Ende. „Ein bunter Mix“: Herdeckes Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft plant auf der Brachfläche in Ende große sowie kleine Häuser und nimmt Bewerbungen an.

In Kürze übernehmen kleine Budenbauer das Kommando auf einer Brachfläche in Ende. Zum zweiten Mal richtet die Stadt Herdecke ab Montag ihren Abenteuerspielplatz auf dem Gelände Am Berge aus. Ab dem 8. Juli entstehen dort, wo sich früher zwei Schulen und ein Jugendzentrum befanden, wieder Holzhütten. Die Überleitung zum eigentlichen Thema dieses Textes fällt nun leicht, denn die Verantwortlichen der Herdecker Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGWG) haben der Redaktion jetzt ihre Pläne für dieses Areal vorgestellt.

Erschließungsarbeiten im Blick

Kleiner Spaß vorweg: Die künftigen Gebäude im Neubaugebiet neben den Straßen Am Berge und Eicklohweg dürften professioneller ausfallen als das, was nun Kinder und Jugendliche dort in der ersten Hälfte der Sommerferien aus Holzpaletten errichten. Obendrein kann Daniel Matißik als einer der beiden HGWG-Geschäftsführer noch weitere Hintergründe zur Entwicklung dieser Fläche erläutern, schließlich leitet er hauptberuflich das Bau- und Planungsamt der Stadt Herdecke. Die hat kürzlich der heimischen Politik den Satzungsbeschluss zur Bebauung vorgelegt. Nach der Zustimmung können bald endlich die Erschließungsarbeiten beginnen.

Entwässerung klären

Schon lange warten Interessierte auf das künftige Wohngebiet, das die Stadt gemeinsam mit dem Landesbetrieb NRW Urban plant. Geduld brauchen all jene, die dort hinziehen möchten, auch weiterhin. Derzeit laufen noch Abstimmungen zur Modellierung und Erschließung des Geländes. Vor allem das Thema Versickerung beschäftigt Verantwortliche. „Wir wollen ja so viel Wasser wie möglich im Quartier belassen“, so Daniel Matißik. Mit der zuständigen Behörde des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie anderen Beteiligten geht es um Kanalfragen und die künftige Baustraße. Über die können eventuell ab Herbst oder gegen Jahresende die ersten Bagger rollen, um das felsige Areal für künftige Wohnhäuser vorzubereiten.

Kein Einzug vor 2027

Wenn Maschinen dann die sieben Gebäude für die HGWG in der Mitte des Geländes errichten, dürfte der Kalender das Jahr 2026 anzeigen. „Wir rechnen nicht mit Einzügen vor 2027“, sagt Hauptgeschäftsführer Tobias Richter, der sich auch Gedanken zu den Rahmenbedingungen macht. Dazu zählen etwa Fördergeld und Zinsfragen, die sich in den kommenden Monaten möglichst zugunsten des Millionen-Projekts entwickeln sollten.

54 Wohneinheiten der HGWG

Gemeinsam mit HGWG-Prokurist Thomas Ressel hat das Geschäftsführungs-Duo nun eine Entwurfsplanung vorgelegt. In drei Bauabschnitten sollen Am Berge 54 Wohneinheiten in einer Größenordnung von 44 bis 114 Quadratmetern Fläche entstehen. „Wichtig ist uns der Mix und eine große Bandbreite“, sagt das Trio und meint damit den Zuschnitt. In der Quartiersmitte sollen künftig Alleinstehende ebenso eine neue Unterkunft finden wie Paare oder Familien mit Kindern, die gelegentlich sogar über eine „Enliegerlösung“ und eine Art Wanddurchbruch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Oma und Opa leben könnten.

