Kreis Olpe. So leer waren die Innenstädte im Kreis Olpe so kurz vor Weihnachten noch nie. In den wenigen geöffneten Geschäften jedoch herrscht Hochbetrieb.

Es sind die letzten Tage vor Weihnachten. Die Zeit, in der die Menschen auch im Kreis Olpe schnell noch Geschenke kaufen. Doch dieses Jahr ist alles anders. Die meisten Geschäfte sind geschlossen. Die Straßen ungewöhnlich leer. Hier und da eilen die Leute durch die Stadt, kaufen Lebensmittel ein, holen ihre Bestellungen ab. Eine gewisse Trostlosigkeit und Hektik erfüllen das Bild, das sich unseren Reportern bietet. Wie wohl das Weihnachtsgeschäft bei denen läuft, die noch verkaufen können?

Nicole Kost, Inhaberin des gleichnamigen Wein- und Spirituosen-Fachgeschäftes, trägt bei der Beratung ihrer Kunden natürlich eine Maske.
Nicole Kost, Inhaberin des gleichnamigen Wein- und Spirituosen-Fachgeschäftes, trägt bei der Beratung ihrer Kunden natürlich eine Maske. © Unbekannt | Unbekannt

Eine ältere Frau geht entlang der Martinstraße. Die Maske schützt Mund und Nase. Ihr Schritt ist zügig. In ihrer Hand hält sie einen Einkaufsbeutel. Er ist nur halb gefüllt. „Nur das Nötigste“, sagt sie und bleibt auf Abstand. „Ich muss aber auch weiter. Und dann schnell wieder nach Hause.“ Sie ist nicht die einzige. Kaum einer hält an für ein Pläuschchen mit dem Bekannten. Alle haben es irgendwie eilig.

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Auch in der Schokoladen-Manufaktur „Xocólea“ in Olpe ist es ruhig. Zumindest jetzt gerade. „Das sah eben noch ganz anders aus“, erzählt Konditormeisterin Lea Hoberg. Sie steht in der Küche, arbeitet am Nachschub. Vermutlich werden die Pralinen in der Auslage nicht reichen. „Gerade der Samstag und Montag vor dem Lockdown war extrem viel los.“ Seitdem steht das Telefon nicht still. Die Menschen erkundigen sich nach ihren Bestellungen. Andere kommen spontan vorbei, um noch ein paar Präsente zu kaufen.

Lea Hoberg hat Glück. Weil sie Lebensmittel verkauft, darf sie weiter geöffnet haben. „Das Weihnachtsgeschäft war bis jetzt wirklich gut“, sagt sie. „Da dürfen wir uns nicht beschweren.“

Nachfrage nach Büchern größer als im Vorjahr

Die Tür zur Dreimann-Buchhandlung muss hingegen geschlossen bleiben. Ein Schild weist die Kunden darauf hin. Hier dürfen die Menschen nur noch ihre Bestellungen abholen. Natürlich völlig kontaktlos. Im Inneren läuft das Geschäft aber weiter. Inhaber Georg Spielmann steht schon seit sechs Uhr im Laden. Die letzten Pakete, die noch vor Weihnachten ausgeliefert werden können, werden gepackt. „Bei allen anderen Bestellungen, die jetzt noch kommen, können wir eine pünktliche Lieferung zum Fest nicht mehr garantieren“, sagt er im Telefonat mit unserer Zeitung. „Aber Selbstabholung geht natürlich weiterhin.“

Boris Edelmann von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen mit Arnold Vogt (rechts) vom Genussladen
Boris Edelmann von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen mit Arnold Vogt (rechts) vom Genussladen "schenken & genießen" aus Grevenbrück. © Unbekannt | Unbekannt

Die Nachfrage ist groß. Spürbar mehr als im vergangenen Jahr, sagt der Inhaber. Er muss aber auch schon wieder auflegen. Der nächste Kunde möchte seine Bücher abholen. Vielleicht ist es die Biografie von Barock Obama. Oder das neue Werk von Sebastian Fitzek. Beides läuft gerade wirklich gut.

