Hagen-Mitte. . Nach Jahren der relativen Ruhe haben Grabschänder auf dem Friedhof am Remberg zugeschlagen und zahlreiche Bronzegegenstände mitgehen lassen.
- Grabschänder haben auf dem Friedhof am Remberg ihr Unwesen getrieben
- Sie stahlen u.a. eine 116 Jahre alte Statue des Bürgermeisters Prentzel
- Polizei hat wenig Hoffnung, die Täter dingfest machen zu können
Jahrelang herrschte relative Ruhe an der Buntmetall-Front, doch jetzt hat eine offenbar wohlorganisierte Bande wieder zugeschlagen: Vom Remberg-Friedhof wurden in der Nacht zum Dienstag zahlreiche Vasen, Statuen und Leuchten aus Bronze gestohlen. Von den Tätern und ihrer Beute fehlt jede Spur. „Ich arbeite seit viereinhalb Jahren hier, es ist das erste Mal, dass ich das erleben muss“, berichtete Friedhofsverwalterin Birte Hoffmann-Bahr.
Spektakulärstes Beutestück der Grabschänder ist eine gut 50 Zentimeter hohe Skulptur des ehemaligen Hagener Bürgermeisters August Prentzel aus dem Jahr 1900, die die Täter, wahrscheinlich mit einer Flex, fachmännisch von ihrem Sockel schnitten. Die große Grablege von Prentzel und seiner Frau Marie gehört zu den bekanntesten Ruhestätten auf dem Friedhof und wird vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) gepflegt, der massive Grabstein aus schwarzem Granit mit der jetzt fehlenden Figur steht unter Denkmalschutz. Auffallend ist, dass die schwere Bronzekette, die die Gruft umgibt, nur noch im vorderen Abschnitt vorhanden ist. Nach Auskunft der Friedhofsverwalterin wurden die übrigen Glieder bereits vor etlichen Jahren entwendet und anschließend nicht erneuert.
Auf mindestens 20 weiteren Gräbern schnitten die Diebe bronzene Plastiken und Gefäße von ihren Sockeln. Den meisten Angehörigen dürfte die Zerstörung der Ruhestätten noch gar nicht aufgefallen sein, sie werden in den nächsten Tagen von der Polizei informiert. Entdeckt wurden die ersten zerstörten Gräber von Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung, die zunächst davon ausgingen, dass ein Drogensüchtiger mal eben 50 Euro brauchte: „Erst nachdem wir feststellen mussten, dass sogar die massive Prentzel-Statue gestohlen wurde, war uns das Ausmaß klar und dass hier eine Bande am Werk gewesen sein muss“, so Birte Hoffmann-Bahr: „Zwei Weltkriege hat die Statue überstanden, jetzt ist sie über Nacht verschwunden.“
August Prentzel
Der 1843 in Hannover geborene August Prentzel war von 1876 bis 1900 Bürgermeister von Hagen. Die Stadt hatte damals rund 25 000 Einwohner.
Die Amtsperiode dauerte damals zwölf Jahre, Prentzel wurde dreimal gewählt: 1876, 1888 und 1900. Kurz nach seiner dritten Wahl verstarb er.
Die Friedhofsverwalterin geht davon aus, dass die Diebe mit einem Auto über den Friedhof gefahren sein müssen, um die schweren Bronzestücke abzutransportieren. Doch es ist ihr ein Rätsel, wie sie das bewerkstelligt haben könnten, denn das Einfahrtstor wird um 17 Uhr geschlossen, die Drehtüren für Fußgänger um 18.30 Uhr. Erst um 6.30 Uhr in der Frühe ist der Friedhof wieder zugänglich.
Nur zum Stehlen in Hagen
Die Kripo dagegen hält es für wahrscheinlich, dass die Diebe die schwere Prentzel-Skulptur und die anderen Stücke zur Friedhofsmauer bzw. zum Zaun geschleppt haben und dann mitsamt ihrer Beute über diese hinweggeklettert sind. Große Hoffnungen, die gestohlenen Gegenstände wiederzuerlangen bzw. die Täter zu fassen, machen sich die Ermittler nicht. Wahrscheinlich seien die Teile zu einem Ofen in den Niederladen gebracht und bereits eingeschmolzen worden, so Polizeisprecher Ulrich Hanki: „Die Bronze wird dann in Form von Barren, Rollen oder Klumpen weiterverkauft.“ Anders als früher handele es sich bei den Diebesbanden nicht um örtliche Drogensüchtige, sondern um reisende Täter aus dem Ausland, die Hagen nur aus einem einzigen Grund und für wenige Stunden einen Besuch abstatteten: um zu stehlen.