Teils gedeckelter Mietpreis

„Das Gemeinschaftswohnkonzept verfolgen wir dort zwar nicht so intensiv, wie wir es am Bahnhof in der Walter-Freitag-Straße umgesetzt haben. Es kann sich aber in Ende gerne ähnlich ergeben, aufgrund der Zuschnitte der Einheiten dürfte sich der Mehrgenerationen-Gedanke hier und da gut umsetzen lassen“, meinen Richter und Ressel. Eine Wohnfläche von insgesamt 4251 Quadratmetern will die HGWG auf dem früheren Schulgelände anbieten, etwas mehr als 60 Prozent davon (voraussichtlich 37 Einheiten) sind gefördert und bekommt einen gedeckelten Mietpreis. Aktuell liegt der bei 6,50 Euro pro Quadratmeter.

Drei Bauabschnitte

Im ersten Bauabschnitt entstehen zwei HGWG-Mehrfamilienhäuser längs zum Westender Weg. Die drei Etagen mit Staffelgeschoss bieten 22 Einheiten (13 öffentlich gefördert). Darunter befindet sich eine von zwei Tiefgaragen, insgesamt sollen diese 74 Pkw-Stellplätze bieten. In der zweiten und dritten Phase kommen dann zwei Gebäudekomplexe mit jeweils 16 Wohnungen hinzu. Besonderheit: Dieses Duo erhält drei Solitär-Anbauten. In einem davon soll es ebenerdig einen Gemeinschaftsraum und ein Büro für jene geben, die von zuhause aus arbeiten wollen. Die Begriffe dazu: Homeoffice und Co-Working-Space. In einem anderen Zusatz-Baukörper kommen Technik und zu lagernde Gegenstände unter.

So sieht die Aufteilung des Wohngebiets Am Berge aus (in gelber Schrift das HGWG-Projekt)
So sieht die Aufteilung des Wohngebiets Am Berge aus (in gelber Schrift das HGWG-Projekt) © WP Wetter/Herdecke | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Ungefähr 160 bis 165 Personen will die HGWG im Gebiet Am Berge eine neue Heimat bieten, alle erhalten entweder einen Zugang zu einem Garten, Balkon oder zu einer Dachterrasse. Die Versorgung erfolgt über Wärmepumpen, zur Ausstattung gehören neben Aufzügen noch Fußbodenheizungen sowie moderne Be- und Entlüftungen. Einer der wichtigsten Aspekte: Nachhaltigkeit. Die Wohngebäude erhalten Photovoltaik auf dem Dach, entstehen als Effizienzhaus (Fachwort: KfW 40-NH-Standard) und sollen ein Zertifikat bekomme. Mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäue, kurz QNG, will die Gesellschaft neue Wege in Sachen CO2-Verbrauch beschreiten und schon beim Materialmix besonders sorgfältig vorgehen. Ziel: ein langer Lebenszyklus, zugleich spätere Entsorgungsprobleme wie etwa im Falle von Asbest vermeiden.

Vorteile für Mieter

Mit all dem soll sich ein weiterer Vorteil ergeben: geringe Nebenkosten für Mieter. Wobei die umfangreiche Gesamtkonzeption auch mehr Geld als sonst kostet, dies könnten aber Fördermittel wohl etwas auffangen. Generell stellt dieses Projekt für die HGWG ein besonderes Unterfangen dar: „Es handelt sich um ein enormes Investitionsvolumen, wobei wir dann auch für die frei vermietbaren Wohnungen einen marktüblichen Quadratmeter-Preis aufrufen wollen“, sagt Tobias Richter.

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Erste Interessenten für das Neubaugebiet Am Berge haben sich bei der Herdecker Gesellschaft gemeldet, die setzt weitere Namen unverbindlich auf die Liste und muss womöglich am Ende der Bewerbungsphase das Los entscheiden lassen. Damit auch noch ein Blick in die künftige Nachbarschaft: Die städtischen Flächen direkt neben der HGWG-Quartiersmitte sollen bekanntlich per Ausschreibungsverfahren an externe Investoren gehen. Die Vermarktung dieser beiden Wohnstandorte soll zum Start der Erschließungsarbeiten und also womöglich noch in diesem Jahr beginnen, so Daniel Matißik.