Ulrike Horenkamp, Inhaberin der Attendorner Senfmühle im Sackhof inmitten der Innenstadt, hätte sich das Weihnachtsgeschäft liebend gern anders vorgestellt. „Es ist doch sehr ruhig, das kann man anders nicht sagen. Nur vereinzelt kommen Kunden hinein“, erklärt die Einzelhändlerin, die unter anderem handgefertigte Senfe, Liköre, Gewürze, verschiedene Teesorten, Pralinen und Grillsoßen verkauft.

Aber lieber wenig Kunden als gar keine, ist Horenkamp froh, überhaupt noch geöffnet zu haben. „Wenn man aber bedenkt, dass wir letztes Jahr vor Weihnachten vor lauter Arbeit kein Bein auf die Erde bekommen haben und teilweise 20 bis 30 Kunden gleichzeitig im Laden waren, ist es dieses Jahr einfach ruhig.“ Zum einen liege das mit Sicherheit an der verwaisten Innenstadt, zum anderen würden die Kunden aus Selbstschutz von einem Besuch in der Senfmühle Abstand nehmen. Apropros Schutz: Um sich selbst und ihre Mitarbeiterinnen zu schützen, wird die Senfmühle nur noch bis Mittwochabend, 18 Uhr, geöffnet haben und danach bis einschließlich 11. Januar die Türen abschließen. 

Weinhandlung kurz vor dem Lockdown überrannt

Das Fachgeschäft für Weine und Spirituosen von Nicole Kost unmittelbar neben dem Sauerländer Dom ist hingegen in der vergangenen Woche - und vor allem an den Tagen, an denen noch unklar war, welche Beschränkungen Bund und Länder beschließen würden - überrannt worden. „Das war eine schwierige Situation und nicht mehr schön, auch wenn ich verstehen kann, dass einige Kunden die Panik gepackt hat und sie noch schnell ein Weihnachtsgeschenk kaufen wollten“, erklärt Kost.

Die Konsequenz daraus, auch wenn es diese Woche schon ruhiger sei: Um ihre Kunden und ihre Mitarbeiter zu schützen, darf seitdem kein Kunde mehr den Laden betreten. Kost: „Wir arbeiten nur noch auf Bestellung und lassen die Ware mit Terminen im Zehn-Minuten-Takt abholen. Dafür haben wir extra einen Abholservice im Eingangsbereich aufgebaut.“ Die Kunden würden diese Maßnahme begrüßen, verhindert sie doch, dass es zu langen Warteschlangen im Fachgeschäft kommt. „Zudem können wir schnell agieren und es läuft alles reibungslos ab.“

Kost wird wie Ulrike Horenkamp am Heiligen Abend nicht mehr arbeiten, dafür aber zwischen den Tagen für die Kunden da sein. Zumindest vor der Tür.

Genuss im Jahr des Verzichts hoch im Kurs

„Wir haben versucht eine positive Stimmung zu verbreiten. Um sich die Ohren vorjammern zu lassen, kauft niemand im stationären Einzelhandel“, sagt Anke Vogt, Inhaberin des Genussladens „schenken & genießen“ in Grevenbrück. Eine Philosohpie, die bei der Kundschaft in den letzten Wochen gut ankam. „Wir können nicht klagen, im Gegenteil, es war ein sehr guter Abschluss für uns, wo wir gar nicht mit gerechnet haben“, so Anke Vogt.

Es liegt wohl auch am Sortiment des Geschäftes. „Weil in diesem Jahr vieles gestrichen wurde, ist der Genuss hoch im Kurs,“, glaubt die Grevenbrückerin. Anke und ihr Mann Arnold Vogt hatten bereits im Sommer einige auf die Corona-Situation abgestimmte Aktionen gestartet, zum Beispiel die Aktion „Macht es euch zuhause schön“, der Drive-In oder der eigene Online-Shop. „Wir haben ständig an dem Konzept gearbeitet, es nutzt ja nichts, wenn man den Kopf in den Sack steckt“, so die Geschäftsfrau. Mit Erfolg. „Es hat sich gelohnt, wir haben viele Online-Bestellungen, die abgeholt werden.“ Es komme gut an, dass sich die Kunden vorab online informieren können und nicht erst im Laden aussuchen müssten.