Grevenbrück. Arnold Vogt betreibt einen Genussladen an der Kölner Straße in Grevenbrück. Jetzt bietet er für seine Kunden einen Drive-in an.

Ideen muss man haben. Gerade in solch schwierigen Pandemiezeiten wie jetzt. Einzelhändler Arnold Vogt ist jemand, der vor Ideen nur so sprüht. Der Grevenbrücker hat jetzt mit seinem Geschäft „Schenken & Genießen“ an der Kölner Straße einen „Genießer-Drive-in“ ins Leben gerufen. Es sei der erste bundesweit, berichtet Vogt beim Besuch unserer Redaktion: „Ich habe überall nachgeguckt. Drive-Inns gibt es genug, aber so wie wir das machen nicht. So etwas ist auch nicht beim Patentamt registriert.“

Voraussetzung für den Drive-Inn für Genießer ist sein Onlineshop, den er seit drei Jahren betreibt. Der 59-Jährige hat alles selbst programmiert. In seinem Genussladen hat er 320 Artikel im Sortiment, unter anderem Liköre, Brände, Whisky, Weine, Tee, Fruchtaufstriche, Gebäck, Pralinen, Öle, Dips, Senfe, Gewürze und Gewürzmischungen. Auch alle möglichen schmackhaften Präsentkörbe stellt Arnold Vogt zusammen. „Der Onlineshop ist unser digitales Schaufenster“, betont er.

Zuschuss für Onlineshop

Das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW hat ein Sonderprogramm zur Stärkung der Händler während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen: „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“.

Gefördert werden kurzfristige Projekte von Kleinunternehmen , die sich erstmals digital aufstellen oder den Auf - oder Ausbau der digitalen Technologien für ihr Unternehmen voranbringen wollen.

Arnold Vogt hat über das Projekt für seinen Onlineshop einen Zuschuss von 1043 Euro erhalten. Das sind exakt 90 Prozent der Kosten für das Update seiner Kassensoftware. Diese zeigt jetzt den aktuellen Warenbestand an. „Zu 99,9 Prozent kann man jetzt sehen, ob der Artikel im Sortiment ist“, sagt Vogt.

Und so funktioniert der „Genießer-Drive-Inn“: Zunächst werden im Online-Shop die Produkte ausgesucht, die Verpackungsart bestimmt (eventuell Geschenkverpackung) und dann als Versandart „Genießer-Drive-Inn“ angeklickt. Nun wird die Zahlungsart Paypal oder Vorauskasse gewählt. Im Mitteilungsfeld gibt der Kunde dann die gewünschte Abholzeit ein. Zu diesem Termin fährt er dann mit seinem Auto auf den Parkplatz zwischen Apotheke und Geschäft. Jetzt wählt der Kunde die Telefonnummer 02721/9538882 und teilt seine Bestellnummer mit. Dann wird ihm die Ware ans Auto gebracht. „Der Kunde braucht nicht ins Geschäft zu kommen. Entweder macht er von Innen den Kofferraum auf oder wir öffnen ihn und legen die Ware hinein. Es gibt genug Gründe, warum die Leute in dieser Zeit Angst haben“, sagt Vogt. Der Service ist kostenlos und ohne Mindestbestellwert. Angeboten wird er zu den Geschäftszeiten von „Schenken & Genießen“.

„Es ist wichtig in dieser Zeit, nicht zu jammern, sondern nach vorne zu gucken. Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagt Arnold Vogt. Er habe zu seiner Frau gesagt, dass man eine positive Ausstrahlung nach außen bringen müsse: „Der Kunde kommt, um sich etwas zu gönnen, gerade auch in schlechten Zeiten. Da habe ich gesagt: Wir machen einen Genießer-Drive-Inn. Erst lächeln die Leute, wenn sie davon hören, aber dann sagen sie: Das ist eine tolle Idee.“ Sein Motto lautet: „Schnell, bequem, sicher“. Und: „(Sch)lange stehen war gestern.“ Jetzt soll der „Genießer-Drive-in“ starten.

Weihnachtsmarkt to go

Arnold Vogt selbst hat immer ein Lächeln auf den Lippen und lässt sich nicht unterkriegen. Vor zehn Jahren gab der gelernte Gärtnermeister seine Gärtnerei auf: „Das hatte keine Zukunft mehr. Da habe ich gesagt: Wir machen etwas anderes. Und ich muss sagen: Das war die beste Entscheidung meines Lebens.“ Das gilt für den Einzelhändler auch jetzt noch in der Corona-Zeit: „Wir machen sicher keine Freudensprünge, aber wir haben überhaupt keine existentiellen Sorgen wie andere.“ Es gebe viele Leute, die sagen, dass sie zu Hause ein schönes Candle-Light-Dinner machen wollen. Die Zutaten, wie eine gute Flasche Wein, holen sie im Genussladen an der Kölner Straße. „Jeder bestellt bei Amazon, aber Amazon bedankt sich bei keiner Bestellung. Das sollte man mal bedenken, wenn einem ein nettes Wort im Einzelhandel entgegengebracht wird“, so der 59-Jährige.

Auf der Exklusivität seines „Genießer-Drive-Inns“ pocht Arnold Vogt übrigens nicht. Ganz im Gegenteil. „Ich würde mich freuen, wenn viele Einzelhändler, die die Möglichkeit haben, das nachmachen würden. Je mehr, um so besser.“ Er habe genug Ideen im Kopf, meint der Grevenbrücker: „Meine Frau muss mich immer bremsen. Heute morgen habe ich mir überlegt, dass ich einen Weihnachtsmarkt to go mache. Ich verschicke eine kleine Flasche Glühwein, einen Weihnachtslikör und Pfefferkuchen.“