Olpe/Altenhundem. Nun bezieht auch Attendorner SPD-Bundestagsabgeordnete Stellung zu Veränderungen am Krankenhaus Altenhundem. Kritik an Krankenhaus-Chef Blum
Zwei Stunden lang hat der Geschäftsführer der GFO-Kliniken Südwestfalen, Dr. Gereon Blum, am Dienstagvormittag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St.-Josef-Hospitals in Altenhundem über das informiert, was am Freitag vom zuständigen Ministerium per E-Mail verteilt worden war. Das Altenhundemer Krankenhaus ist von den beiden Standorten dasjenige, das stärker betroffen ist. Doch die Pläne von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betreffen beide Häuser, Olpe wie Altenhundem. Für Blum hieß es an diesem Tag, dass eine Sitzung die nächste jagte: Nach der rund 200-köpfigen Belegschaft des Lennestädter Standorts sprach er mit dem Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), der seit 2021 die Mehrheit der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen gehört und die nun Trägerin beider Krankenhausstandorte ist. Im Anschluss stellte er sich der Presse.
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Blum machte klar, dass er die Planungen von Minister Laumann grundsätzlich unterstützt. „Es wird wehtun, aber es muss sein“, so sein Fazit der zahlreichen Änderungen in der heimischen Krankenhauslandschaft. Er rief die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft dazu auf, den laufenden Anhörungsprozess mitzutragen und den NRW-Minister zu unterstützen, denn dessen Pläne seien letztlich im Konsens mit den Trägern geschmiedet worden - anders als das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach tue, denn dieser stülpe den Trägern seine Entscheidungen ohne Rücksprache über.
Er betonte, dass die bevorstehende Schließung der Geburtshilfe in Altenhundem nicht auf Laumanns Pläne zurückzuführen sei, sondern auf die mangelhafte Finanzierung durch den Bund. Dieser habe zunächst vollmundig angekündigt, die Vorhaltungskosten, die eine solche Station mit sich bringt, zu finanzieren oder zu fördern, doch geschehen sei nichts. „Und ein doppelter Vorhalt an zwei Standorten wird schlicht nicht bezahlt“, so Dr. Blum. „Da wären eins plus eins am Ende nicht zwei gewesen, sondern null. Und wir müssen alles daransetzen, im Kreis wenigstens eine Geburtshilfe vorzuhalten.“
Letztlich lasse sich zusammenfassen, dass das Krankenhaus in Altenhundem vor einer regelrechten Konversion stehe: Während der stationäre Bereich weitgehend am Standort Olpe konzentriert werde, sei das ambulante Operieren die Zukunft in Altenhundem. Ganz wichtig: Stellen kosten werden die Schritte nicht. „Ich habe heute Morgen betont, dass jeder, der am Standort Altenhundem bleiben möchte, auch dort arbeiten wird, muss sich aber unter Umständen verändern. Umgekehrt wird für jeden, der seine Arbeit weitermachen will, ein Platz sein, aber unter Umständen mit einem Wechsel nach Olpe oder auch nach Siegen verbunden sein.“ Denn die Integration der Siegener Marien-Gesellschaft in die GFO laufe weiter, und gerade die jüngsten Geschehnisse machten klar, wie richtig dieser Plan sei.
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Weiter ausgebaut werden soll am Standort Altenhundem etwa der Bereich Psychiatrie, aber auch die Kurzzeitpflege und Altenhilfe soll hier viel breiter aufgestellt werden. „Das Altenhundemer Hospital wird zu einem Gesundheitszentrum mit einem großen Anteil ambulanter Leistungen. Im Grunde passiert jetzt etwas, das schon seit 25 Jahren sein müsste: So lange sind wir schon ein Klinikum an zwei Standorten, aber bisher sind beide Häuser nie richtig zusammengewachsen. Jetzt müssen sie es“, so der Mediziner, der 2021 die Geschäftsführung der seinerzeitigen Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen kurz vor deren Eingliederung in die GFO übernommen hat.
