Herdecke. Über einen Baum, der nicht aus dem Herdecker Bach verschwindet, und eine Mauer, die noch lange auf sich warten lassen wird.
Über das ganze Stadtgebiet verteilt, verursachte der Jahrhundertregen vor drei Jahren in Herdecke große Schäden. Besonders schlimm aber war es am Herdecker Bach. Entsprechend aufmerksam sind die Anwohner, wenn im Bachbett mögliche Sperren auftauchen, die beim nächsten Starkregen die Wassermassen in ihre Gärten und Kellerräume lenken könnten. Hinter einem Haus an der Attenbergstraße ragt seit Monaten ein Baum in den Bach. Die Stadtverwaltung weiß davon.Verschwunden ist er aber noch nicht.
Der Baum ist an einer Böschung der Umgehungsstraße umgestürzt. Für die Straße ist der Landesbetrieb Straßen.NRW zuständig. Der sei informiert, so der städtische Rechtsdezernent Dr. Lars Heismann jetzt im Umweltausschuss. Würde die Stadt hier eine akute Gefährdung sehen, hätte sie den Baum bereits entfernt. An dieser Stelle des Herdecker Baches sei das aber nicht der Fall. Der Landesbetrieb werde noch einmal gebeten, seinen Baum aus dem Bachbett der Stadt zu entfernen.
Anwohner sind aufmerksam
Die Grünen hatten den Hochwasserschutz im Fachausschuss zum Thema gemacht. Mehrfach war ihnen zu Ohren gekommen, dass Anwohner Sperriges im Herdecker Bach entdeckt hatten. Grünen-Vertreter Axel Störzner gab sich mit der Ankündigung einer neuerlichen Kontaktaufnahme der Stadt mit dem Landesbetreib zufrieden, bat aber darum „die Sorgen aus der Bevölkerung ernst zu nehmen.“ Ihre Betroffenheit beim Hochwasser habe die Aufmerksamkeit geschärft und nicht nur die Ängste, sondern auch die Kompetenzen der Anwohner anwachsen lassen.
Lars Heismann nannte Beispiele, dass die Stadt seit dem verheerenden Hochwasser vor drei Jahren nicht untätig geblieben sei. Bei zu engen Durchlässen wäre schon viel passiert. Ein spezielles Hochwasserschutzkonzept nur für den Bereich des Herdecker Baches stehe vor der Beantragung. Und im Oktober solle ein vorhandenes Regenrückhaltebecken rund einen halben Meter tiefer gegraben werden, um im Bedarfsfall mehr Wasser aufnehmen zu können. Hier hakte Christopher Huck (FDP) ein und fragte, was aus der vorgesehenen Mauererhöhung des Rückhaltebeckens an der Wittbräucke geworden sei.
Stadt will Gesamtkonzept abwarten
Die Antwort der Verwaltung fiel für ihn enttäuschend aus. Aktuell gebe es nicht einmal einen Zeitplan für die Mauermaßnahme, so Lars Heismann. Zunächst einmal müsse das Gesamtkonzept her. Es sei wichtig, die richtigen Ansatzpunkte für einen verbesserten Hochwasserschutz am Herdecker Bach zu finden und dabei auch die Kosten mit in den Blick zu nehmen. „Der Hochwasserschutz kann teuer werden“, stellte Heismann fest. Ein Gesamtkonzept könne helfen, die begrenzten Finanzmittel effektiv einzusetzen.
„Und was ist, wenn vor der Fertigstellung des Gesamtkonzeptes etwas passiert?“
Christopher Huck zeigte wenig Verständnis für diese abwartende Haltung. „Und was ist, wenn vor der Fertigstellung des Gesamtkonzeptes etwas passiert?“, fragte er. Starkregenereignisse nehmen zu. Bis zum nächsten Jahrhunderthochwasser muss es keine hundert Jahre dauern. Hucks Frage: Warum wird die Mauer also nicht vorab schon hochgezogen, um das Stauvolumen deutlich zu erhöhen? Aus der Sicht des FDP-Vertreters wäre eine solche Maßnahme „einfach, nicht zu teuer und effektiv.“
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Die Entgegnung von Lars Heismann machte ihm wenig Hoffnung: Im Hochwasserschutz der Stadt gebe es einen Personalengpass. Auch in anderen Bereichen kämen die ausführenden Betriebe oftmals nicht nach. Bei Baumaterialien gebe es häufig Lieferprobleme. Die Erhöhung wird wohl auf sich warten lassen.