Herdecke. An mehreren Stellen kommt es zu Verzögerungen. Die Lokalpolitik äußert Kritik und Verständnis für die verschiedenen Gründe der Technischen Betriebe.

Ein sensibles Thema, über das vermutlich jeder eine Meinung hat: Den Zustand zahlreicher Straßen in Herdecke stufen viele als schlecht ein. All jene erhalten nun Wasser auf ihre Mühlen, da die Stadtverwaltung „aus verschiedenen Gründen“ einige Sanierungsarbeiten verschieben muss. Das hat im zuständigen Fachausschuss für Kritik und Diskussionen gesorgt, am Ende klang aber auch Verständnis für den Hauptgrund (Personalnot) durch.

Personalproblem

Fünf Änderungen stechen aus der vorgelegten Liste hervor. Die erste Fassung entstand 2021, nun liegt die dritte Fortschreibung der Straßenmaßnahmen vor und beinhaltet eine Priorisierung von Projekten inklusive Kanalbau bis in die 2030-er Jahre hinein. „Ich habe mich an der Vorlage aus 2023 orientiert und dachte, dass wir damit für die nächste Zeit unsere Ruhe haben. Es tut mir leid, aber aufgrund fehlender Manpower hat sich nun ergeben, dass wir einiges schieben müssen“, sagte Kai Höffken von den Technischen Betrieben Herdecke (TBH). Dort sorgen demnach sowohl die ungeklärte Nachbesetzung der technischen Leitungsstelle als auch ein verwaister Ingenieur-Posten für Verzögerungen bei der Abarbeitung.

Weitere Gründe

Auch andere Gründe führen zeitnah zu diesen Planänderungen: 2025 statt 2024 stehe die Sanierung der unteren Goethestraße (südliches Teilstück) an. Das liege an vorgeschalteten Oberflächenarbeiten an der Brücke über den Bahngleisen, die im kommenden Frühjahr erfolgen. Die Maßnahme Goethe-/Poststraße soll zeitgleich mit jenen für Am Herrentisch sowie Ender Mark ausgeschrieben und voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2025 umgesetzt werden. Der TBH-Personalengpass bedinge die Verschiebung der Straßen- und Kanalbaumaßnahme In der Schlage um ein Jahr auf 2026/27.

Hochwasserkonzept fehlt

2024 soll laut städtischem Justiziar Lars Heismann die Ausschreibung zum ausstehenden Hochwasserschutzkonzept für den Herdecker Bach („Wir müssen das ganzheitlich betrachten, das können nur wenige Planer in Deutschland“) erfolgen, dadurch verzögere sich die Straßen- und Kanalsanierung in der oberen Hauptstraße von 2025 auf 27/28. In diesen zwei Jahren stehen dann laut Priorisierung auch Arbeiten an der Gahlenfeldstraße an. Bekannt ist bereits, dass der Landesbetrieb die Dortmunder Landstraße erst 2028 bis 2030 angehen will.

Die Pläne für 2026

Auf der Liste für 2026 befinden sich wiederum die Breddestraße und der Westender Weg. In dem genannten Jahr rollen auch erst die Bagger am Kallenberger Weg, da eine Fördermittel-Zusage noch auf sich warten lässt und sich das nicht wie angestrebt 2024 umsetzen lasse. Beim Ausblick auf 2028 tauchen dann die Wilhelm-Huck-Straße mit Kermelberg, Am Rahmen und Im Bruch auf. Ein Jahr später soll es Bauarbeiten Am Hengede, Kleffweg, Berliner Straße, Bruch-, Stein- und Freiligrathstraße geben.

Verzögerung löst Bauchschmerzen aus

Die Reaktionen: Während Andreas Disselnkötter von den Grünen vor allem eine Beschleunigung beim Hochwasserschutzkonzept anregte, nahm Christopher Huck von der FDP die Verschiebungen „mit Bauchschmerzen“ zur Kenntnis. Heismann und Höffken wiesen den unterschwelligen Vorwurf zurück, dass die TBH und Verwaltung untätig seien. In der Hermann-Oberth-Straße und der Obere Ahlenbergweg sollen noch 2024 Arbeiten erfolgen.

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Axel Störzner von den Grünen setzt auf eine entsprechende Kommunikation, damit Bürgerinnen und Bürger Verständnis für die Gründe aufbringen. „Sonst haben wir ein Glaubwürdigkeitsproblem.“ Er erkundigte sich zudem nach der Grenzstraße Am Ossenbrink und nötigen Abstimmungen mit der Stadt Dortmund. Laut Heismann stehen die Verwaltungen diesbezüglich in Kontakt, zu klären seien noch die Beitragspflicht für die Anwohnerschaft und die konkrete Umsetzung in 2027. Der abzweigende Viermärker Weg hingegen benötige wegen einer fehlenden Kanalisation eine aufwendige Vorplanung und soll als eigenständiges Projekt gelten, so Höffken.

Andere Straßen vorziehen

Uli Schwellenberg von der SPD beklagt unterdessen, dass ein Teil vom Wittbräucker Waldweg nach den Bautätigkeiten des Netzbetreibers Amprion in einem schlechten Zustand sei und die marode Attenbergstraße erst für 20230 in der Prioritäts-Liste auftauche. Aus dem Bau- und Planungsamt kam dazu der Hinweis, dass die dortige Sanierung erst nach Abwicklung der angrenzenden Arbeiten an der oberen Hauptstraße umzusetzen sei.

Verständnis aufbringen

Am Ende der Diskussion stimmten alle Fraktionsmitglieder der aktualisierten Liste zu, zumal auch Dennis Osberg als 1. Beigeordneter um Verständnis bat. „Die zuständigen Kolleginnen und Kollegen machen bei schwierigen Voraussetzungen einen guten Job für die ehrgeizigen Ziele im Straßenbau. Wir hoffen, dass wir in adäquater Zeit neues Personal gewinnen, können aber nicht zusagen, dass es 2025 vielleicht wieder zu Anpassungen kommen wird.“