Hagen. Der schützende kleine Wald zwischen Remberg-Friedhof und Malmedystraße in Hagen ist verschwunden. Die Anwohner sind erbost.
Die Anwohner des Remberg-Friedhofs in Hagen sind empört. Empört darüber, dass auf dem Gottesacker zahlreiche Bäume abgeholzt worden sind. Die Menschen werfen der Friedhofsverwaltung vor, in ihren Rechten verletzt worden zu sein: „Die Maßnahmen verstoßen gegen den Grundsatz, dass Eigentum verpflichtet“, sagt Annette Kraus stellvertretend für alle Nachbarn. Eigentum müsse dem Gemeinwohl dienen, das stehe sogar im Grundgesetz: „Die Friedhofsverwaltung darf sich nicht aufspielen wie ein Großgrundbesitzer.“

Der Friedhof am Remberg, an dem die evangelische, die katholische und die reformierte Kirche beteiligt sind, ist das größte und zugleich eines der ältesten Gräberfelder in Hagen. Gegründet wurde der Friedhof 1870. Hier liegen bekannte Hagener Persönlichkeiten wie der Maler Emil Schumacher (1912 bis 1999) oder der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Sportbundes, Willi Weyer (1917 bis 1987), begraben. Ein Ort der Stille, des Gedenkens, des Glaubens und der Erinnerung.
Luft aus der Innenstadt gereinigt
Doch das altehrwürdige Ambiente sehen die Anwohner durch die Fällaktion zerstört. Die abgeholzten Bäume seien gesund gewesen, behaupten sie und verweisen auf die wichtige Funktion, die Bäumen gerade in Zeiten des Klimawandels zukommt. „Im Winter haben diese Bäume als Wasserspeicher gedient und die Innenstadt vor Überflutung geschützt“, sagt Annette Kraus.

Und im Sommer hätten sie der Erosion des Bodens und der Überhitzung des Erdreichs entgegengewirkt. Vor allem für das Mikroklima an der Malmedystraße seien die Bäume von enormer Bedeutung gewesen: „Sie wirkten wie ein Luftfilter, der die Luft aus der Innenstadt vom Kohlendioxid gereinigt hat. So konnten wir hier klare, frische Luft atmen.“ Das alles sei nun zerstört worden.
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Friedhofsverwaltung weist Vorwürfe zurück
Derlei Vorwürfe will die Friedhofsverwaltung nicht auf sich sitzen lassen. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte eine Sprecherin, es habe sich um „notwendige Baumfällarbeiten“ gehandelt, die mit dem notwendigen Verantwortungsgefühl durchgeführt worden seien. Die Bäume hätten aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden müssen. Dies habe zum jetzigen Zeitpunkt geschehen müssen, da nach dem 1. März das Abschneiden oder Beseitigen von Bäumen, Gebüsch und Hecken untersagt sei. An welchen Krankheiten die Bäume litten und wie viele insgesamt abgeholzt wurden, wollte sie nicht sagen.

Zum Team der Friedhofsverwaltung zählten 13 Personen, darunter ausgewiesene Fachleute für Bäume, so die Friedhofsverwaltung. Jeder Baum auf dem Friedhof werde jedes Jahr auf seinen Zustand hin überprüft, auch die jetzt abgeholzten Bäume an der Malmedystraße seien über Jahre beobachtet und „nicht mal eben“ gefällt worden. Außerdem erklärt die Sprecherin der Friedhofsverwaltung: „Und das Ganze ist in meinen Augen auch nicht wert, in der Öffentlichkeit diskutiert zu werden.“
Das Umweltamt der Stadt Hagen wurde zudem im Vorfeld der Arbeiten über die Maßnahmen informiert. Die Bäume, um die es geht, hätten keinerlei Schutz unterlegen, so Umweltamtsleiter Thomas Köhler: „Im Grunde kann der Eigentümer dort machen, was er will. Wir haben keine Möglichkeit, regulierend einzugreifen.“
Das sehen die Anwohner naturgemäß kritisch. Wenn die Bäume tatsächlich an irgendeiner Krankheit gelitten hätten, dann hätte man ja durchaus einige Äste einkürzen können, argumentiert Martin Krause: „Aber man muss doch nicht gleich alles komplett fällen. Wenn Baumpflege in Hagen Kahlschlag bedeutet, dann weiß ich auch nicht weiter.“