Neu-Listernohl. Nach Abbruch der alten St.-Augustinus-Kirche: Neubau passt sich verändertem Bedarf an. Weihbischof Josef Holtkotte vollzieht die Einweihung.

Es ist Sonntagnachmittag, der 16. Juni 2024. In wenigen Minuten beginnt der Gottesdienst in der St.-Augustinus-Kirche in Neu-Listernohl. Auf dem Kirchplatz tummeln sich viele Menschen. Einen Platz in der Kirche hat noch niemand eingenommen. Aus gutem Grund: Die Gläubigen lassen Weihbischof Josef Holtkotte den Vortritt. So verlangt es der Ritus. Denn Weihbischof Holtkotte ist eigens aus Paderborn angereist, um die neugebaute Kirche zu weihen. Sobald er das Kirchenportal feierlich geöffnet hat, folgen ihm die Gemeindemitglieder in ihre neue Kirche.

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„Es ist eine lange Geschichte, die heute zu Ende geht“, antwortet Dechant Andreas Neuser auf die Frage, was die Weihe der neuen Kirche für die Gemeinde von Neu-Listernohl bedeutet. Dass es ein Tag ist, den die Menschen im Ort lange herbeigesehnt haben, beweist auch der Blick durch das Kirchengebäude während der feierlichen Einweihung: Die Bänke sind bis auf den letzten Platz belegt. Besucher, die keinen Sitzplatz bekommen haben, stehen in den hinteren Reihen, an der Seite des Kirchenraumes und im Vorraum. Der Schützenverein, die Feuerwehr, der Männerchor, der Karnevalsverein – sie alle sind gekommen, um ihr neues Kirchengebäude in Empfang zu nehmen. Ein Ort, der dem Gemeindeleben ein neues Zuhause gibt.

Das Entzünden von Weihrauch auf dem Altar gehört zum Ritual einer Kircheneinweihung.
Das Entzünden von Weihrauch auf dem Altar gehört zum Ritual einer Kircheneinweihung. © Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn | Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Schon seit dem Verkauf des Jugendheimes im Jahr 2012 war die Kirchengemeinde Neu-Listernohl auf der Suche nach einem solchen Ort. Das alte Kirchengebäude, das im Jahr 1962 erbaut wurde, war renovierungsbedürftig. Die ursprüngliche Idee, das Gemeindezentrum in die alte Kirche zu integrieren, erwies sich als nicht realisierbar. So entschied sich die Kirchengemeinde zum Neubau einer Kirche mit angeschlossenem Gemeindezentrum. Das Ergebnis überzeugt: „Schon architektonisch wird deutlich, dass das Gemeindeleben und die Feier der Gottesdienste zusammengehören. Wir treten vor Gott und wir treten miteinander in Kontakt. Das ist das, was unseren christlichen Glauben ausmacht“, resümiert Dechant Andreas Neuser, der auch leitender Pfarrer des Pastoralen Raums Attendorn ist.

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Auch für Weihbischof Josef Holtkotte ist dieser Tag von besonderer Bedeutung. Eine Kirche einzuweihen, in Zeiten, in denen immer mehr Profanierungen (Entweihungen) durchgeführt würden – das gebe es selten: „Ich freue mich sehr über diese Kirchweihe, weil sie ein Zeichen von Hoffnung, Zuversicht und Zukunft ist“, erklärt er. Ein Zeichen, das sich auch in den hohen Besucherzahlen widerspiegele: „Ich bin erfreut darüber, wie viele Menschen heute gekommen sind, um diesen besonderen Tag zu feiern. Es sind Menschen aller Altersgruppen und auch viele Familien mit Kindern hier“, erklärte Holtkotte. Freude und Neugierde seien das, was die „zukunftsfähige“ Stimmung in Neu-Listernohl an diesem Tag ausmache, fasst der Weihbischof zusammen. 

Gespannt verfolgen die Gläubigen die verschiedenen Elemente, angefangen von der Segnung des Taufbeckens und der Entzündung der Osterkerze über die Beisetzung der Reliquien unter der Altarmensa bis hin zur Salbung des Altars. Als Weihbischof Josef Holtkotte anschließend durch die Kirche schreitet, um diese ebenso an zwölf Stellen zu salben, erhält fast jeder der Anwesenden einen genauen Blick auf das Geschehen. Schließlich entzündet der Paderborner Weihbischof an allen Ecken des Altars Weihrauch – ein Zeremoniell, das das vom Altar aufsteigende Opfer Christi symbolisiert. 

Weihbischof Josef Holtkotte ist erfreut darüber, wie viele Menschen zur Kirchweihe gekommen sind. Neugierde und Freude bestimmten den feierlichen Anlass.
Weihbischof Josef Holtkotte ist erfreut darüber, wie viele Menschen zur Kirchweihe gekommen sind. Neugierde und Freude bestimmten den feierlichen Anlass. © Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn | Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

„Dieses Gebäude beantwortet für mich die Frage, was eigentlich Kirche ist, was Kirche ausmacht. Sie ist Gemeinschaft, in der sich Gott mit den Menschen und die Menschen mit ihm und untereinander verbinden“, erklärt Weihbischof Josef Holtkotte in seiner Predigt anlässlich der Kirchweihe. Die Kirche sei ein Ort, wo Menschen Glaubensstärke, Kraft und Hoffnung für ein Leben in der Welt erfahren könnten, so Holtkotte weiter. Ihr Bau sei geprägt von drei Merkmalen, die sich auf die kirchliche Gemeinschaft übertragen ließen: „Jedes Gebäude hat ein Fundament, einen Grundstein, der alles zusammenhält. Das Fundament war und ist bis heute Jesus Christus. Gottes Wort zu hören und danach zu leben, so drückt sich der Glaube aus“, so Holtkotte weiter.

Als zweites Merkmal nennt der Weihbischof die Wände und Pfeiler, die den Bau tragen und ohne die er in sich zusammenstürzen würde: „Die tragenden Wände unserer Zeit sind die respektierten Grundlagen von Gemeinschaft, die Anerkennung der Würde jedes Menschen als Geschöpf Gottes, Achtung und Respekt voreinander“, entschlüsselt Weihbischof Holtkotte seine Metapher. Das dritte Merkmal, das den Kirchenbau prägt, seien Fenster und Farben, tausende von Steinen und Teilen, die den Bau erst zum Gebäude werden ließen: „Die Menschen können Kirche als Gemeinschaft nur bauen, wenn jeder sich bemüht, seine Aufgabe an seinem Platz zu erfüllen, und so seinen Teil zum Aufbau der ganzen Gemeinschaft beizutragen“, schließt Josef Holtkotte ab. 

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Dass die Gläubigen in Neu-Listernohl bereit sind, zu glauben, einander zu achten und Gemeinschaft zu leben, ist am Tag der Weihe ihrer Kirche deutlich geworden. Jahrelange Planung und Vorbereitung, viele helfende Hände und Menschen, die gekommen sind, um ihren Glauben zu feiern – das ist das Bild, das sich an diesem besonderen Tag in der Gemeinde St. Augustinus geboten hat.