standort möglichst nah am zu versorgenden Gebiet liegt, es keine signifikanten Hindernisse zwischen dem Standort und dem Versorgungsgebiet gibt, der Mast gut angebunden werden kann und wir letztlich eine Möglichkeit bekommen, diese Fläche zu mieten.“
„Gute funktechnische Eignung“
Darüber hinaus müssten alle Anforderungen des Baurechts erfüllt werden, dazu zählten unter anderem das Einhalten von Abstandsflächen und diverse Regelungen in Bezug auf Natur- und Denkmalschutz. In vielen Fällen seien noch zusätzliche Genehmigungen und Verträge für die Zuwegung notwendig. Albers: „Im Sauerland ist schon wegen der Berge und Wälder die Standortsuche eine sehr große Herausforderung.“ Laut Florian Streicher, Sprecher der Telefonica, soll der neue Mast, der rund 40 Meter hoch und über ein modernes 5G-Netz verfügen wird, im Frühjahr kommenden Jahres in Betrieb genommen werden. Zur Standort-Debatte erklärt Streicher: „Der Standort am Wanderweg wurde gewählt aufgrund der guten funktechnischen Eignung für die Versorgung der Umgebung, der guten Anbindungsmöglichkeit für das Transportnetz zu Nachbarstandorten sowie aufgrund des freien Baufelds und guten Zugangs.“
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Ein neuer, 30 Meter hoher Mast steht mittlerweile auch oberhalb von Bürberg, also gar nicht weit entfernt von Repe – allerdings zunächst nur temporär. Für diesen Standort ist Vodafone verantwortlich bzw. der von ihr beauftragte Dienstleister Vantage Towers. Ein Sprecher von Vodafone erklärt auf Nachfrage, dass der Bau einer dauerhaften Mobilfunkstation zur Beseitigung der „weißen Flecken“ angedacht sei: „Für dieses Infrastruktur-Projekt befinden wir uns bereits auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Wir rechnen hier mit einer Planungs- und Bauzeit von etwa zwei bis drei Jahren. Die temporäre Mobilfunkstation soll so lange im Einsatz sein, bis wir den dauerhaften Standort nutzen können.“