Hagen. Ein Friedhof ist auch nicht mehr das, was er mal war. Eingefasste Gräber mit stattlichen Grabsteinen, auf denen der Name der Verstorbenen mit Geburts- und Todesdatum eingemeißelt ist, werden immer seltener nachgefragt. Urnenbestattungen – häufig anonym – machen inzwischen rund 60 Prozent aller Beerdigungen in Hagen aus.
Die Kommission des altehrwürdigen, 1870 gegründeten Remberg-Friedhofs hat auf die veränderte Bestattungskultur reagiert und bietet neue Formen der Beisetzung an. „Es ist wichtig, dass die Würde des Ortes erhalten bleibt“, sagt Birte Hoffmann (27), seit Mitte August Friedhofsverwalterin am Remberg. „Wir haben Platz und müssen nicht jeden Quadratmeter ausnutzen.“
Der Trend zum Urnengrab hat vor allem pragmatische Motive. Es erfordert keinen großen Pflegeaufwand, und das Umfeld der Grabstätte hält die Friedhofsverwaltung mindestens 25 Jahre lang in Ordnung. „Viele Menschen wollen ihren Angehörigen die aufwendige Obhut für ihr Grab nicht zumuten und legen deshalb vor dem Tode fest, dass ihre Leiche verbrannt werden soll“, so Birte Hoffmann. Auf die persönliche Note oder individuelle Gestaltung der Grabfläche muss deshalb niemand verzichten, Denkmäler, Anpflanzungen oder Sitzmöglichkeiten können den Charakter einer Ruhestätte bestimmen.
Ein Ort der Stille
Auf dem Remberg scheint der Spagat zwischen dem traditionellen Erscheinungsbild des Friedhofs und den modernen Urnengräbern gelungen. Die Verwaltung bemüht sich, alte und schöne Grabsteine, deren zugehörige Gräber von den Angehörigen aufgegeben wurden, zu konservieren und sie auf den Urnenfeldern aufzustellen. Mit einem Denkmal des ehemaligen evangelischen Pfarrers Wolff ist das ebenso geschehen wie mit dem Monument der Familie Halfmann. Und auch unter einer uralten Zeder haben Urnen eine würdige Ruhestätte gefunden, Sarggräber hätte man hier wegen des Wurzelwerks nicht mehr anlegen können.
Die Gebührenordnung des konfessionellen Remberg-Friedhofs, an dem die evangelische, die katholische und die reformierte Kirche beteiligt sind, fußt seit gut zwei Jahren auf einem Berechnungsmodell, das Urnenbestattungen ebenso teuer macht wie Sargbegräbnisse. Die einst wesentlich billigeren Urnengräber verbrauchen zwar kaum Gelände. Paradoxerweise treiben sie die Kosten für den Friedhofsbetreiber dadurch in die Höhe, weil der jeden, nicht für ein Grab genutzten Quadratmeter Boden auf eigene Rechnung pflegen lassen muss.
Insofern ist der Remberg-Friedhof trotz der Stelen, Urnensteine und Baumgräber das, was er immer war: ein Ort der Stille, des Gedenkens, des Glaubens und der Erinnerung.