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Letztlich freut sich Blum, dass die Politik von Minister Laumann Klarheit schafft: „So etwas wünsche ich mir auch für andere Bereiche der Politik, die Jahre der Ungewissheit sind damit vorbei, und vieles, auch wenn es erstmal schmerzt, ist nachvollziehbar.“ Auch sei die Kommunikation ungewohnt transparent, was für Irritationen gesorgt habe. „Da stehen jetzt Briefe, die wir früher intern bekommen haben, für jeden einsehbar im Internet.“
Der heimische Landtagsabgeordnete Jochen Ritter verfolgt die Diskussion mit großem Interesse und erklärt: „Wenn sich die GFO mangels angekündigter, aber nicht gelieferter finanzieller Unterstützung durch Bundesgesundheitsminister Lauterbach gezwungen sieht, sich im Zuge der Krankenhausplanung NRW so aufzustellen, erwarte ich von ihr, dass sie ihre sonstigen Leistungen für werdende Mütter und junge Familien im Ostkreis ausbaut und im Übrigen alles tut, um den Standort zu stärken.“ Das sagte Dr. Blum zu; unter anderem sollen beispielsweise Hebammen-Sprechstunden für werdende Mütter angeboten werden und Wege erleichtert, dass die Hebammen aus dem Raum Lennestadt als Beleg-Hebammen die Geburten im Olper Krankenhaus begleiten können. Und Dr. Gregor Kaiser, Landtagsabgeordneter der Grünen, erklärte: „Die voraussichtlich Schließung der Geburtshilfe in Lennestadt wäre ein schwerer Schlag, auch wenn die Begründung der GFO nachvollziehbar ist. In einem Telefonat hat Herr Blum mir diese erläutert. Am 1. Juli findet in Düsseldorf für das Versorgungsgebiet 16 eine Informationsveranstaltung des Ministeriums statt. Bis dahin werde ich auf den verschiedensten Kanälen ausloten, welche Optionen noch möglich wären. Klar ist aber auch: Die Krankenhauslandschaft wird sich massiv verändern, und der in NRW durchgeführte Prozess ist deutschlandweit beispielhaft. Es wird aber überall schmerzhafte Veränderungen geben.“
Inzwischen wurde auf der Internet-Plattform change.org eine Online-Petition zum Erhalt der Geburtshilfe ins Leben gerufen. Bereits nach einem Tag hatten rund 10.000 Unterstützerinnen und Unterstützer unterschrieben, derzeit sind es rund 17.000.
Am Donnerstag hat auch die Attendorner Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari (SPD) Stellung zu den Krankenhausplänen bezogen – sie ist nicht nur Politikerin, sondern als studierte und praktizierende Ärztin auch vom Fach. Sie kritisiert die GFO und namentlich Krankenhaus-Geschäftsführer Dr. Gereon Blum. Kinderärztin Baradari ist über die Schließung der Geburtshilfe in Altenhundem nicht glücklich: „Lennestadt hat als Krankenhaus bis weit über die Kreisgrenzen hinaus Bedeutung. Es ist bedauerlich, dass dieser Standort – und zwar auf Entscheidung des Trägers in Einvernehmen mit dem Land – verlorengeht.“
Mit Unverständnis reagiert sie auf die Vorwürfe durch die Geschäftsleitung der GFO-Kliniken, die Schließung sei durch die mangelnde finanzielle Unterstützung der Bundesregierung verursacht. „Ich habe mich persönlich für Sonderzahlungen für Pädiatrie und Geburtshilfe eingesetzt. Für 2023 und 2024 sind dafür jeweils 420 Millionen Euro vorgesehen, 120 Millionen davon für die Geburtshilfe. Die Verteilung oblag den Ländern selbst. Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz sieht sogar vor, diese Gelder zu verstetigen. Wenn der Landesgesundheitsminister Laumann es gewollt hätte, wäre der Standort Lennestadt sicher zu erhalten gewesen“, so Baradari. „Ich bin froh, dass die Notwendigkeit von Reformen im stationären Sektor von allen Seiten anerkannt wird. Es kann aber nicht sein, dass unangenehme Konsequenzen immer in die Verantwortung des Bundes geschoben werden. Das grenzt schon an Populismus.“ Man werde jetzt das Gespräch mit dem Träger und dem Ministerium suchen, um die Hintergründe der Entscheidung aufzuklären.