Hohenlimburg. Die Stadt Hagen spricht sich für den Ahm als künftige Erweiterungsfläche des Steinbruchs Oege aus. Gegenwind kommt aus der Lokalpolitik:

Schützenswertes Erholungsareal oder Abbaugebiet der Hohenlimburger Kalkwerke für wichtige Baustoffe? Das ringen um die Zukunft des Gebiets auf dem Ahm in Letmathe geht in die nächste Runde. Nun sprach sich die Stadt Hagen dafür aus, den Ahm im neuen Regionalplan als mögliche Erweiterungsfläche (“Vorranggebiet“) für den Steinbruch in Oege festzulegen. Ein Votum gegen den Regionalrat Arnsberg, der den Ahm lediglich als „Vorbehaltsgebiet“ für künftigen Rohstoffabbau reservieren will. Rückenwind für den Plan des Regionalrats kommt dagegen aus der Bezirksvertretung Hohenlimburg.

Abbaugebiet für Baumaterial

Die Hohenlimburger Kalkwerke nutzen den Steinbruch Steltenberg für den Abbau von Kalkstein, der im Straßen-, Häuser-, Garten- und Landschaftsbau verwendet wird. Um diesen Standort langfristig zu erhalten, müssen neue Abbaubereiche erschlossen werden. Deshalb wollen die Kalkwerke künftig tiefer im Steinbruch Kalkstein abgraben. Pläne, die wie mehrfach berichtet von Anwohnern und der Bürgerinitiative zum Erhalt des Ahm kritisiert werden. Das Genehmigungsverfahren läuft.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen auf den Absatzmärkten für die Produkte der HKW Gruppe, insbesondere im Straßen- und Brückenbau, muss die schnelle regionale Verfügbarkeit langfristig gewährleistet werden und sollte nicht durch zusätzlichen planerischen Aufwand erschwert werden.“

Stellungnahme der Stadt Hagen
empfiehlt eine Erweiterungsfläche des Steinbruchs Steltenberg auf dem Ahm

Dass über den Steinbruch hinaus der angrenzende Ahm in Letmathe künftig als Abbaugebiet zur Verfügung stehen soll, dafür sprach sich die Stadt Hagen in einer Stellungnahme aus. „Vor dem Hintergrund der aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen auf den Absatzmärkten für die Produkte der HKW Gruppe, insbesondere im Straßen- und Brückenbau, muss die schnelle regionale Verfügbarkeit langfristig gewährleistet werden und sollte nicht durch zusätzlichen planerischen Aufwand erschwert werden“, so die Verwaltung.

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Stadt will Erweiterungsfläche

Das betroffene Gebiet auf dem Ahm abzustufen zu einem „Vorbehaltsgebiet“, wie vom Regionalrat gefordert, würde aber zu Planungsmehraufwand führen und sei daher kontraproduktiv, so die Stadt. Als Vorbehaltsgebiet bliebe diese Fläche zwar langfristig für den Rohstoffabbau reserviert, allerdings bräuchte es ein umfangreiches Regionalplan-Änderungsverfahren, bevor dort Kalkstein abgebaut werden kann. Dagegen plädiert die Stadt Hagen dafür, den Ahm im neuen Regionalplan als Abbaugebiet festzulegen „und damit die oberflächennahe mineralische Lagerstätte auch zur Versorgung künftiger Generationen langfristig zu sichern.“

Damit bleibt die Stadt Hagen jener Linie treu, die sie schon zum Im ersten Entwurf des Regionalplans war auf dem Stadtgebiet von Iserlohn angrenzend an den Steinbruch Steltenberg (Hohenlimburger Kalkwerke) ein Bereich zur Sicherung und zum Abbau oberflächennaher Bodenschätze (BSAB) festgelegt

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Die Hohenlimburger Kalkwerke bauen im Steinbruch Steltenberg seit Jahren Kalkstein für die Bauwirtschaft ab. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Lokalpolitik will Reservefläche

Dass der Regionalrat den Ahm zu einer Reservefläche abstufen will, halten die Bürger für Hohenlimburg (BfHo) dagegen für nachvollziehbar. Schließlich wäre damit eine Erweiterung in der Zukunft nicht ausgeschlossen, sagt Frank Schmidt, Bürger für Hohenlimburg (BfHo). Die Kalkwerke hätten aktuell Ressourcen, die sie abbauen können, und stünden kurz vor der Genehmigung von dem Abbau in die Tiefe. „Wenn die bestehenden Ressourcen und der Abbau in die Tiefe an ihr Ende kommen, dann kann man das Verfahren wieder in Gang setzen und aufgreifen.“

Pläne für Vertiefung

Die Kalkwerke wollen im Steinbruch Steltenberg bis zu 108 Meter tiefer als bisher genehmigt Kalkstein abbauen und damit den Grundwasserspiegel unterschreiten. Das Genehmigungsverfahren bei der Stadt Hagen läuft. „Eine Entscheidung über die Vertiefung ist bisher nicht getroffen worden“, so Franziska Michels, Sprecherin Stadt Hagen. „Die Planfeststellung befindet sich derzeit im Abwägungsprozess. Wann dieser abgeschlossen sein wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.“

HKW will Planungssicherheit

Eine Strategie, die Hans Christian Lange, HKW-Geschäftsführer nicht zielführend erscheint. „Das passt nicht mit den Vorgaben der Landesregierung zusammen“, betont Lange auf Anfrage. Demnach müsste der neue Regionalplan ausreichend Abgrabungsbereiche festlegen, um Wirtschaft und Bevölkerung für mindestens 35 Jahre mit Rohstoffen zu versorgen. „Allein mit einer Vertiefung ließe sich der Bedarf aber nicht für 35 Jahre sichern“, braucht es für den HKW-Chef auch Planungssicherheit für eine mögliche Erweiterung in die Fläche.

Zwar ließe sich eine erneute Änderung des neuen Regionalplans in der Zukunft anstreben, jedoch dürfte das nötige Verfahren wieder Jahre dauern, fürchtet Lange. „Der alte Regionalplan ist 26 Jahre alt und der neue noch nicht verabschiedet. Für eine Änderung müssten dann wieder erst alle Beteiligten gehört werden.“ Dabei wäre die Änderung des Ahm zum Vorranggebiet im Erfolgsfall nur die Voraussetzung für ein Genehmigungsverfahren, „das wiederum Jahre dauern würde.“

Hagener Rat entscheidet

Die Bezirksvertretung lehnte die Stellungnahme der Stadt, die ein Vorranggebiet auf dem Ahm empfiehlt, ab. BfHo und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) stimmten gegen die Stellungnahme, die anderen Fraktionen (CDU, SPD, Hagen Aktiv, AfD) enthielten sich. Das Schreiben wird noch im Umwelt- und im Stadtentwicklungsausschuss beraten. Ob die Stellungnahme letztlich als Position der Stadt an die Bezirksregierung abgeschickt wird, darüber entscheidet der Hagener Rat in seiner Sitzung am 20. Februar.